Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
Vom Netzwerk:
unserem Fall?« Er wechselte abrupt zu einem unverfänglicheren Thema.
    »Ich weiß nicht. Im Grunde habe ich noch zu wenig Erfahrung mit Mordfällen. Wie kommt es eigentlich, dass du so ein Fachmann für Serienmörder bist?«, fragte sie. Ihr Blick ruhte anzüglich auf ihm.
    Deleu zeigte ihr sein Gesicht im Profil: »Hast du dir eigentlich schon mal meine Nase genauer angeschaut?«
    Nadia Mendonck prustete los und wollte sich schier ausschütten vor Lachen. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie plötzlich besorgt hinüber zur Bar.
    »Schweinenase kommt zu uns rüber«, sagte sie mit einem bedrückten Lächeln. »Das gibt Ärger, ich erlebe das nicht zum ersten Mal. Mist, wenn bloß Rutger hier wäre. Dann wäre das Problem schnell gelöst.«
    »Ist dein Freund so ein toller Typ?«, fragte Deleu, rieb sich die Augen und seufzte.
    Der Chardonnay kam ihm so langsam zu den Ohren heraus. Zum Glück brachte der Kellner eben den bestellten Kaffee.
    Der Typ mit der Schweinenase setzte sich mit zwei sturzbetrunkenen Begleitern an den Nebentisch.
    Er verlor keine Zeit. »He, Kleine, wollen wir beide nicht ein bisschen Spaß zusammen haben? Oder stehst du mehr auf magere Bürohengste? Was hat er denn zu bieten, dein neuer Freund? Eine große Klappe, einen dicken BMW oder einen großen Schwanz? He, Schwulette, hat’s dir die Sprache verschlagen?«
    Er versetzte Deleu, der sich prompt an dem kochend heißen Kaffee verschluckte, einen harten Schlag gegen die Schulter.
    Doch keine Sekunde später fasste Schweinenase sich mit einem Schmerzensschrei in das verbrühte Gesicht und wälzte sich brüllend, fluchend und strampelnd auf dem Boden.
    Seine beiden Begleiter wirkten mit einem Schlag ernüchtert und taxierten Dirk Deleu wie einen feuerspeienden Drachen, der gerade vor ihren Füßen gelandet war.
    Deleu zerrte die entsetzte Nadia Mendonck grob von ihrem Stuhl und eilte mit großen Schritten hinaus. Bevor jemand reagieren konnte, waren sie schon auf der anderen Straßenseite. Der Ermittler stürmte in Richtung Scheldeufer.
    Im Wagen erwähnten sie den Vorfall während der ersten zehn Minuten mit keinem Wort.
    »Wo hast du dein Auto stehen, Nadia?«
    »In Mechelen, in der Stassartstraat.«
    »Tut mir leid wegen eben«, sagte Deleu, während sie über die Autobahn rasten. Der Motor des Golfs protestierte jaulend.
    »Ich hoffe bloß, du hast das nicht getan, um mir damit zu imponieren«, murmelte Nadia Mendonck schockiert.
    »Ich bin ein Esel, ich weiß. Wenn Jos davon erfährt, bekomme ich gewaltigen Ärger. Tut mir wirklich leid. Ich hoffe, das war nicht deine Stammkneipe?«
    »Ab sofort nicht mehr«, erwiderte sie trocken. »Ich kann Machos nicht ausstehen.«
    »Ich auch nicht. Zigarette?«
    »Gerne.«
    »Ich dachte, du rauchst nicht?«
    »Jetzt schon.«

9
     
    »Keine der gängigen Behandlungsmethoden erzielt bei ihnen eine Wirkung. Schlimmer noch. Behandelte Psychopathen neigen nach ihrer Freilassung eher dazu, wieder ein Verbrechen zu begehen, als nicht behandelte. Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass sie sich während der Therapie genügend psychiatrisches und psychologisches Fachvokabular aneignen, um Polizisten, Therapeuten, Anwälte und sogar die … die …
parol boards
… Entschuldigung, jetzt fällt mir nur die englische Bezeichnung ein …«
    Evelyne Pardieu sah Jos Bosmans mit großen Augen an.
    »Die Bewährungsausschüsse«, übersetzte Deleu postwendend.
    »Danke, Inspecteur Deleu. Also, um sogar die Bewährungsausschüsse davon zu überzeugen, dass sie entscheidende Fortschritte gemacht hätten. In Wirklichkeit benutzen sie ihre Kenntnisse nur dazu, um ihr Verhalten nach außen zu rationalisieren und ihre Mitmenschenbesser betrügen und manipulieren zu können.«
    Die Gerichtspsychologin räusperte sich, nippte an ihrem Hagebuttentee und blickte in die Runde. Da alle wie in Trance dasaßen und aufmerksam zuhörten, nahm sie den Faden wieder auf. »Die Schwierigkeit bei jeder Therapie besteht darin, dass sie eigentlich für Menschen konzipiert wurde, die sich eingestehen, dass sie ein Problem haben. Psychopathen hingegen begeben sich nur deshalb in Behandlung, weil sie dazu gezwungen werden oder weil sie hoffen, dadurch schneller wieder freizukommen. Sie sehen jedoch nicht den geringsten Grund, ihr Verhalten und ihre Gewohnheiten den geltenden gesellschaftlichen Normen anzupassen, da sie diese als irrelevant betrachten.«
    Evelyne Pardieu legte eine Pause ein und stellte die Tasse, deren Rand feuerrote

Weitere Kostenlose Bücher