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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Heiser und verängstigt. Und als die Bilder zurückkehrten, zuckten seine Lider in einem irrsinnigen Rhythmus.
Rapid eye movements
, wie in der Tiefschlafphase.
    Hermans ballte die Fäuste mit einer derartigen Kraft, dass sich die Unterarmsehnen deutlich unter der Haut abzeichneten. Sein Mund verzog sich zu einer grotesken Grimasse, als er die Fäuste gegen die Schläfen presste und wild mit den Knöcheln die Augen rieb.
    Die Bilder kamen und gingen. Sie schienen sich auf seiner Regenbogenhaut widerzuspiegeln, aus der Vergangenheit heraufbeschworen.
    Und er sah sich selbst: Am Steuer seines Golfs, der langsam aus der Garage rollte, bereit für ein anderes Leben. Für eine neue Mission.
    Seine Atmung beruhigte sich, doch als die gellenden Sirenen ihm durchs Hirn schnitten, verwandelte sich sein Wimmern in heiseres Röcheln.
    Der Golf fährt mit Standlicht weiter. Am Ende des schmalen Stegs überall Blaulichter.
    Sie kommen von allen Seiten, tauchen auf wie aus dem Nichts.
    Hermans tritt aufs Gas. Der Golf beschleunigt. Mechelen Noord. Die Auffahrt zur E
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.
    Weg. Weg hier. Weg aus diesem verfluchten, undankbaren Land.
    Der Golf prescht mit Vollgas auf die Autobahn. Die Tachonadel klettert auf hundertachtzig Stundenkilometer. Das kleine Auto klappert. Der Motor heult.
    Mechelen Zuid. Ein Streifenwagen kommt ihm entgegen. Geisterfahrende Bullen. Der schlingernde Polizeiwagen stellt sich quer, und der Golf quetscht sich haarscharf an ihm vorbei.
    Weg. Weg von der Autobahn.
    Zwei, drei Salven.
     
    Bert Hermans krümmte sich zusammen. Seine Hand krallte sich in die Stuhllehne, die knackte, als er wieder das MG -Feuer hörte. Seine kräftigen Schultern zuckten.
     
    Qualmende Reifen. Die Leitplanke kommt näher. Rasend schnell. Das Auto gerät ins Schleudern. Keine Kontrolle mehr. Ein harter Schlag.
    Der Golf schießt auf die Abfahrt Zemst. Unter der Eisenbahnbrücke hindurch. An der ersten Tankstelle links ab. Ein schmaler, gewundener Weg. Eine beleuchtete Telefonzelle. Noch eine Kurve. Stockfinstere Dunkelheit.
    Ein gewaltiger Schlag, als der Golf aus der Kurve fliegt und den Stamm einer Kopfweide seitlich rammt. Das Einweckglas mit den Fötusresten knallt gegen das Armaturenbrett und zersplittert. Ein Regen von Glasscherben. Die Frontscheibe ist zersprungen.
     
    Die Bilder waren so lebensecht, dass Hermans die Arme hochriss, um sein Gesicht zu schützen.
     
    Er rammt den Ellbogen durch die Glasscheibe und tritt aufs Gaspedal. Der Motor heult, aber die Reifen finden keinen Halt. Geduckt springt er aus dem Wagen, lässt sich in den Bach hinab, stemmt die Schultern unter die Heckstoßstange und drückt den Wagen zurück auf den Weg. Der Scanner ist weg. Unauffindbar. Verschwunden.
    Hermans öffnet das Handschuhfach, fummelt am Deckel der Geldkassette, wobei er sich einen Nagel abbricht, und schiebt sich die Geldscheine – die Ersparnisse von Küster De Corte, dessen sterbliche Überreste in der Kirche Sint-Jozef noch schwelen – nervös unter das durchgeschwitzte Hemd.
    Mit Standlicht geht es über den Zennedijk.
    Die Autobahn? Wie komm ich wieder auf die verdammte Autobahn? Die Straßenkarte. Es ist zu dunkel. Kein Licht machen. Sirenen. Überall. Wo steckt dieses Pack?
    Als der Golf in den Brusselsesteenweg biegt, ist die gesamte Gegend plötzlich in gleißendes Licht getaucht.
    Hermans schaut hoch.
    Der Polizeihelikopter schwebt dicht über den Hausdächern. Aus Richtung Brüssel kommen zwei Streifenwagen angerast. Er lenkt den ramponierten Golf in eine Seitenstraße und rast in Richtung Willebroek-Kanal, die ganze Zeit verfolgt von den Suchscheinwerfern des Polizeihelikopters.
    Über die Verbrande Brug.
    Als der Wagen die Brücke zur Hälfte überquert hat, taucht plötzlich die Straßensperre auf. Stacheldraht. Und Neptunhaken.
    Hermans tritt auf die Bremse und reißt das Lenkrad herum. Vergebens. Zu spät. Ein Hinterreifen explodiert. Der Golf gerät ins Schleudern. Die Reifen holpern und prallen über den Feldrand, mit etwa hundert Stundenkilometern. Die Vorderachse bricht. Der Betonpfeiler kommt beängstigend schnell näher.
    Ein fürchterlicher Schlag und grellrote Stichflammen, als der Wagen gegen den armierten Beton rast, sich überschlägt und in das tiefschwarze Wasser eintaucht.
     
    Hermans’ Körper zuckte unkontrolliert, bis seine Bewegungen erstarrten. Seine Finger hörten auf zu zittern, bebten nur noch einmal kurz wie die Beine eines zerquetschten Insekts. Um ihn herum wurde alles schwarz. Eine

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