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Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Bosmans/Deleu 02 -Totenspur

Titel: Bosmans/Deleu 02 -Totenspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Hoffnung, dass Pierre dem Mann dennoch begegnenwürde, schmolz dahin wie Schnee in der Sonne. Walter Vereecken sah, wie die beiden Flügel des Garagentores aufschwangen.
    »He … Hallo, Mijnheer!«, rief er und griff instinktiv nach seiner rechten Achsel, wo früher sein Schulterholster gehangen hatte. Der Ruf »Stehen bleiben, Polizei!« blieb ihm im Halse stecken. Langsam rollte er den Stuhl in Richtung Garage. Es war ohnehin zu spät, um noch irgendetwas zu unternehmen.
Lass dir nicht in die Karten gucken, Walter. Noch nicht! Nicht jetzt schon die Trümpfe auf den Tisch werfen. Es sind neun, neun Trümpfe.
    Das schwarze Golf Cabrio schoss mit quietschenden Reifen aus der Garage, und ohne vom Gas zu gehen, raste der Fahrer davon.
    »PRB 356« notierte Vereecken in seinen Taschenkalender, nachdem der Golf abgebogen und außer Sichtweite war. Als er den Kalender wieder einsteckte, kam Pierre, außer Atem und wild gestikulierend, um die Ecke gerannt. »Was war denn hier los?«, keuchte er.
    »Ein Mann ist mit dem Aufzug runtergekommen, hat das Haus verlassen und ist weggefahren.«
    »Kennzeichen?«
    Grinsend klopfte sich Walter Vereecken auf die Brusttasche, und mit einem anerkennenden Nicken tupfte sich Pierre mit dem Taschentuch Gesicht und Hals trocken.
    In ungefähr demselben Augenblick, in dem Pierre mit quietschenden Reifen losfuhr, nahm in der Kneipe De Kleine Keizer ein magerer, schäbig gekleideter junger Mann gegenüber von Jos Bosmans Platz. Er bestellte ein Hoegaarden Grand Cru.
    »Ich kann’s gebrauchen«, sagte er, während er den obersten Knopf seines Hemdes öffnete und seinen trostlosen mausgrauen Schlips um ein, zwei Zentimeter lockerte.
    »Ich höre«, sagte Jos Bosmans, die Nerven gespannt wie Drahtseile. Bisher hatten seine Informationen weder Hand noch Fuß. Jan De Smet, ein aalglatter, gerissener Parteigenosse von Robert Pardon, hatte letztendlich kein Sterbenswörtchen verraten. Der Jos-Bosmans-Effekt. Niemand wollte mit diesem Fall auch nur das Geringste zu tun haben.
    Das Einzige, was Bosmans dem Politiker entlocken konnte, waren ein paar einschlägige Anspielungen auf dubiose Wege der Parteifinanzierung in den achtziger Jahren. Ganz offensichtlich redete De Smet die ganze Zeit um den heißen Brei herum, doch der Untersuchungsrichter hatte keinerlei Handhabe gegen ihn und konnte ihn daher keinen Augenblick in Verlegenheit bringen. Noch immer gab es keine konkreten Hinweise. Er wusste nicht einmal, wonach er eigentlich suchte.
    Als ihm das hohle Gerede zum Hals heraushing und er gerade unverrichteter Dinge wieder gehen wollte, sprach ihn auf dem Flur jener junge Mann an, der ihmjetzt gegenübersaß. Er wollte offenbar unbedingt etwas loswerden und schwitzte so sehr, dass er sich in regelmäßigen Abständen den Schweiß vom aschfahlen Gesicht wischen musste. Bosmans unterdrückte seine Neugier und schwieg.
    Das erwies sich als die richtige Taktik, denn der junge Mann fing an, auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen. Er blickte sich mehrmals unruhig um, und schließlich flüsterte er: »Ich glaube, ich habe einen sehr nützlichen Hinweis für Sie, Mijnheer Untersuchungsrichter, aber eines müssen Sie mir versprechen.«
    »Diskretion«, riet Bosmans und grinste dabei liebenswürdig von einem Ohr zum anderen.
    »Äh … ja, genau«, sagte der junge Mann und hob zögerlich das Glas Hoegaarden an die Lippen, wobei er Bosmans anstarrte, als könne er womöglich Gedanken lesen.
    »Ich habe ein Problem, allerdings möchte ich bei der Partei nicht in Misskredit geraten, verstehen Sie?«
    »Werden vielleicht manche Dinge absichtlich totgeschwiegen?«, fragte Bosmans.
    »Nein, nein, das ist es nicht. Ich … ich habe regelmäßig gewisse Zahlungen für Mijnheer Pardon getätigt. Geheime Zahlungen. Sie wissen doch, was ich meine?«
    Bosmans stellte sich dumm.
    »Zahlungen, von denen keiner etwas wissen durfte, vor allem nicht seine Frau.«
    »Ja, ich verstehe«, antwortete Bosmans gleichgültig.
    »Aber um welche Art von Zahlungen handelte es sich denn nun genau, Mijnheer Martens?«
    »Bitte sagen Sie Kevin zu mir.«
    »Also gut, Kevin«, brummte Bosmans, der kurz davor war, den schäbigen Jungen am Schlips über den Tisch zu ziehen und ihm in sein aschfahles Gesicht zu schlagen.
    »Nun ja … ich … musste jeden Monat … die Miete für Mijnheer Pardons Suite bezahlen. Er hatte nämlich unter einem falschen Namen, genauer gesagt, unter meinem Namen, eine Suite im Brüsseler Crest Hotel gemietet«,

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