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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Lippenstiftspuren aufwies, auf die Untertasse.
    »Sie glauben also, dass wir es hier mit einem Psychopathen zu tun haben?«, fragte Jos Bosmans überflüssigerweise.
    »Zweifellos«, antwortete die Gerichtspsychologin.
    »Alle Anzeichen weisen darauf hin.«
    »Welche genau?«, hakte Nadia Mendonck nach.
    Evelyne Pardieu fuhr sich mit den zierlichen Fingern durch die auberginefarbenen Locken, schob die Brille auf die Nasenwurzel und dachte angestrengt nach. »Zum einen die Verstümmelungen. Meiner Meinung nach wurden in keinem der beiden Fälle den Frauendie Verletzungen nur zufällig zugefügt. Sie wurden vorher genau geplant und sollten dazu dienen, die Identifikation der Opfer zu erschweren.«
    »Können wir den Täter überhaupt als gewöhnlichen Mörder betrachten?«, fragte Bosmans, auf einen Ellbogen gestützt.
    »Im Grunde schon«, antwortete Evelyne Pardieu überzeugt. »Außerdem gibt es ein Motiv: materielle Bereicherung.«
    »Welcher Personenkreis kommt am wahrscheinlichsten für ein solches psychopathisches Verhalten in Frage?«, erkundigte sich Bosmans. »Mit anderen Worten: Nach welchem Tätertyp sollen wir suchen? Gibt es eine bestimmte Personengruppe, die für derartige Verbrechen prädestiniert ist?«
    Evelyne Pardieu zog ihre sorgfältig gezupften Augenbrauen hoch und nippte an ihrem Tee. »Psychopathen findet man in sämtlichen Bereichen der Bevölkerung, Mijnheer Untersuchungsrichter. Sie kommen in allen Rassen, Kulturen und ethnischen Gruppierungen vor. Unabhängig vom jeweiligen Einkommen oder dem sozialen Status. Es lässt sich allerdings feststellen, dass fünfzehn bis zwanzig Prozent aller Häftlinge oder vielmehr Exhäftlinge psychopathische Verhaltensweisen zeigen. Das wäre in jedem Fall ein interessanter Denkansatz. Außerdem kommt diese Verhaltensstörung häufig bei Drogendealern vor, ebenso wie bei Kinderschändern, Vertretern, die unter hohem Druck stehen, Söldnern, korrupten Polizeibeamten, Ärztenund Anwälten, die es mit ihrem Berufsethos nicht so genau nehmen, korrupten Politikern, Terroristen, Sektenführern, Stars und einigen anderen Personengruppen, die mir auf Anhieb nicht einfallen. Wie Sie sehen, lässt sich das leider nicht so genau sagen. In jedem von uns steckt eine gewisse psychopathische Veranlagung, nur dass die meisten Leute diese zu kontrollieren wissen und sich nicht in blinde Mordlust hineinsteigern. Jeder von uns hat doch schon mal einen Chef mit psychopathischen Zügen gehabt, wenn man sich’s recht überlegt, oder?«
    Alle Köpfe drehten sich in Bosmans’ Richtung. Der Untersuchungsrichter blickte mit einem Seufzer zur Decke.
    »Meinen Sie, unser Psychopath ist ein Serienmörder?«, fragte Deleu.
    »Tja, das ist eine schwierige Frage. Für Serientäter ist meist eine Reihe von Eigenschaften kennzeichnend. Die typischste ist, dass es immer ein nächstes Opfer geben wird. Ein Serienmörder wird niemals aufhören zu morden, es sei denn, er wird durch äußere Umstände dazu gezwungen.«
    »Welche Umstände könnten das sein?«, fragte Bosmans interessiert.
    »Wenn der Mörder zum Beispiel wegen eines anderen Vergehens inhaftiert wird, aber auch, wenn er einen anderen sozialen Status erlangt. In diesem Fall kommt es meist zu einer
cooling-down-
oder
cooling-off
-Phase, doch das Morden wird auf jeden Fall weitergehen.Manchmal vergehen mehrere Jahre bis zu seiner nächsten Tat. Aber es führt kein Weg daran vorbei: Es wird immer ein nächstes Opfer geben.«
    Walter Vereecken räusperte sich vernehmlich. Evelyne Pardieu sah ihn an und wandte verlegen den Blick ab. Sie hatte den Faden verloren.
    »Es wird immer ein nächstes Opfer geben«, half Deleu ihr auf die Sprünge.
    »Ja, genau. Serientäter agieren fast immer allein. Materielle Aspekte spielen dabei allerdings so gut wie nie eine Rolle. Ein Serientäter braucht das Morden, wie wir Wasser oder Sauerstoff brauchen. Dieses Bedürfnis wird meistens durch Zwangsvorstellungen genährt, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg allmählich verstärken. Daher sind die Motive eines solchen Täters selten klar erkennbar und meist seinem labilen seelischen Zustand zuzuschreiben. Genau dies ist das Rätsel, das wir zu verstehen und zu lösen versuchen. Warum hat ein bestimmter Serientäter irgendwann mit dem Morden angefangen? Aber damit erzähle ich Ihnen sicherlich nichts Neues, nicht wahr, Inspecteur Deleu?«
    Dirk Deleu schrak aus seinen Gedanken auf. »Nein, natürlich nicht.«
    Evelyne Pardieu runzelte die

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