Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo

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nichts zu tun. Vielleicht war er doch kein eiskalter Geschäftsmann.
    »Bert, wie lange dauert es noch bei dir? Bitte komm anschließend sofort in mein Büro.« Vangeffelen knallte den Hörer auf die Gabel. »Bert Jacobs hat in zehn Minuten Zeit für Sie.«
    Deleu zeigte auf die Umsatzübersicht und fragte nachdem Zahlenschlüssel für die Ziffern neben den abgebuchten Beträgen. Vangeffelen erklärte, dass der Code 198 neben den 800 Euro eine Zahlung mit der goldenen Eurocard bedeutete, die Zahl 150 neben den 1500 Euro eine Zahlung mit Visacard und die 143 neben den 25 000 Euro eine Agi-Überweisung.
    »Was ist eine Agi-Überweisung, Mijnheer Vangeffelen?«
    »Eine Überweisung an ein anderes Geldinstitut, meist im Ausland.«
    »Können Sie mir auch sagen, wo?«
    »Nein, aber das könnte ich heraussuchen lassen«, seufzte Vangeffelen und betonte die Wörter »könnte« und »lassen«.
    »Wenn ich Sie also richtig verstehe, hat Nadine Versluys im letzten Monat kein Bargeld mehr persönlich abgehoben, jedoch einmal eine Überweisung über fünfundzwanzigtausend Euro getätigt. Wissen Sie, ob Juffrouw Versluys das Überweisungsformular persönlich abgegeben hat?«
    »Entschuldigung, das weiß ich nun wirklich nicht. Ich habe anderes zu tun. Mit derartigen Nebensächlichkeiten halte ich mich nicht auf.«
    »Aha, eine Überweisung in Höhe meines Jahreseinkommens ist für Sie also eine Nebensächlichkeit?«, erwiderte Deleu spontan. »Mein Gott, da habe ich Sie doch tatsächlich unterschätzt. Aber jetzt mal Spaß beiseite. Ich brauche sämtliche Originaldokumente, möglichst bis morgen.«
    »Das wird leider nicht gehen«, verkündete Vangeffelen mit reptilienhaftem Grinsen.
    »Ach?«, erwiderte Deleu mindestens ebenso überheblich und fixierte dabei starr den Haaransatz seines Widersachers, der sich unter seinem Blick sichtlich unbehaglich fühlte.
    »Solche Unterlagen werden auf Mikrofilm festgehalten und die Originale anschließend sofort vernichtet.«
    »Wenn ich als Kunde eine Überweisung reklamiere, können Sie mir demnach nichts zum Beweis vorlegen und müssen mir das Geld zurückzahlen?«, fragte Deleu spöttisch.
    Vangeffelen sah dem Ermittler direkt ins Gesicht und sagte: »Das haben schon viele vor Ihnen versucht. Fragen Sie mal Ihren Kollegen Bulthé und seine Mitarbeiter. Ich kann Ihnen jederzeit Fotokopien beschaffen, wenn Sie es wünschen.«
    »Tun Sie das. Und bitte bis morgen. Kann ich jetzt mit Ihrem Börsenfachmann sprechen?«
    Der Filialleiter seufzte, wählte erneut die Nummer von Bert Jacobs und betastete gedankenverloren seinen Haaransatz.

7

    Walter Vereecken manövrierte seinen Rollstuhl ungeschickt durch die schmale Türöffnung. Deleu fasste sogleich nach den Griffen, um dem Kollegen zu helfen, aber Vereeckens vielsagender Blick ließ ihn zögern.
    Deleu wusste nicht, wohin mit seinen Händen, und fragte übertrieben fröhlich: »Na, Walter, wie geht’s?« Vereecken stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich kann zufrieden sein, dass ich noch lebe. Was will man mehr?« Der Ermittler nickte nur und betrachtete verstohlen die Narbe auf Vereeckens Kopf. »Es ist wirklich ein wahres Wunder, dass du das überlebt hast.«
    »Die Arbeit im Außendienst kann ich natürlich vergessen. Die Spezialisten haben mir klipp und klar gesagt, dass ich nie wieder laufen werde.«
    Deleu rang um die passende Antwort und schwieg verlegen.
    »Na ja, jetzt weiß ich wenigstens, woran ich bin«, fügte Vereecken gelassen hinzu.
    Dirk Deleu musste sich, schamrot im Gesicht, eingestehen, dass er sich seit dem heimtückischen Überfall auf Walter Vereecken kein bisschen um ihn gekümmert hatte. Das peinliche Schweigen lastete immer schwerer auf ihnen, als zöge sich der Himmel tiefschwarz zu und warte nur auf den erlösenden ersten Blitz.
    Plötzlich ging die Tür auf. Jos Bosmans stürmte in sein Büro, unmittelbar gefolgt von einem geradezu überirdisch hübschen weiblichen Wesen: stahlblaue Augen, halblange, asymmetrisch geschnittene Haare, volle Lippen und eine Figur, wie man sie sonst nur auf den Titelseiten der Modezeitschriften fand. Deleu schluckte hörbar. Er sah, wie Vereecken der Unterkiefer herunterklappte. Doch dann zwinkerte dieser ihm zu und salutierte, wodurch sich die Situation augenblicklich entspannte. Deleu knallte die Hacken zusammen und salutierte ebenfalls. Für einen Moment schien es, als ob das attraktive Wesen darauf hereinfallen und ebenfalls grüßen würde. Die Frau runzelte die makellose