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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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herausgelaufen. Hastig, die Decke in den Armen.
    Naib Abram lief es kalt den Rücken herunter, als er den leisen Aufprall wieder hörte.
    Ein Mensch! In der Decke! Ein Mensch! Dewolf!
    Abram war mit den Nerven völlig am Ende. Er musste die Faust an den Mund pressen, um nicht laut aufzustöhnen.
    Der Kofferraum klappt zu. Schnelle Schritte auf den Pflastersteinen.
    Die schrecklichen Erinnerungen schwappten wie eine Woge über ihn hinweg, so dass er die Arme schützend über den Kopf legte. Tränen traten ihm in die dunklen Augen.
    Die Schritte verhallen. Der Wagen wird gestartet. Mit Standlicht über das Kopfsteinpflaster. Ich warte und warte und warte. Allein.
    Die Hintertür steht einen Spalt offen. Niemand im Haus. Der Mond scheint durch die hohen Fenster. Dort, auf dem Boden. Das Päckchen. Die Drogen. Meine Fingerabdrücke. Sie sind auch drauf! Nicht hinsehen. Ich kann nicht hinsehen. An der Verpackung klebt Blut!
    Genau wie an jenem Abend ballte Abram die Fäuste. Er riss die Plastiktüte auf, die er bei sich trug, blickte hinein und starrte die braunen Flecken an. Blut von Commandant Dewolf. Abrams stockender Atem wurde allmählich ruhiger.
Noch ist nicht alles vorbei. Noch lange nicht. Naib Abram ist nicht irgendwer. Naib Abram hat sich abgesichert. Murat oder ich. Einer von uns wird die Rechnung bezahlen müssen.
Seine Hände wurden feucht.
Ich kriege sie dran. Alle. Die Ausländer und die Nazis!
Noch einmal spähte Naib Abram in die Tüte auf das mit braunem Klebeband umwickelte Päckchen. Es war seine Fahrkarte in eine neue Zukunft.
    Dann sah er sich wieder dort sitzen, in jener Nacht in seinem Cherokee. Die Drogen im Handschuhfach versteckt, das Handy in den zitternden Fingern. Seine bebende Stimme, als er Verspaille berichtete, dass er von Benaoubi, einem Handlanger Maroufs, beschattet worden war. Auf Verspaille schien das nicht den geringsten Eindruck zu machen, denn er hatte lediglich etwas Anerkennendes gemurmelt.
    Über den Mord hatte Abram wohlweislich geschwiegen. Über die Drogen auch. Gott sei Dank. Denn ein paar Tage später war Benaoubi Futter für die Maden. Ebony Projects machte keine halben Sachen.
    Als die Schikanen vonseiten Maroufs begannen, hatte Abram seine Freunde um Hilfe gebeten. Er hatte sich an Claude Verspaille gewandt. Der hatte ihn beruhigt.
Ich habe Marouf in der Hand. Sie haben nichts zu befürchten. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet.
    Mit zitternden Händen ging Abram in Gedanken noch einmal die Geschichte durch, die er der Polizei gleich auftischen wollte. Sie musste von vorne bis hinten schlüssig sein, denn so würden die Ermittlungen unweigerlich in eine ganz bestimmte Richtung gelenkt. Wenn es erst einmal eine handfeste Spur gab, die von Murat Marouf zu Johan Dewolf führte, würde dieser elendige Drogendealer, dieser pseudomarokkanische Pate, endlich für immer von der Bildfläche verschwinden. Damit würde dem Mechelner Drogenhandel zu neunundneunzig Prozent der Boden unter den Füßen weggezogen. Das war es doch, was sie wollten, Verspaille und Konsorten.
    Dann lassen sie mich vielleicht in Ruhe. Für immer. Ja, ganz bestimmt.
    Siegessicher ballte er die Fäuste. Doch die Euphorie war schnell wieder verflogen, und Abram zweifelte erneut. Noch einmal warf er einen Blick zur Tür, aber so sehnsüchtig er sie auch anstarrte, es tat sich nichts.

[home]
    24
    F rank Tacks roter Camaro bog als Erster in den Innenhof des Mechelner Präsidiums ein. Dicht gefolgt von Nadia Mendonck, stürmte er in die Wache.
    Vandevelde begleitete sie zu dem heftig transpirierenden Naib Abram, der ihnen zitternd eine Plastiktüte hinhielt. »Was ist das?«, fragte Nadia Mendonck.
    Abram öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor. Nadia nahm die Tüte an sich und warf einen Blick hinein. Frank steckte vorsichtig eine Hand hinein und holte ein mit braunem Klebeband umwickeltes Päckchen heraus. Wie vom Blitz getroffen ließ er es fallen, und es landete auf dem Schreibtisch. Abram kam zu sich, griff eilig danach und steckte es wieder in die Tasche.
    »Ich möchte einen Ihrer Vorgesetzten sprechen. Jemanden, der mir Schutz bieten kann«, sagte der Marokkaner aufgeregt. In dem Moment schwang die Tür auf, und Jos Bosmans trat ein, gefolgt von Dirk Deleu. »Aha, Sie haben ihn also gefunden!«, bemerkte Bosmans, zog sich einen Stuhl heran und versetzte Vandevelde einen Rippenstoß.
    Der Ermittler rückte beiseite und spitzte neugierig die Ohren.
Alles, was dieser Marokkaner bisher von sich

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