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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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hinten«, erklärte sie müde.
    »Danke.«
    Im Gang bemerkte Nadia die Räder von Vereeckens Roll-stuhl. Er fuhr gerade in die Toilette hinein.
    »Walter?«
    Vereecken bewegte seinen Stuhl ein Stück zurück und sah Nadia Mendonck gereizt an.
    »Wo sind die anderen?«
    »Was denkst du denn? Dass ich aus dem vierten Stock gerollt komme?«
    »Schließlich gibt es Aufzüge, oder?«
    »Aber nicht hier.« Vereecken reckte das Kinn vor. »Da hinten, die letzte Tür. Und leg mal einen Zahn zu, Bosmans ist auf hundertachtzig.« Er rangierte seinen Roll-stuhl geschickt durch die Tür – es war Millimeterarbeit.
    »Walter, hat Frank dich angerufen wegen einer geplanten Drogenübergabe?«
    »Ja. Dürfte ich jetzt vielleicht mal pinkeln gehen?«
    »Soll ich dir helfen?« Nadia Mendonck spähte um die Ecke und sah, wie sich Vereecken an einem Urinal hochhievte. »Hau bloß ab.«
    Geh doch aufs Frauenklo, Macho
, hätte sie beinahe erwidert, brachte es aber nicht übers Herz und ging nach hinten durch.
    »Frank Tack, was tust du mir bloß an?«, murmelte sie. Während die Tür aufschwang, hörte sie Bosmans sagen: »Ich glaube Deleu. Im Übrigen ist er unsere einzige Chance.«
    Der Untersuchungsrichter ignorierte Nadia Mendonck, die sich ein Mineralwasser eingoss und sich neben Vanderkuylen setzte. Der Kollege trommelte mit den Fingern nervös auf einer dicken Akte herum und reckte den Hals, um sein Idol besser sehen zu können. Bosmans kratzte sich im Nacken und betrachtete den zu langen Nagel seines Zeigefingers.
    »Jef, was haben wir bis jetzt?«
    Vanderkuylen trommelte weiter hektisch auf dem Karton herum, und Nadia Mendonck wurde selbst ganz nervös davon.
Warum schleppt der eigentlich dieses tonnenschwere Ding überall mit sich herum, dieser Speichellecker? Wo er die Akte doch nie auch nur aufschlägt?
    »Nichts mehr, Mijnheer Untersuchungsrichter. Die ganzen Unterlagen sind rettungslos verloren.« Vanderkuylen sprach abgehackt wie eine defekte Maschinenpistole.
    »Noch andere gute Neuigkeiten?«, grummelte Bosmans und blickte sich im Zimmer um. Frank Tack war nirgends zu sehen. Als er gerade eine Bemerkung darüber machen wollte, kam Vereecken hereingerollt. Bosmans setzte die Brille ab und massierte seine Nase.
    »Ich hätte da noch etwas für Sie. Filip Somers ist heute Nachmittag während der Krawalle mitsamt seinem BMW in die Luft geflogen«, meldete Vereecken lakonisch.
    Nadia Mendonck, die die ganze Zeit einen Kaffeefleck auf dem Tisch angestarrt hatte, blickte überrascht auf. Das war ihr neu, dennoch ließ sie sich ihre Überraschung nicht anmerken.
    Auch Bosmans hob den Blick und sah auf die Uhr.
    »Ich habe noch genau zwanzig Stunden Zeit, um diesen Fall zu lösen. Wenn ich es nicht schaffe, bricht ein Bürgerkrieg aus. So einfach ist das.«
    Er musterte die Anwesenden, einen nach dem anderen.
    »Ich glaube Deleu, wenn er sagt, Murat Marouf sei unschuldig und Naib Abram habe ein falsches Spiel gespielt. Wir müssen herausfinden, wo Maroufs Kind versteckt gehalten wird. Unsere einzige Chance besteht darin, seinen Informanten zu finden. Walter, hat Deleu wirklich nichts über seine Quellen gesagt?«
    »Ich weiß, wer seine Informantin ist«, sagte Nadia Mendonck.
    Alle Köpfe drehten sich in ihre Richtung.
    »Danielle Orolavi.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es eben. Okay?«
    Jos Bosmans griff nach seinem Handy und sagte: »Ich will eine Gegenüberstellung, und zwar sofort.«

[home]
    52
    Freitagabend, 22.45 Uhr.
     
    D ie Dämmerung brach herein, als Frank Tack in der Ferne die bizarren Umrisse des Forts auftauchen sah. Er hatte seinen Camaro ein ganzes Stück entfernt in einer stillen Gasse in der Nähe des Sees geparkt. Jetzt folgte er der schlechtbeleuchteten, holprigen Straße, die nur auf einer Seite bebaut war, wobei er sich auf der Seite ohne Häuser hielt. Er betastete sein Schulterholster, und die Magnum .44 verlieh ihm wieder etwas mehr Selbstvertrauen.
    Von Baum zu Baum schleichen. Nein, das wäre viel zu auffällig. Die letzten Meter muss ich sowieso ohne Deckung zurücklegen
. Er grinste.
Das hohe, trockene Gras, das ich so oft verflucht habe. Jetzt wünschte ich, hier würde welches wachsen
. Er lehnte sich gegen eine dicke Eiche.
Was tust du hier eigentlich, Frank? Wann hört das endlich mal auf? Und wo soll das enden?
Er kratzte über die rauhe Rinde, suchend.
Wie lautet eigentlich mein Auftrag? Wen soll ich treffen? Wie sieht der Kerl aus? Was hat er auf dem Kerbholz? Kommt er wirklich

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