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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Generalstabs überdie Umstrukturierungsmaßnahmen nicht gelesen?«, fragte Wojtchkowksi schleppend, die Zungenspitze zwischen den Lippen. »Ein Passwort erhalten nur noch Offiziere, Chef.«
    Michelle Bekaert stand noch immer kerzengerade vor dem Schreibtisch des Wachhabenden, und wie sehr ihr Herz auch klopfte, sie verzog keine Miene. Zeigte nicht die kleinste Gefühlsregung. Sie dachte an Elaine, ihre Vorgängerin und zugleich ihr großes Vorbild. Die war seinerzeit in einem nicht bezahlten Mietwagen angehalten worden, aber noch bevor die Kripo die Ermittlungen richtig aufgenommen hatte, vom Richter aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. Ruhig bleiben hieß demnach die Devise.
    Michelle starrte die Polizisten an und fühlte den kalten Stahl des Stiletts, das sie unter ihrem Angorapulli trug, gegen ihre Bauchmuskeln drücken.
    Den Polizisten am Telefon auszuschalten wäre sicher keine große Kunst, aber die beiden anderen saßen zu weit voneinander entfernt, um sie in einem Aufwasch zu töten. Sie musste wohl oder übel abwarten und auf die Inkompetenz der Polizeibehörden hoffen.
    Unterdessen zögerte Commissaris Cardoen, sein Passwort übers Telefon durchzugeben, noch dazu an einen Untergebenen. Manch ein Kollege war über geringere Fehler gestolpert. Mist, ausgerechnet jetzt! Er sah, wie seine Frau Gwendolyne ihm bereits zuwinkte. »Gehört der Wagen ihr?«, fragte er dann.
    »Nein, Commissaris, wie gesagt, der Wagen gehört derFrau ihres Chefs. Sie behauptet, sie habe ihren betrunkenen Chef samt Gattin zu Hause abgesetzt und sich dann mit deren Wagen auf den Heimweg gemacht. Was meinen Sie? Was sollen wir denn nun mit ihr tun?«
    »Hat sie Alkohol getrunken?«
    »Ich rieche nichts.«
    »Nein«, flüsterte Van der Goten, »wir haben sie schon pusten lassen.«
    »Alkoholtest war negativ, Chef«, wiederholte Wojtchkowski.
    Wieder blieb es auf der anderen Seite der Leitung für eine Weile still. »Okay, Wojtchkowski. Schreib einen Bericht. Ihre Aussage brauche ich nicht, aber vergiss nicht, den Namen ihres Chefs anzugeben, dem werden wir morgen mal tüchtig auf den Zahn fühlen. Mach eine Kopie von ihrem Ausweis und leg den Wagen still.«
    »Soll ich ihn beschlagnahmen, Chef?«
    »Nein, Igor. Bist du taub? Stilllegen, sagte ich, kein offizielles Brimborium. Apropos, was für ein Fabrikat ist es denn?«
    »Ein roter Mercedes, so ein alter Sportwagen.«
    »Okay, sag Van der Goten und De Meester, sie sollen sich darum kümmern. Und frage, ob sie den Reserveschlüssel bei sich hat, und nimm ihr den Autoschlüssel ab. Ihr Chef kann ihn ja dann morgen abholen kommen. Alles klar, Wojtchkowski?«
    »Was, wenn sie noch einen Reserveschlüssel hat?«, fragte Wojtchkowski verwirrt.
    »Igor! Sorge einfach dafür, dass sie nicht mit dem Auto wegfahren kann! Leg es meinetwegen an die Kette oder nimm eine Parkkralle.« Cardoen legte auf, winkte einem Ober, bestellte noch ein Hoegaarden und mischte sich mit fröhlicher Miene wieder unter das Partyvolk.

22
     
    Michelle Bekaert stieg am Bahnhof von Mechelen aus, bezahlte den Taxifahrer und verschwand in dem Fußgängertunnel, der in die Hendrik Consciencestraat mündete. Diese lag nur wenige Straßen von der Louisastraat entfernt, wo ihr Wagen hoffentlich noch immer geparkt war.
    Schon als sie in die Louisastraat einbog, sah sie ihn von weitem. Der Mercedes stand noch an derselben Stelle, um den rechten Vorderreifen eine Parkkralle. Sie schlug die Hände vor die Augen und überlegte.
Erst gründlich nachdenken, Michelle. Du hast Zeit genug.
    Achtlos ging sie an dem eleganten roten Sportwagen vorüber. In der Onzelievevrouwestraat bog sie rechts ab und betrat die Taverne De Kleine Keizer.
    Sie bestellte einen Tee mit Zitrone und blickte auf ihre Armbanduhr. Viertel vor elf. Sie hatten den Ausweis von Françoise Bourgeois kopiert und ihr die Autoschlüssel abgenommen. Egal, der Ausweis war sowieso viel zu heiß und damit wertlos geworden. Doch denWagen anzuzünden war auch ohne Schlüssel ein Kinderspiel. Sie musste nur die Seitenscheibe einschlagen, den Kofferraum öffnen, den Innenraum mit Benzin übergießen und das Ganze anzünden. Zwar hätte sie den Wagen lieber an einem einsameren Ort abgefackelt, aber sei’s drum. Außerdem war unter der Woche in einem Nest wie Mechelen sowieso nichts los.
    Genüsslich schlürfte sie ihren Tee und sah zu, wie die vorletzten Gäste gingen, ein gesetztes Ehepaar mit einem Pudel im selbst gestrickten Pullover, genauso ein Köter wie der

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