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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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heftiges Knutschen wurde plötzlich von einem schrillen Kreischen unterbrochen.
    Wichtchen gab lauthals zu verstehen, dass sie auch noch da war, doch der wild gewordene Verbist ignorierte das Schreien und wand seine Hand in Chrissies Slip.
    Die feuchte Wärme betörte seine Sinne, und er stöhnte.
    Brüsk wehrte sie ihn ab.
    Seine Augen verdrehten sich, und der Raum färbte sich rot.
    Das Mädchen rückte von ihm fort.
    Verbist griff in ihre Schamhaare.
    Sie fluchte, schubste ihn energisch weg, richtete ihre Kleidung, nahm Wichtchen auf den Arm und redete ihr beruhigend zu.
    »Sie hat Hunger. Ich mache ihr ein Fläschchen.«
    Während Herman Verbist, noch immer keuchend, mit aufgesperrtem Mund ins Leere starrte, saß Wichtchen aufrecht in ihrem Korb, und Chris wirtschaftete eifrig in der Küche herum.
    Verbist blickte sein Kind an und dachte an das geflügelte Wort seiner Großmutter: »Hinter den Bergen scheint die Sonne.« Dann überlegte er, wie oft er schon versucht hatte hinaufzuklettern und immer auf halber Strecke versagt hatte.
    Sein sechster Sinn sagte ihm, dass Wichtchen spürte, was er empfand. Das Baby sah ihn weinerlich an.
    Steif stand er auf, knuddelte sie ausgiebig und kniff sich anschließend in die Hand.
    Ich träume nicht. Der Gipfel ist endlich in Sicht. Oder ragt da erst der erste Berg auf?
    Chris nahm Wichtchen auf den Schoß und fütterte sie. Das Baby trank gierig.
    Chrissie sah phantastisch aus.
    Meine Chrissie,
dachte Verbist und summte in Gedanken ein Liebeslied auf sie.
Sie hat was, aber was? Ich bin verrückt nach ihr. Nestwärme, das ist es. Chrissie strahlt Nestwärme aus.
    »Wohin in Holland ziehst du?«
    »Wahrscheinlich nach Amsterdam.«
    »Du weißt es noch nicht genau?«
    »Nein.«
    »Und was ist mit deiner Wohnung?«
    »Ich habe keine Wohnung.«
    »Aber ich dachte, du …«
    »Ich wohne bei meinem Freund, oder besser: Ich habe bei ihm gewohnt.«
    Ein scharfer Schmerz fuhr Verbist ins Herz. Sein hämmernder Kopf schien zu implodieren.
    Ein Freund!
    »Aber es ist aus mit ihm. Für immer.«
    »Willst du deswegen nach Holland gehen?«
    Chris blickte schweigend auf ihre gefalteten Hände.
    Verbist wollte sie schon fragen, wie oft sie mit dieser Filzlaus geschlafen hatte, aber er beherrschte sich. Allein die Vorstellung, dass sie heute Morgen gemeinsam gefrühstückt hatten, versetzte ihm einen Stich der Eifersucht.
    »Wenn er mich findet, schlägt er mich tot.«
    »Was hast du gesagt?«, fragte Verbist entsetzt.
    »Dass er mich totschlägt!« Chrissie lief rot an.
    »Warum?«
    »Weil ich ihm noch tausend Euro für die Einrichtung des Apartments schulde.«
    »Also für tausend Euro, für so einen Pappenstiel, würde der Mistkerl jemanden totschlagen? Jemanden wie dich?«
    Chris sah ihn hoffnungsvoll an, sagte aber nichts.
    »Ich leihe dir die tausend Euro, kein Problem.«
    Die Worte waren heraus, ehe er sich versah. Ruckartig drehte er den Kopf von rechts nach links.
    Idiot! Einer Wildfremden tausend Euro geben!
    Verbist wandte sich abrupt um und ging in die Küche, sich ein Bier holen. Er setzte die Flasche an den Mund, steckte beide Hände in die Taschen, beugte sich hintenüber und trank gluckernd.
    Wichtchen saß auf Chrissies Schoß. Der rührende Anblick erfüllte Verbist mit Wehmut und Zweifeln. Er setzte sich zu ihnen und vervollständigte die Familienszene.
    »Warum willst du unbedingt nach Holland?«
    Chris streichelte Wichtchen lange durch die zarten Haare und flüsterte: »Er würde mich sonst überall finden.«
    »Und hier?«
    »Was?«
    »Warum bleibst du nicht hier?«
    »Bei dir?«
    »Ja, bei mir und Willeke.«
    Das junge Mädchen schloss die Augen und wirkte völlig in sich gekehrt. Sie atmete schwer und zog nervös an den Fingern.
    Verbist kam wieder zu sich und sagte: »War nur ein Scherz.«
    Chris öffnete die Augen und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Als sie Anstalten machte aufzustehen, schmiss Verbist die Bierflasche an die Decke und knallte die Stirn auf den Wohnzimmertisch.
    Chris blieb reglos sitzen, Wichtchen lachte lauthals.
    Ganz langsam verzog sich auch der Mund des jungen Mädchens zu einem Lächeln. Dann konnte sie nicht mehr an sich halten, und kurz darauf lachten alle drei, bis ihnen der Bauch weh tat.
    »Ich möchte, dass du bei mir wohnen bleibst«, keuchte Verbist und sah auf die Uhr.
    Acht Uhr. Ein historischer Moment. Eine Mutter für Wichtchen. Eine Frau für mich. Das Leben beginnt mit siebenunddreißig.
    »Das geht leider nicht«,

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