Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
hielt Nadia Mendonck das Päckchen unter die Nase. Sie schüttelte den Kopf. »Ich rauche nicht.«
»Stimmt ja, Rauchen ist aus der Mode.«
»Und mit Drogen habe ich auch nichts im Sinn.«
Dirk Deleu inhalierte tief und ging mit seinem Schweigen erneut einer Konfrontation aus dem Wege.
»Bitte entschuldige, dass ich dich so direkt frage, du scheinst nicht an so was gewöhnt zu sein. Es ist einfacheine Angewohnheit von mir. Ich bin ziemlich frei erzogen worden.«
»Bist du verheiratet?«, fragte Deleu zurück und versuchte damit, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
»Um Gottes willen, nein!«, antwortete sie und wippte rhythmisch zu den Klängen von »Angie«, den Blick unverwandt auf den sich windenden, halb nackten Jagger-Verschnitt auf der Bühne gerichtet.
»Stehst du auf solche Oldies?«, brüllte der Ermittler ihr ins Ohr.
Sie beantwortete stattdessen seine vorherige Frage: »Ich habe allerdings einen festen Freund, falls dich das interessiert. Er ist derzeit arbeitslos. Trägt Tätowierungen. Wahrscheinlich hängt er gerade in seiner Stammkneipe halb besoffen über dem Kicker.«
»Über dem was?«
»Dem Kicker … Tischfußball! Du weißt schon, dieses blöde Spiel mit den kleinen Männchen an Stäben, die man andauernd in den Bauch gerammt bekommt, so dass man sich mit dem Öl die Klamotten ruiniert. Viele hübsche Frauen hier, findest du nicht?«
»Äh, ja, schon«, antwortete Dirk Deleu unsicher. Er blickte auf seine Rolex, stellte fest, dass es halb drei Uhr morgens war, und dachte daran, wie früh er am nächsten Tag aufstehen musste. Barbara würde bald entlassen werden, und zu Hause sah es immer noch aus wie bei Hempels unterm Sofa. Verzweifelt fragte er sich, wohin dieses »nach der Arbeit mit der neuenKollegin ein Gläschen trinken! noch führen sollte. Nadia Mendonck machte jedenfalls keine Anstalten aufzubrechen, und das Cirque Belge wurde nicht etwa leerer, sondern immer voller.
»Wie alt bist du eigentlich, Nadia?«
»Uralt.«
»Wie uralt?«, fragte Deleu dämlich und schämte sich für seinen kriecherischen Tonfall.
»Fünfundzwanzig.«
»Hm … Ich habe Hunger. Wollen wir vorne im Restaurant was essen?«
»Gute Idee. Die Männer hier hängen mir sowieso zum Hals raus. Die sind nur auf das Eine aus. – Nicht, dass ich generell dagegen wäre.«
»Wogegen?«, fragte Deleu stotternd.
»Gegen Sex natürlich. Aber keine Sorge, du bist nicht mein Typ. Mein Freund ist mir immer noch der Liebste. Der kann zwar nerven und lässt oft ganz schön den Macho raushängen, ist aber insgesamt harmlos.«
Nadia Mendonck, der neue aufgehende Stern am Polizeifirmament, stürzte resolut ihr Agnus herunter und marschierte, ohne eine Miene zu verziehen, hin über ins Restaurant.
Deleu konnte ihr in dem Gewühl kaum folgen, und ihr nächster Satz ging in dem Stimmengewirr unter.
»Was hast du gesagt?«
»Die Männer hier sind wirklich das Allerletzte.«
»Danke«, rief Deleu. »Ein Glück, dass ich ein eingefleischter Schwuler bin.«
»Ach, weißt du, eigentlich stehe ich auf unverbindlichen Sex. Es gibt einfach nur zu wenige gut aussehende Männer auf der Welt. Normalerweise würde ich mich nie mit jemandem wie dir einlassen.« Nadias laute Bemerkung hallte in dem leeren Restaurantbereich wider, und sie musterte ihren Kollegen mit schalkhaftem Lächeln. Die Enttäuschung in seinem Blick war ihr nicht entgangen. »Nimm’s nicht persönlich, okay? Die meisten Männer sind nur darauf aus, eine Frau so schnell wie möglich ins Bett zu bekommen, und vergessen dabei, dass sie aussehen wie ausgediente Staubsauger.«
Sie suchten sich einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants und studierten schweigend die Speisekarte. Der schlanke, dunkelhäutige Ober eilte mit wiegenden Hüften davon, nachdem er ihre Bestellung aufgenommen hatte.
Nadia Mendonck schaute ihm lächelnd hinterher. »Der wäre zum Beispiel was für mich«, bemerkte sie. »Mit einem Farbigen war ich noch nie zusammen.«
»Die sollen ja einen ziemlich Großen haben«, warnte Deleu mit belehrend erhobenem Zeigefinger.
»Männer, oje! Was hat das denn damit zu tun? Es geht doch um was ganz anderes. Diese glänzenden Haare, diese dunkelbraune Haut! Einfach faszinierend.«
»Hauptsache, du schützt dich gut vor Aids«, murmelte Dirk Deleu, dem die Worte leid taten, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Seine Kollegin sah ihn so mitleidig an, als wäre er ein uralter, inkontinenter Greis.
»Was hältst du eigentlich von
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