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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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eine eisige Angst, die seinen ganzen Körper erfasste und ihn erstarren ließ. Als der Fahrstuhl mit einem knirschenden Geräusch im siebten Stock anhielt, trat der Eindringling einen Schritt zurück und krümmte sich zusammen, als wollte er sich auf diese Weise unsichtbar machen.
     
    Hilde Plaetinck setzte die Tasse an einer der wenigen freien Stellen auf dem Tisch ab, streckte die Beine aus und begann, die Post zu sortieren. Ein unbehagliches Gefühl erfasste sie, und sie griff sich an den Hals, der noch immer steif war und schmerzte. Der Aufprall mit ihrem Corsa war noch nicht verarbeitet, weder körperlich noch emotional.
    Abrupt drehte sie sich um.
    Schritte. Da ist jemand. Im Flur.
    Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, als sie zur nicht gerade soliden Wohnungstür schaute und deutliches Gepolter hörte. Sie drehte die Lautstärke ihres Transistorradios auf null, und eine Flut schauerlicher Bilder überspülte sie – Jack Nicholson in
Shining
, der mit einem wahnsinnigen Ausdruck in den Augen eine Tür mit dem Beil zersplitterte.
    Gehetzt lief Hilde Plaetinck zum Telefon, das zwei Meter weiter auf einem Beistelltisch neben dem Sofa stand. Sie nahm den Hörer von der Gabel und drückte ihn ans Ohr. Dann wählte sie Stefaans Nummer.
    Die Mailbox.
    Sie zögerte, schaute rasch auf ihre Armbanduhr und legte den Hörer wieder auf die Gabel. Zu gut erinnerte sie sich noch an Stefaans letzte Strafpredigt.
    Niemals bei mir zu Hause, Schätzchen. Niemals nach sechs Uhr. Das sind die Spielregeln. Akzeptier es oder lass es.
    Damals hatte er diese Worte in einem derart überheblichen Ton geäußert, dem Ton des eingefleischten Fremdgängers, dass Hilde sehr sorgfältig erwogen hatte, die Affäre zu beenden – so sehr war ihr bewusst, dass es mit ihnen beiden nie etwas werden würde. Doch letztlich hatte sie es nicht getan.
    Oh, Stefaan.
    Erneut nahm sie den Hörer ab, drückte ihn ans Ohr und zögerte. Als sie den gleichmäßigen, fast schon hypnotischen Ton hörte, holte sie tief Luft. Die Röte auf ihren Wangen verschwand. Sie besann sich wieder, legte den Hörer auf, und ihre sanften Züge verhärteten sich.
    Hilde Plaetinck lief zum Küchentisch und zog die Schublade auf. Während sie zur Wohnungstür schlich, einen grimmigen und fest entschlossenen Zug um die Lippen, hielt sie das Fleischermesser in der Hand. Mit angehaltenem Atem presste sie ihr Ohr gegen die Wohnungstür.
    Ja, da ist jemand. Er ist zurückgekommen. Er hat im Handschuhfach meine Adresse gefunden.
    Die Angst schnürte ihr die Kehle zu, aber wie sooft bei Menschen in Todesangst tat sie das Unerwartete und riss die Tür mit einem so kräftigen Ruck auf, dass diese fast aus den morschen Angeln sprang.
    Ein korpulenter Mann in einem Overall taumelte Hals über Kopf in die Wohnung. Er strauchelte über seine Werkzeugkiste und fiel rücklings auf das Linoleum. Hilde Plaetinck richtete das Messer auf die Brust des Mannes, der sie mit halboffenem Mund anstarrte. Es gelang ihm nicht, auch nur einen Ton herauszubringen, und erschrocken zog er die Knie hoch.
    »Wer sind Sie?«, schrie Plaetinck mit überschlagender Stimme. »Was wollen Sie hier?«
    »Ich … ich wollte gerade anklopfen und da …«, stammelte der bestürzte Vierzigjährige mit den schlaffen Wangen. Vorsichtig kroch er auf Händen und Füßen rückwärts, schien aber seine Fassung langsam wiederzufinden.
    »Wer sind Sie, und warum lauschen Sie an meiner Wohnungstür?«
    Die ausholende Bewegung mit dem Messer ließ den Mann erneut zusammenzucken.
    Mein Gott, diese Frau ist vollkommen durchgeknallt
, dachte der blonde Mann, der sich beinahe unmerklich mit hochgezogenen Knien weiter rückwärtsbewegte. »Ihr Vermieter hat mich angerufen, um einen Wasserhahn zu reparieren. Er sagte, der würde lecken, und ich solle so schnell wie möglich …«
    Der Wahnsinn in Plaetincks Augen verebbte. Sie ließ das Messer sinken. »Ich … entschuldigen Sie … ich …«
    »Schon gut, ich komm ein anderes Mal wieder«, flüsterte der bestürzte Mann, während er sich schwerfällig aufrappelte und einen weiten Bogen um Hilde machte.
    »Nein, tut mir leid. Sie haben vollkommen recht. Ich hatte letzte Woche den Vermieter angerufen. Kommen Sie ruhig mit. Ich zeig Ihnen, wo der Wasserhahn tropft.«
    Der Mann griff nach seiner Werkzeugkiste, wobei er die Verrückte sorgfältig im Auge behielt. Er rieb sich das Knie und folgte der jungen Frau zögernd in Richtung Bad.
    Das große Messer schlenkerte

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