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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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»Entschuldige bitte. Aber du weißt doch hoffentlich, was übermorgen ansteht?«
    »Ja, Papa. Das weiß ich.«
    Voller Unbehagen blickte Deleu zu dem Tisch rechts von ihm, wo ein junges Liebespaar ungeniert knutschte. Er fühlte sich genau so, wie er aussah: alt und verlebt.
    »Wie geht’s in der Schule, mein Junge?«
    »In der Schule?«
    »O nein! Tut mir leid. An der Uni, meine ich natürlich. Bist du schon ›getauft‹ worden?«
    »Um mich zu taufen, müssen die schon früher aufstehen. Nein, es geht wirklich ganz gut. Nur der Psychologie-Prof ist ein komischer Vogel. Henk, mein bisexueller Kommilitone, hat mir erzählt, dass er sich manchmal ganz verrückte Sachen ausdenkt. Vor allem während der Examenszeit. Einmal muss er oben auf dem Schrank gesessen haben, und als ein Student vorbeikam, hat er verlangt: ›Beweise, dass ich nicht auf meinem Stuhl sitze‹.«
    Rob lachte schallend. Deleu dagegen konnte es nicht lassen nachzuhaken: »Ein Bisexueller. Warum treibst du dich mit Bisexuellen rum? Du willst wohl richtig Highlife machen?«
    Rob verzog empört das Gesicht, und Deleu dachte amüsiert an seine eigene Studentenzeit zurück. Er lächelte.
    »Ausgerechnet Kriminologie! Du hättest es doch besser wissen müssen, bei so einem Vater wie mir.«
    Rob lächelte achselzuckend und erwiderte: »Ich will später keine Familie haben. Damit hat man doch nichts als Ärger.« Doch sein Gesichtsausdruck sagte etwas anderes.
    Die Retourkutsche geschah ihm recht. An Deleu nagten die Schuldgefühle. Sie schwiegen. Nur der prasselnde Regen war zu hören.
    »Was halten Oma und Opa von der ganzen Sache?«
    Rob dachte nach, bevor er antwortete. Schließlich konnte man nie wissen, worauf ein gewiefter Ermittler wie sein Vater hinauswollte.
    »Ich finde es schrecklich. Und Mama auch.« Rob hatte einen Kloß im Hals. »Aber bei mir geht es ja noch. Ich glaube, am schlimmsten ist es für Charlotte.« Rob hob die Schultern. »Sie wird nie erleben, was ich …«
    »Bin ich dir ein guter Vater gewesen?«, fiel Deleu ihm ins Wort und blickte sich flüchtig um. Sein Sohn presste die Lippen aufeinander und schluckte.
    »Ich möchte dich gern um einen Gefallen bitten, Rob. Ich weiß, es klingt ungewöhnlich … Aber könntest du nicht noch einmal mit deiner Mutter reden? Ich würde …«
    Das Handy klingelte, und der ohnehin schon stotternde Dirk Deleu verlor vollständig den Faden. Er zögerte einen Augenblick, nahm dann aber den Anruf an. Er sagte »Hallo«, legte die Hand über das Mikrophon und flüsterte mit einem vielsagenden Blick in den Augen: »Kriminologie!«

[home]
    Mittwoch, 26 . November – 18  Uhr 50
    A ls Deleu keuchend, fast am Ende seiner Kräfte, in das Präsidium Mechelen stolperte, war die Vernehmung von Peter Vercammen alias Apache bereits vorbei.
    Vercammen hing schlaff auf einem Stuhl, und es war den bleichen Gesichtern von Bosmans und Nadia Mendonck anzusehen, dass auch dieser Versuch erfolglos geblieben war.
    »Und?«
    Nadia Mendonck warf einen verächtlichen Blick auf den Internetcasanova.
    »Als sein Computer samt Zubehör beschlagnahmt wurde, hat Mijnheer einen Anwalt verlangt. Seine Frau hat fast einen Herzinfarkt erlitten, als sie von seinen Eskapaden erfahren hat.«
    »Und, ist etwas dabei herausgekommen?«, fragte Deleu, jedes Wort einzeln betonend.
    » Sanjana ist eine junge Frau, die in Wirklichkeit Sandra heißt«, brummte Nadia. »Ihren Familiennamen weiß er nicht. Sandra, dreiundzwanzig Jahre alt. Ein Foto von ihr hat er auch nicht.«
    »Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen«, murmelte Bosmans und verließ übereilt das Zimmer.
    »Ein Haftbefehl, verdammt noch mal …«, glaubte Deleu noch zu verstehen, bevor die Tür zuschlug.
    »Was ist denn mit dem los?«
    Nadia Mendonck überging die Bemerkung. »Und Ricardo kennt er gar nicht. Das ist natürlich gelogen. Im Eifer des Gefechts. Ihm sind alle Mittel recht.«
    »Um Blondie zu verführen«, ergänzte Deleu grinsend, während er den Stapel von Protokollen durchblätterte, die sich einen halben Meter hoch auf dem Schreibtisch türmten. Sie alle enthielten Zeugenaussagen von Bürgern, die Verbist erkannt hatten. Oder glaubten, ihn erkannt zu haben.
    Trotz Bosmans’ dringender Mahnung, alle Hinweise binnen vierundzwanzig Stunden zu bearbeiten, lagen noch etwa zehn Protokolle vom vorangegangenen Tag darunter.
    »Es gleicht der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen«, bemerkte Deleu schlecht gelaunt, knallte die Papiere wieder oben auf den

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