Bosmans/Deleu 02 -Totenspur
zusammen nach Belgien. Dort ermordet sie die Frau, schlüpft in ihre Identität, plündert ihre Konten und lockt dann Nadine Versluys in ihr Netz.«
»Schon seit über einer Woche forschen wir nach Konten, Lebensversicherungen und dem möglichen Aufenthaltsort von Françoise Bourgeois in Belgien. Doch wir finden nichts, Dirk. Nicht die geringste Spur.«
»Trotzdem spricht das nicht gegen meine Hypothese! Es könnte doch sein, dass die beiden eine Wohnung unter falschem oder dem Namen eines früheren Opfers gemietet haben!«
»Zum Beispiel unter dem Namen der Person, die zusammen mit Nathalie Barthez verbrannt in Anduze gefunden wurde«, ergänzte Bosmans.
»Genau«, sagte Dirk. Er sah nicht auf, sondern wedelte diese letzten Worte mit der rechten Hand quasi weg. »Sie ermordet also Françoise Bourgeois, nimmt derenIdentität an und steckt sie in die Tiefkühltruhe?« Wieder winkte Deleu auf seine eigene Frage hin ab. »Oder sie lernt in der Zwischenzeit Nadine Versluys kennen, gibt sich ihr gegenüber als Françoise Bourgeois aus, ermordet sie und steckt dann die Bourgeois in die Tiefkühltruhe der Versluys.«
Bosmans nickte zustimmend, fragte aber noch einmal nach: »Warum hätte sie das Risiko auf sich nehmen sollen, die Leiche von einer Wohnung in die andere zu transportieren? Sie muss diese andere Wohnung noch eine Weile behalten haben, wahrscheinlich sogar dann noch, als sie bereits bei Nadine Versluys gewohnt hat. Und wenn es nur wegen der Leiche war.«
»Warum hat sie die Leiche überhaupt aufbewahrt?«, fragte nun wieder Deleu und beantwortete die Frage im nächsten Moment selbst: »Weil sie nicht wollte, dass der Mord frühzeitig entdeckt wurde. So einfach ist das.«
»Ach ja? Warum ist sie dann mit der Leiche von Nadine Versluys ein derart großes Risiko eingegangen? Fällt dir dazu auch eine sinnvolle Erklärung ein?«
Deleu antwortete nicht.
»Dirk?«
»Wahrscheinlich weil sie für sie nutzlos war.«
»Gut, fassen wir also mal zusammen: Wenn wir die Identität der Frau ermitteln können, die zusammen mit Nathalie Barthez verbrannt ist, erfahren wir vielleicht auch den Namen der Mörderin oder zumindest den Namen, unter dem sie eine Wohnung in Belgienangemietet hat.« Jos Bosmans holte tief Luft. »Außerdem sollten wir uns in Frankreich nach den Besitztümern von Françoise Bourgeois erkundigen, ebenso wie diese nach ihrem Tod verteilt und von wem sie beansprucht wurden.« Er runzelte die Stirn. »Ich ver-mute mal, dass dahingehend bereits ermittelt wurde. Schließlich haben die Kollegen geglaubt, Françoise Bourgeois sei bei dem Brand gemeinsam mit Nathalie Barthez ums Leben gekommen. Aber ob sie auch die weitere Entwicklung verfolgt haben? Vielleicht gibt es ja eine Lebensversicherung, die uns auf eine Spur bringen könnte.«
»Und dann?«, fragte Deleu dazwischen. »Was dann? In der Wohnung von Nadine Versluys, wo die beiden sich noch vor relativ kurzer Zeit aufgehalten haben, waren auch keinerlei Spuren zu finden. Wir hinken hoffnungslos hinterher. Es gibt keine Erben, und die Täterin wechselt so schnell die Identität, dass sie uns immer ein paar Schritte voraus ist. Allerdings ist mir aufgefallen, dass sie offenbar ihr Tempo erhöht. Wie ein Hai, der frisches Blut gerochen hat. Blinde Mordlust. Zuschlagen, zerreißen, fressen und abhauen. Sie nimmt sich nicht mehr die Zeit, gut durchdachte Pläne zu schmieden.«
»Sie«, murmelte Bosmans.
Deleu musterte ihn verständnislos und zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, Jos. Warum sollte nicht ein Mann mit ihr unter einer Decke stecken? Ein Komplize, der die Drecksarbeit für sie erledigt. Warumsollte die Leiche in der Tiefkühltruhe nicht gefunden werden? Das ist die entscheidende Frage.«
Bosmans, mit den Gedanken bereits in Frankreich, griff nach dem Telefon.
»Was hast du vor?«, fragte Deleu.
»Ich rufe jetzt Lacante von der Sûreté an. Ich möchte, dass der Lebenslauf der Bourgeois von A bis Z recherchiert wird, und ich will endlich wissen, wer die andere Leiche in dem Haus in Anduze war.« Eilig wählte er eine Telefonnummer.
Deleu drehte sich um und ging seufzend zur Tür.
Bosmans sah ihm nach, überlegte kurz und legte den Hörer nach dem vierten Läuten wieder auf. »Wie geht es eigentlich Nadia?«
Deleu fuhr sich durch die wirren Haare, betrachtete Bosmans und sagte: »Schlecht. Was dachtest du denn?«, und ging hinaus in den Flur.
»Dirk!«
Deleu hielt inne, antwortete aber nicht.
»Fahr nach Hause. Zu
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