Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
Fälle zu. Das habe ich bereits dem Oberstaatsanwalt gesagt,der dennoch auf mein Kommen gedrängt hat.« Sie trank gelassen den letzten Rest Tee.
Jos Bosmans rieb sich die müden Augen, biss sich auf die Unterlippe und sagte dann: »Sie haben sich klar ausgedrückt. Vielen Dank.«
Evelyne Pardieu nickte, stellte die Tasse ab, schüttelte allen die Hand und überreichte Jos Bosmans eine nagelneue Visitenkarte: »Hier steht meine Handynummer drauf. Sie können mich jederzeit anrufen. Ich helfe, wo ich kann, durchaus auch mal inoffiziell.«
»Vielen Dank«, seufzte Bosmans und starrte ihr resigniert hinterher. Dann steckte er die Visitenkarte in die Brusttasche seines zerknitterten Hemdes.
Als Evelyne Pardieu die Tür hinter sich zuzog, ergriff er wieder das Wort. »Meine Dame, meine Herren, das war’s. Wir sind also auf uns selbst angewiesen. Pierre, was haben Sie bei der Sûreté in Erfahrung gebracht?«
»Dass die Dame bereits seit drei Jahren tot ist, Chef.« Bosmans wandte sich mit einem Ruck um, seine Augen funkelten. »Welche Dame?«
»Na, die Französin, die das Geld von der Lebensversicherung kassiert hat, diese …«
»Françoise Bourgeois«, half ihm Nadia Mendonck auf die Sprünge.
»Genau. Die ist schon vor drei Jahren gestorben.«
»Das erzählen Sie uns erst jetzt!«, brüllte Bosmans. Seine Stimme hallte in dem unordentlichen Büro wider.
»Entschuldigen Sie, aber Sie waren die ganze Zeit mitJuffrouw Pardieu beschäftigt, und ich wollte Sie nicht unterbrechen. Ich habe per Fax einen Polizeibericht und einen Zeitungsartikel erhalten. Die Bourgeois, angeblich eine Lesbe, wohnte zusammen mit ihrer Freundin Nathalie Barthez in ihrem Landhaus in Anduze.«
»Angeblich eine Lesbe? Was soll das heißen?«, giftete Bosmans ihn an.
»Komm schon, Jos«, sagte Deleu beschwichtigend.
»Er gibt wirklich sein Bestes. Wie wir alle.«
»Hast recht, Dirk. Aber ich bin schließlich auch nur ein Mensch, und ich bin müde. Verdammt, wir können uns keine Fehler erlauben! Ich weiß, es ist nicht immer leicht, aber ehrlich gesagt raubt mir dieser Fall schon seit drei Nächten den Schlaf. Und es kommen garantiert weitere schlaflose Nächte auf uns zu. Denn diese Morde sind nicht die letzten gewesen, da könnt ihr Gift darauf nehmen. Also, Françoise Bourgeois war lesbisch und wohnte zusammen mit ihrer Freundin in ihrem Landhaus in Anduze. Und weiter, Pierre?«
»Die beiden jungen Frauen sind verbrannt. Ein Passant hat eines Morgens gegen fünf Uhr Rauch bemerkt und gleich die Feuerwehr alarmiert, aber das Haus stand innerhalb kürzester Zeit lichterloh in Flammen. Die Nachbarn haben noch versucht, die Bewohnerinnen durch lautes Rufen zu wecken. Sie haben die Scheiben eingeschlagen, kamen aber wegen der starken Rauchentwicklung nicht weiter. Da das Auto nicht in der Garage stand, hegte man zu dem Zeitpunkt noch die Hoffnung, dass die beiden Frauen gar nicht zuHause waren. Als die Feuerwehr schließlich am Unglücksort eintraf, war das Haus schon nicht mehr zu retten. Das obere Stockwerk stürzte ein, und ein Feuerwehrmann wurde schwer verletzt. Als die Helfer sich nach drei Stunden Löscharbeiten endlich einen Weg durch die Trümmer bahnten, fanden sie die beiden verkohlten Leichen der Bewohnerinnen im Wohnzimmer. So weit die ursprüngliche Akte. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Als jedoch die Versicherungsexperten die Ruine durchsuchten, stießen sie auf einen raffinierten Zündungsmechanismus. Überall im Haus waren offenbar Dosen mit Brandbeschleuniger und Behälter mit Benzin deponiert worden, bis hinauf auf den Speicher. Die Kaffeemaschine, die an den Zündmechanismus angeschlossen war, hat um fünf Uhr morgens einen Kurzschluss verursacht. Die Stichflamme griff auf das Benzin über, und das Wohnzimmer brannte sofort lichterloh. Bei der Autopsie waren an den Leichen keinerlei Anzeichen für äußerliche Gewalteinwirkung festgestellt worden, doch spätere toxikologische Untersuchungen ergaben, dass die Hausbewohnerinnen Beruhigungstabletten eingenommen hatten. Die Frage, ob sie gemeinsam Selbstmord begangen hatten, konnte nie geklärt werden. Die Kollegen von der Sûreté waren jedoch nicht davon überzeugt, dass das Paar den eigenen Tod auf derart minutiöse Art geplant und inszeniert hatte, und haben die Ermittlungen wieder aufgenommen.«
»Was ist mit dem Auto?«, fragte Bosmans.
»Das wurde nie gefunden. Auch ein Grund, warum weiterermittelt wurde. Die Theorie, dass jemand die beiden Frauen betäubt
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