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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Barbara.«
    Deleu hob den Zeigefinger, richtete sich auf und bog, ohne sich umzusehen, um die Ecke. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte vor sich hin gepfiffen.

25
     
    Vicky Versavel war erleichtert, dass ihre zukünftige Mitbewohnerin unverletzt geblieben war. Sie gähnte. Ihre Beine fühlten sich an wie Pudding und ihr Kopf wie mit Watte gefüllt.
    Michelle Bekaert saß ihr gegenüber und musterte sie noch immer mit einem überaus liebenswürdigen Lächeln. Gerade hatte sie Vicky weisgemacht, sie habe einen Unfall gehabt und der Mercedes habe dabei einen Totalschaden erlitten. Sie habe Glück gehabt, sie hätte schwer verletzt sein können. Aber sie habe nur leichte Kopfschmerzen.
    Aufgesetztes Lächeln.
    Miss Piggy hatte prompt angefangen, sie zu bemuttern, und war in die Küche gewatschelt. Eines musste man ihr jedoch lassen: Der Hagebuttentee mit Honig tat wirklich gut. Die beiden Valiumtabletten, die Michelle ganz nebenbei in Vickys Tasse hatte fallen lassen, hatte diese gar nicht bemerkt.
    »Mir ist ein bisschen schwindelig, als hätte ich zu vielgetrunken«, sagte sie nach einer Weile und rührte unsicher in ihrer Tasse Tee.
    Michelle fühlte, wie kalte Wut in ihr aufstieg. Ganz tief aus ihrem Inneren, wie brodelnde Lava in einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Bodenlos. Unaufhaltsam. Der Hund bellte.
    Erneut aufgesetztes Lächeln.
    Kurzschluss.
    »Hast du Geld im Haus?«
    Tonlos.
    Irrsinniges Funkeln in den graugrünen Augen.
    Vicky Versavel starrte Nathalie ungläubig an.
    »Ob du Geld im Haus hast?«, fragte diese erneut, diesmal lauter. »Oder habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?«
    Angst schnürte Vicky die Kehle zu. Vor ein paar Stunden noch hatte sie sich die Fahndungssendung
Oproep 20-20
im Fernsehen angesehen und mit besonderem Interesse den Beitrag über die tiefgefrorene Frauenleiche verfolgt, die in einer Badewanne gefunden worden war. Die Fahnder gingen davon aus, dass das Opfer auf eine Kontaktanzeige geantwortet und darüber seine Mörderin kennengelernt hatte. Voller Grausen hatte sie sich die realistische Rekonstruktion der Ereignisse angesehen. Die Mörderin nahm ihre Opfer zuerst aus wie eine Weihnachtsgans, und man vermutete, dass sie anschließend in deren Identität schlüpfte.
    Vicky fand die Ähnlichkeit mit der Art und Weise, wie sie Nathalie kennengelernt hatte, geradezu frappierend.Auch das gezeigte Phantombild ähnelte ihrer neuen Bekannten durchaus. Die Polizei fahndete nach einer attraktiven Blondine um die fünfunddreißig, und Nathalie hatte sich erst kürzlich die Haare schwarz färben lassen. Ihre neue Frisur sah aus wie eine Kopie ihres eigenen Haarschnitts. Kurz und burschikos.
    Als Nathalie eben ganz außer Atem hereingekommen war, hatte sie auf Vickys Bemerkung über den neuen Haarschnitt äußerst schmeichelhaft reagiert. Sie hatte behauptet, Vickys Frisur sei eben elegant und hübsch zugleich. Und dazu so jugendlich und modern. Aber warum in aller Welt hatte sie sich die Haare färben lassen?
    In den Augen der zunehmend verwirrten Vicky ähnelte Nathalie immer mehr der Frau auf dem Phantombild. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und weggelaufen, aber ihre Beine versagten ihr den Dienst. Außerdem hätte sie es nie und nimmer geschafft, ihren Liebling Fifi in Sicherheit zu bringen, und für ihr Ein und Alles wäre sie durchs Feuer gegangen.
    Michelle Bekaert stand langsam auf, ging zum Schreibtisch hinüber und hob den großen antiken Stuhl mit den massiven, handgedrechselten Beinen hoch – ein Erbstück von Vickys seligem Vater. Sie schleuderte ihn vom Fenster in die entlegenste Zimmerecke, wo er mit einem dumpfen Schlag landete.
    »Hast du ein Seil?«, fragte Michelle zuckersüß, richtete sich auf und ging mit federnden Schritten auf ihr Opfer zu.
    Der Pudel, der die Bedrohung instinktiv spürte, sprang von Vickys Schoß, duckte sich, zog mit gesträubten Nackenhaaren die Oberlippe hoch und bleckte seine blendend weißen Zähne, die Vicky täglich putzte.
    Wenige Sekunden später lag der weiße Pudel in der entgegengesetzten Ecke des Zimmers. Er jaulte leise. Seine dünnen Hinterbeine, geschoren und mit einem wolligen weißen Puschel über den Pfoten, waren unnatürlich gekrümmt. Der Karatetritt hatte ihn offenbar schwer verletzt.
    Vicky holte tief Luft, ihre Augen sprühten Funken, und sie stieß einen markerschütternden Schrei aus. Im nächsten Moment fiel sie trotz ihrer Körperfülle mitsamt dem Stuhl hintenüber und prallte mit dem Hinterkopf

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