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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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gegen den antiken Schrank. Sie hatte den Faustschlag nicht einmal kommen sehen.
    Michelle packte die Frau, deren rechtes Auge zugeschwollen war und deren rechte Wange sich bereits blau zu verfärben begann, an den Haaren. Sie hob den kugelrunden Kopf etwa einen halben Meter hoch und ließ ihn wieder fallen. Mit einem dumpfen Aufprall landete er auf dem Boden und federte noch einmal in die Höhe. Stöhnend blieb Vicky auf dem hochflorigen Teppich liegen.
    Michelle ging in die Hocke, riss ihrem Opfer den Kopf wieder hoch und starrte in Vickys glasige Augen. Dann holte sie tief Luft und griff nach deren schlaffem Handgelenk.
    Grob bohrte sie die Finger in das weiche Fleisch, bissie zu ihrer Erleichterung einen Pulsschlag spürte. Miss Piggy lebte also noch. Gut so.
    Sie stand auf und ging steif in Richtung der Abstellkammer. Unterwegs streichelte sie Fifi noch einmal beruhigend über das flauschige Köpfchen. Die Pudeldame scharrte mit den Vorderpfoten, verdrehte den Kopf und schnappte ins Leere. Blitzschnell zog Michelle die Hand zurück und versetzte dem Tier einen freundschaftlichen Klaps auf das am meisten verdrehte Beinchen. Fifi zuckte jaulend zusammen, blutigen Schaum auf den Lippen.
    »Pfui, pfui!«, sagte Michelle mahnend, wie eine treusorgende, aber strenge Mutter. »Tante Nathalie muss die ungezogene Fifi bestrafen. Aber jetzt noch nicht. Erst, wenn Frauchen wieder wach ist.« Schwungvoll trat sie mit dem Pfennigabsatz auf das weiße Puschelschwänzchen und schimpfte: »Frauchen sollte ihrem Hundchen mal Manieren beibringen.«
     
    Als Vicky mehrere Minuten später wieder zu Bewusstsein kam, konnte sie sich nicht mehr rühren. Das Seil, das durch ihren Mund gezogen war und sie mit aufgesperrten Kiefern straff gegen die Rückenlehne gezurrt hielt, erstickte selbst die geringste Bewegung in einem Inferno von Schmerzen. Das geschwollene rechte Auge brannte wie Feuer, und von dem gebrochenen Kiefer zuckten höllisch schmerzhafte Stiche bis hinunter in die Zehenspitzen.
    »Und du sollst mir ähneln!«, lachte Michelle, die sichbreitbeinig über sie beugte und den Deckel auf ein Fläschchen Äther schraubte. »Du sollst eine Femme fatale sein! Eine stinkreiche Femme fatale«, grollte sie zwischen den Zähnen hindurch.
    Verzweifelt zwinkerte Vicky mit dem linken Auge.
    »Willst du mir etwas sagen, Miss Piggy? Wo ist dein Geld?«
    Die Gefesselte zwinkerte weiterhin ohne Unterlass mit dem linken Auge.
    »Ach ja, du kannst nicht sprechen«, sagte Michelle zuckersüß. »Moment, ich hole mal eben ein Blatt Papier und einen Stift. Dann kannst du mir aufschreiben, was dich bedrückt. Du kannst doch schreiben? Wenn ich den Bösewicht erwische, der das getan hat! Meine Freundin so zuzurichten, und dann auch noch zu fesseln! Bewegst du mal die Finger?«
    Vickys Handgelenke waren an die Armlehnen gefesselt und die Fußgelenke an den massiven Beinen des Bürostuhls festgezurrt. Mühsam bewegte sie die Finger.
    »Scheint ja zu klappen. Bin gleich zurück.«
    Michelle ging zum Telefon und griff nach dem Notizblock, der daneben lag. Sie zog die Schublade des Büfetts auf und wühlte in den Papieren und dem Krimskrams herum. Vicky schien eine Menge Dinge zu horten, und Michelle konnte Sammlerinnen und Unordnung nicht besonders gut leiden.
    »Pech gehabt, ich finde keinen Stift«, sagte sie. »Aber keine Sorge, ich habe eine bessere Idee.«
    Sie kniete sich vor den keuchenden Fleischberg hin,klappte wie eine gelernte Handwerkerin die metallblaue Werkzeugkiste auf, die sie in der Garage gefunden hatte, und wühlte darin herum. »Hm, nein, kein Stift. Aber damit habe ich auch nicht gerechnet. Du vielleicht?«, fragte sie, während sie die einzelnen Fächer öffnete. Hass brodelte in ihr hoch. Unaufhaltsam. Diese dämliche Miss Piggy ignorierte sie einfach.
    »Was haben wir denn da?« Sie kramte ein verrostetes Teppichmesser hervor, brach mit einer Kneifzange die erste Klinge ab und schob mit hörbarem Schaben die nächste aus der Metallhalterung. Ehe Vicky begriff, was geschah, hieb Michelle ihr in den linken Arm. Die rasiermesserscharfe Klinge zog einen blutigen Strich über ihren Oberarm.
    »So, das war’s schon. Halb so wild, oder? Keine Angst, ich weiß, was ich tue, Schätzchen.«
    Sie erhielt lediglich ein kehliges Röcheln zur Antwort, und während dicke Blutstropfen auf den sündhaft teuren Berberteppich fielen, sagte Michelle wie zu einem Kind in schulmeisterlichem Tonfall: »Na, na, Nathalie, da wird die Putzfrau aber ganz

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