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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Gleichgewicht, aber immer noch keuchend, griff er nach seinem Schulterholster. Der Nussholzkolben seiner Waffe fühlte sich feucht an. Er blickte rasch über die Schulter. Die Straße lag noch immer verlassenda. Keine Passanten, keine Autos, keine Menschenseele zu sehen.
    Das Zugangstor war mit einer Kette und einem dicken Vorhängeschloss verriegelt. Von links nach rechts spähend, ging er in die Hocke.
Gibt es noch einen anderen Eingang? Wenn nicht, kann ich dann davon ausgehen, dass sich niemand in dem Gebäude befindet? Die Fenster im Erdgeschoss sind vergittert, und, einmal drinnen, kann man das Schloss unmöglich wieder zudrücken. Erst mal alles auskundschaften
.
    Tief gebückt schlich er sich ins dichte Gebüsch. Als er nach zehn Minuten mit einem verkratzten Gesicht und blutigen Fingern auf der anderen Seite wieder herauskam, blieb er im Moos sitzen. Die eingetretene Dunkelheit hatte inzwischen auch die Konturen der Ruine verschluckt.
    Frank Tack hörte nur seinen eigenen stoßweisen Atem, als er die Taschenlampe einschaltete. Er zerrte an dem Schloss, doch es saß bombenfest. Seufzend strich er sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht.
Hätte ich doch bloß den Minihandbohrer mitgenommen. Dann könnte ich das verdammte Schloss jetzt unauffälliger knacken
.
    Gottlob erwies sich das Brecheisen als nützliches Werkzeug, und mit einem Knacken verlor das Schloss den ungleichen Kampf. Frank Tack warf es in den Graben, schlüpfte eilig in das Gebäude, und als die Tür hinter ihm zufiel, hielt er den Atem an.
Es war die richtige Entscheidung. Besser gar kein Schloss als ein aufgebrochenes. Hoffentlich kennt der andere das Gebäude ebenso wenig wie ich. Oh Mann, wenn bloß Nadia Bosmans gegenüber ihren hübschen Mund hält. Am Ende bist du, Frank Tack.
    Futter für die Ratten
. Er ballte die Fäuste.
Ich krieg dich, du Schwein! Wer du auch sein magst!
    Im Inneren roch es feucht und muffig, das Zugangstor war offenbar seit Jahren nicht mehr geöffnet worden, und es war stockdunkel.
Zu dunkel
. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Finsternis. Nachdem er bis hundert gezählt hatte, schaltete er seine starke Taschenlampe ein. Der Lichtkegel warf einen hellen Kreis auf den unebenen Untergrund. Seitlich von ihm, links und rechts von dem Zugangstor, zeichneten sich zwei verrostete Metalltüren ab. Sie waren zugeschweißt, und auf allen beiden war ein Verkehrsschild angebracht. Ein roter Kreis auf weißem Grund mit einem roten Querstrich. Durchfahrt verboten.
Diese eklige Höhle muss früher mal eine Touristenattraktion gewesen sein. Der Boden fühlt sich weich an, ist wohl nicht betoniert
.
    Er richtete die Taschenlampe auf den Boden und sah festgestampfte Erde, bedeckt von einer Schicht weißem Kalk, der im Laufe der Jahre von den feuchten Wänden gebröckelt war. Nirgendwo Fußspuren.
Keine Süßigkeitenverpackungen, kein Klopapier, keine Obdachlosen
.
    Er richtete die Stablampe geradeaus in den dunklen Schacht. Der Lichtstrahl wurde verschluckt, der Gang schien endlos. An der Gewölbedecke hingen Glasleuchten, geschützt von Eisendraht, doch an den Wänden war nirgendwo ein Lichtschalter zu entdecken.
Wahrscheinlich gibt es einen Notstromkreis. Einen Stromkreis, der seit Jahrzehnten nicht mehr funktioniert
.
    Je tiefer er in das Gebäude eindrang, desto stickiger wurde die Luft, als atme man zentimetergroße Schimmelflocken ein. Alle zwei Meter befand sich eine Öffnung in der Wand, seitlich davor hingen noch rostige Scharniere, aber die Türen waren schon vor langer Zeit entfernt worden.
Diese drei mal drei Meter großen Kammern. Zellen! Leer, bis auf eine Schicht Staub und Ablagerungen. Und diese Nischen. Immer nach jeweils fünf Zellen eine. Hier saßen wohl die Wachtposten. Soldaten, die Karten spielen und Kautabak kauen. Oder trinken. Ein Kriegsgefangenenlager. Das Fort ist ein Überbleibsel aus dem Ersten Weltkrieg. Wirklich typisch für den verdammten Fritz, ausgerechnet diesen Ort zu wählen!
    Ein Rascheln schreckte ihn auf. Reflexartig schaltete er die Taschenlampe aus und wich blitzschnell seitlich nach hinten zurück. Er erstarrte. Eine Wachsfigur mit einem schweren Revolver in der Faust.
Das Geräusch kommt von rechts. Da hinten! Drei Zellen weiter, in der nächsten Nische. Der Wachtposten!
    Tack umklammerte mit beiden Händen den Griff der Magnum und spreizte die Beine. An die zehn Minuten blieb er reglos stehen. Er erwog, sich hinzuhocken, tat es aber nicht. Ein knackendes Kniegelenk

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