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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Cardoen, okay?«
    »Okay, Chef.«

29
     
    Als Deleu kurz darauf, trotz der Kälte nassgeschwitzt, in das Kommissariat stürmte, hörte er schon auf dem Flur das Echo von Bosmans’ donnernder Stimme. Dagegen waren Barbaras Vorwürfe harmlos gewesen. Wehe dir, Jos Bosmans, dachte Deleu, wenn es nicht etwas wirklich Wichtiges ist.
    Er trat ein und ertappte Cardoen bei einer schwachen Abwehrgeste, wie ein halb erfrorener Vogel, der nur noch mit einem Flügel schlagen kann. Der Mann flüsterte: »Ich hab das alles nicht gewusst, Mijnheer Untersuchungsrichter.«
    Wo haben wir das nur schon mal gehört?, dachte Deleu und wandte sich Bosmans zu, der wie ein postmoderner Dracula mit hoch erhobenen Armen vor Cardoen stand.
    »Was ist passiert?«
    Während Bosmans schnaufend und abgehackt berichtete, raufte sich Deleu mit beiden Händen die kurz geschorenen Haare.
    »Keine zwei Stunden später hat sie den Mercedes in der Louisastraat abgefackelt. Keine zwei Stunden später! Dabei steht der Wagen auf der Fahndungsliste!«
    Jos Bosmans hieb mit der knorrigen Faust auf den antiken Schreibtisch, dass die Platte beinahe geborsten wäre. Er brüllte so sehr, dass sich seine Stimme überschlug: »Und die Beschreibung, meine Herren! Sowohl die Beschreibung des Wagens als auch die der Mörderin ist landesweit verbreitet worden! Und zwar nicht nur einmal, sondern mindestens zehn Mal!«
    Wojtchkowski, Van der Goten und De Meester, die ebenfalls anwesend waren, wagten es nicht, den Mund aufzumachen. Sie begriffen jetzt erst, was für einen schrecklichen Fehler sie begangen hatten, und fragten sich, wem wohl der Schwarze Peter zugeschoben würde. Cardoen musste auf jeden Fall büßen. Seine Karriere war definitiv beendet, der Mann kam im öffentlichen Dienst nie wieder auf einen grünen Zweig.
    Bosmans rieb sich mit beiden Händen die Augen, stützte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und befahl heiser: »Geht mir aus den Augen. Raus hier. Alle.«
    Wie begossene Pudel zogen sich die vier zurück.
    »Ich auch, Jos?«
    »So ein Riesenbockmist, Dirk!«, sagte Bosmans und hob niedergeschlagen beide Hände. »Wir hatten sie!«
    »Tja, aber jetzt ist sie weg«, erwiderte Deleu weitaus sachlicher, »und das bedeutet …«
    »Das bedeutet, dass sie inzwischen sämtliche Brücken hinter sich abgebrochen hat und wir schon bald mitneuen Opfern rechnen müssen«, unterbrach ihn Jos Bosmans.
    »Wahrscheinlich. Verspaille wird …«
    »Verspaille wird gar nichts mehr«, unterbrach ihn Bosmans kurz angebunden.
    Als Deleu seinen Vorgesetzten mit offenem Mund anschaute, geriet dieser erst in Rage: »Und erst dieser … dieser Bürgermeister von Leest … der zugelassen hat, dass seine Mitarbeiter falsche Sterbeurkunden ausstellen.«
    »Was ist mit dem?«
    »Ich habe ihm auf den Zahn fühlen lassen.«
    »Und?«, fragte Deleu neugierig.
    »Auf Anweisung natürlich!«, bellte Jos Bosmans.
    »Auf wessen Anweisung?«
    »Was denkst du denn?«
    »Mist!«, sagte Deleu mit geballten Fäusten. »So ein Mist!«
    »Genau«, antwortete Bosmans nun plötzlich gelassen.
    »Dass dieser Idiot ausgerechnet jetzt den Löffel abgeben musste! Bist du eigentlich inzwischen bei dem Notar gewesen?«
    »Ja, aber ich bin leider zu spät gekommen«, antwortete Deleu seufzend.
    »Was heißt zu spät?«
    »Er wollte kein Sterbenswörtchen verraten. Stattdessen ist er mit den gesamten Unterlagen, was immer sie auch enthalten mögen, direkt zu Claude Verspaille gegangen.«
    Bosmans, dessen Mund sich in eine scharfe Furche verwandelt hatte, betrachtete das Gespräch an dieser Stelle offenbar als beendet, denn er schlüpfte in seinen Lodenmantel und fragte: »Worauf wartest du noch? Wir müssen schnellstmöglich mit der Frau sprechen, die auf den Beitrag in
Oproep 20-20
reagiert hat und behauptet, mit Nadine Versluys gesprochen zu haben. Allerdings dümpelte die Gute zu dem Zeitpunkt längst in der Schelde. Außerdem habe ich gleich noch …«, Bosmans blickte auf die Wanduhr und schüttelte mit sorgenvoller Miene den Kopf, »… in zwei Stunden einen Termin mit Evelyne Pardieu in Brüssel.«
    »Mit Evelyne?«, fragte Deleu überrascht.
    »Ja, angeblich hat sie Neuigkeiten«, sagte Jos Bos mans, der bereits den Flur entlanglief.
    Deleu sah ihm erstaunt hinterher und rannte los. Keuchend holte er seinen Chef ein.
    »Was ist los, geht’s dir zu schnell? Vielleicht solltest du allmählich an deine Pensionierung denken«, sagte Bosmans mit einem süffisanten Lächeln und marschierte

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