Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
Zigarette aus seiner Tasche. Er spürte, wie ihm das Adrenalin durch die Adern pulsierte, als nach dem dreizehnten Klingeln endlich abgenommen wurde.
Deleu bat Bosmans, so schnell wie möglich ein Team der Spurensicherung vorbeizuschicken. »Vielleicht finden wir hier noch brauchbare Fingerabdrücke.« Dann hörte er gespannt zu, was der Untersuchungsrichter für Neuigkeiten für ihn hatte.
Währenddessen rutschte Vangeffelen nervös auf seinem Stuhl hin und her. Was die Direktion wohl zu dieser Farce sagen würde?
»An und im Schließfach. Ja, okay. Ja, Jos!« Nach dem Telefonat starrte Deleu noch eine Weile gedankenverloren vor sich hin.
»War das alles? Sind wir jetzt fertig?« Vangeffelen versuchte zum dritten Mal, das Gespräch zu beenden.
»Noch lange nicht. Sie können schon mal Ihre Frau anrufen und Bescheid sagen, dass es später wird«, antwortete Deleu unbeeindruckt.
Der Filialleiter schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und stammelte: »Was soll das heißen?«
»Ein Team von der Spurensicherung kommt gleich vorbei, um das Schließfach auf Fingerabdrücke zu untersuchen.«
Seufzend fasste sich der Filialleiter an die ergrauenden Schläfen und versank noch tiefer in seinem Bürostuhl. Wie ein misslungenes Soufflé, dachte Dirk Deleu und musste über diesen spontanen Vergleich lächeln.
Vangeffelen, das personifizierte Selbstmitleid, sah das abendliche Tennisspiel ins Wasser fallen und murmelte: »Verdammter Mist.«
»Na schön«, wischte Deleu Vangeffelens Stoßseufzer beiseite, »und jetzt zur Sache. Ich gehe mal davon aus, dass Nadine Versluys hin und wieder Aktien bei Ihnen gekauft hat?«, fragte Deleu. »Darüber brauche ich sämtliche verfügbaren Informationen. Von welchen Unternehmen, Stückzahl, Wert, Seriennummern, kurzum, alles.«
»Danach müssen Sie unseren Börsenspezialisten Bert Jacobs fragen. Der weiß über alle Investitionen von Juffrouw Versluys Bescheid. Aber auch das dürfte Ihnen nicht weiterhelfen, denn soweit ich weiß, hatte sie bei uns ein ganz normales Depot.«
Deleu schaute sein Gegenüber fragend an.
»Sie wissen schon«, antwortete der Filialleiter gereizt.
»Aktien werden nicht als echte Papiere ausgegeben, sondern immateriell gehandelt.«
Deleu ließ diese Erklärung kurz auf sich wirken.
Als er nicht sofort antwortete, hakte Vangeffelen grinsend nach: »Sie sind mit diesen Formen der Geldanlage wohl nicht vertraut?«
Es klang herablassend, und genauso hatte der Bankier es auch gemeint.
Deleu, dem so schnell keine Erwiderung einfiel, starrte Vangeffelens fantasielose Krawatte an, dunkelgrau mit unauffälligem Streifenmuster, ignorierte die Bemerkung und fragte: »Ist noch etwas drin im Depot?«
»Natürlich nicht«, antwortete Vangeffelen grinsend. Er schien langsam Gefallen an der Situation zu finden. »Sonst hätten wir es längst von uns aus eingefroren.«
»Natürlich«, fauchte Deleu ironisch.
»Hören Sie, Inspecteur, Ihnen muss doch klar sein, dass eine Bank kein Wohltätigkeitsverein ist. Und auch keine Behörde. Wir haben jeden Monat beachtliche Fixkosten …«
»Heben Sie sich Ihre Ansprache lieber für Ihre wohlhabenderen Kunden auf, Mijnheer Vangeffelen. Mir als unterbezahltem Beamten ist damit wirklich nicht gedient.«
Der Filialleiter nieste, wühlte in der Hosentasche herum und schneuzte sich übertrieben laut die Nase. Nachdem er das Taschentuch wieder eingesteckt hatte, betastete er routiniert seinen Scheitel, genauso wie bereitszuvor, als Dirk Deleu ihn auf seinen Platz verwiesen hatte.
Deleu lächelte und musterte den Mann von Kopf bis Fuß, bis Vangeffelen nicht mehr wusste, wohin er den Blick wenden sollte.
»Tragen Sie eigentlich ein Toupet, Mijnheer Vangeffelen?«, fragte er dann.
Von der Bemerkung aus dem Konzept gebracht, wurde der Filialleiter blass um die Nase und stotterte: »Hat das einen Einfluss auf Ihre Ermittlungen? Lassen Sie uns lieber bei den Fakten bleiben.«
»Ach ja, richtig. Könnte ich bitte Ihren Börsenspezialisten sprechen?«
Vangeffelen wählte eine Nummer, trommelte mit den polierten Fingernägeln gelangweilt auf dem Schreibtisch herum und verschob ein offiziell aussehendes Dokument um etwa einen Millimeter.
Deleu, der Perfektionisten nicht ausstehen konnte, bekam eine Gänsehaut. Seinem Gefühl nach war das Dokument bereits mit an Wahnsinn grenzender Genauigkeit in eine Ecke eingepasst. Überhaupt sah das ganze Büro so übertrieben sauber und ordentlich aus, als hätte der Mann sonst
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