Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
obskuren Pariser Makler abgeschlossen hatte, um die französischen Steuerbehörden zu hintergehen. Françoise hatte von Belgien aus ein paar Mal in Paris angerufen, aber der Versicherungsmakler wollte nichts von einem Rückkauf wissen. Natürlich hatte dieser habgierige Mistkerl längst Lunte gerochen. Die widerliche Laus wusste im Gegensatzzur französischen Polizei längst, was gespielt wurde. Er gab sich nicht mehr mit einem üppigen Anteil zufrieden, sondern wollte alles.
Michelle ballte die Fäuste. Dabei hatte sie das alles nur für diese willkommene Dreingabe getan. Deswegen hatte sie so lange gewartet, bis sie Françoise tötete, und nun drohten ihre Pläne durch einen dummen Zufall ins Wasser zu fallen. Der Vertrag war inzwischen auszahlungsreif. Im ersten Moment hatte sie noch erwogen, das Geld selbst zu kassieren, aber dafür hatte die belgische Kripo die Leiche der Französin zu schnell entdeckt. Nur aus Geldmangel und durch einen zu schnellen Rückzug waren ihr diese Schnitzer unterlaufen! Jedenfalls konnte sie in der jetzigen Situation unmöglich das Risiko eingehen, die Summe eigenhändig einzutreiben. Schließlich hatten die Belgier längst Kontakt zu den französischen Kollegen aufgenommen.
Wenn sie das alles vorher gewusst hätte, hätte sie Françoise, die sonst kaum etwas auf der hohen Kante hatte, genauso gut schon in Frankreich beseitigen und verschwinden lassen können, anstatt sich mit ihr in dieser schrecklichen Wohnung in Lüttich zu verkriechen.
Es lief ihr kalt den Rücken runter, wenn sie daran zurückdachte. Françoise, die auf ihren Spargroschen hockte wie die Henne auf den Eiern. Ohne sie hatte das Leben in Belgien, trotz des schlechten Wetters, viel sonniger ausgesehen. Michelle erschauerte und lächelte.
Mist!, dachte sie. Hätte ich Françoise und Nadine Versluys doch erst auftauen lassen und sie dann in Stücke gehackt. Andererseits war ihr Geld längst restlos aufgezehrt, also spielte es ohnehin keine Rolle mehr.
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not, Michelle! Halb sechs. Das Personal hatte schon vor einer Stunde das Gebäude verlassen, und das Risiko, dass einer der Hausbewohner den Lastenaufzug benutzen würde, war gleich null.
Den seidenen Balmain-Foulard um die Finger gewickelt, schloss Michelle die Wohnungstür und eilte zum Lift. Sie drückte die Taste für das zweite Untergeschoss, wo sich die Tiefgarage befand, und zerrte mit einem Ruck die klemmende Schiebetür zu. Der Aufzug setzte sich in Bewegung.
Ihr Auto, ein roter Mercedes 280 SL, ehemals das Lieblingsschaustück von Nadine Versluys, stand neben Roberts BMW direkt vor dem Lastenaufzug.
Michelle öffnete die Lifttür, schleifte Roberts leblosen Körper heraus und deponierte ihn keuchend auf der bereitliegenden Decke im Kofferraum des BMW. Dann setzte sie sich ans Steuer der Luxuslimousine, die Arme graziös um das Lederlenkrad geschlungen, und ging in Gedanken ihren Plan noch einmal durch.
Erst würde sie von Brüssel nach Antwerpen fahren und den Wagen in der Tiefgarage an der Belgiëlei abstellen, dann von Roberts Handy aus das Callgirl in der vierten Etage anrufen und sich möglichst unbemerkt aus dem Staub machen. Mit einem Taxi würdesie zurück nach Antwerpen fahren, den Mercedes abholen, ihn irgendwo in den Niederlanden anzünden und dann mit dem Zug weiter nach Mechelen fahren, wo sie um elf Uhr mit Vicky Versavel in deren Haus verabredet war.
Geschmeidig sprang sie aus dem BMW und öffnete ein letztes Mal die Kofferraumhaube des Mercedes. Sie betrachtete den vollen Benzinkanister und wusste, dass sie keine Sekunde verlieren durfte. Heutzutage war die Polizei in der Lage, den Todeszeitpunkt ziemlich genau zu bestimmen. Mit einem Seufzer klappte sie die Haube wieder zu und setzte sich ans Steuer des BMW.
Vorsichtig manövrierte sie dann die Limousine rückwärts auf den Parkplatz ganz hinten in der Ecke, wo der Kofferraum hinter einer dicken Betonsäule verborgen war.
Auf der ersten Ebene der Tiefgarage gab es keine Kameras, das hatte sie vor zwei Tagen, als sie auf Pardon Kosten noch einmal ausgiebig shoppen gegangen war, sorgfältig überprüft.
Sie zögerte keinen Augenblick, streifte die vorher abgespülten Chirurgenhandschuhe über und wischte das Lenkrad mit einem Taschentuch ab. Als Nächstes öffnete sie die Kofferraumhaube, spähte noch einmal nach links und rechts, rollte Robert mühsam aus der Decke und deponierte ihn keuchend auf dem Fahrersitz.
Sie zog den Reißverschluss
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