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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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bückte er sich, verschwand kurz unter der Theke und tauchte mit einem Pappkarton in den Armen wieder auf. Er nahm zwei farbige Zylinder aus dem Karton und legte sie zögernd auf die Theke. Die Hexe musterte die Ware – illegale Feuerwerkskörper – und holte ihr Portemonnaie hervor. Während sie bezahlte, bekam Deleu plötzlich einen betäubenden Schlag in den Rücken. Er taumelte vorwärts, drehte sich um und blickte in das hagere, blasse Gesicht eines Mannes mittleren Alters. Seine kleinen Augen waren zusammengekniffen, und auf seiner glänzenden Stirn klebten zwei zerzauste Haarsträhnen.
    »Deleu. Dirk Deleu!« Ein breites Grinsen, kleine, spitze Zähne und ein Atem, der nach Alkohol und Fisch roch. »Was, zum Teufel, treibt dich denn hierher? Wohnst du nicht mehr in Mechelen?«
    »Marcel? Celle? Marcel Colpin?«
    Die Augen des Mannes nahmen einen verträumten, fast schon verliebten Ausdruck an. Dann umarmte er Deleu so fest, dass dessen Wirbelsäule knackte.
    Im selben Moment ging die Tür des Lädchens mit einem lauten Bimmeln auf. Deleu löste sich aus der Umarmung, packte seinen Jugendfreund am Arm und zog ihn in die nächste Seitenstraße. »Mensch, Celle, was machst du denn hier? Ist das lange her!«
    Noch während er sprach, blickte Deleu sich über die Schulter nach Hedwige um, doch sie war anscheinend in die andere Richtung gegangen. Er zögerte, aber ihm fiel auf die Schnelle keine plausible Ausrede ein; außerdem war es jetzt sowieso schon zu spät.
    Marcel Colpin alias »Celle« hatte sich kein bisschen verändert: Er war immer noch dieselbe fröhliche Quasselstrippe wie früher. Hier gab es kein Entkommen.
    Celle begann sofort zu erzählen. Er lebte inzwischen in Schiplaken und war nur hergekommen, um seine Mutter zu besuchen, die immer noch in ihrem Häuschen in der Eenheidsstraat wohnte. Und er hatte noch einmal im Café Breughelhof ein Bierchen trinken wollen, ihrer ehemaligen Stammkneipe, wo früher die Karikaturen ihrer Kumpels, die Deleu immer auf Bierdeckel gekritzelt hatte, gerahmt an der Wand hingen. Aber die Kneipe gab es nicht mehr; inzwischen hatte dort eine Frittenbude aufgemacht. Außerdem war er verheiratet und hatte zwei Kinder, einen siebzehnjährigen Sohn und eine zwölf Jahre alte Tochter, und obwohl sie jetzt in Schiplaken wohnten, gingen seine Kinder in Mechelen auf das Scheppersinstituut, wo Bruder Torre noch immer Geschichte unterrichtete.
    Dirk Deleu hörte ihm mit halbem Ohr zu und schaute gelegentlich unschlüssig über Celles Schulter – schließlich sollte er eigentlich Hedwige beschatten.
    Heute war Vollmond, die Nacht, in der Hexen traditionsgemäß ihre Rituale abhielten. Das war allgemein bekannt; mancherorts wurde sogar öffentlich Werbung dafür gemacht.
    »Die Rockabilly Shitbags«, meinte Celle grinsend, und Deleu bekam zum wiederholten Mal einen Schlag zwischen die Schulterblätter. Er gab seinen inneren Widerstand auf, nickte und musste ebenfalls grinsen, als er an die alten Zeiten zurückdachte.
    Die Terrasse vor dem Café Breughelhof. Vier junge Kerle auf ihren frisierten Mopeds. Celle, mit dichtem schwarzem Haar, eine bildschöne giftgrüne Suzuki zwischen den Beinen, daneben Dirk Deleu auf seiner Puch mit Chopperlenker und Fuchsschwanz an der Antenne. Und Bert und Sanderke Rigaux, beide auf einer Honda Dax. Bert, beängstigend groß und unförmig, aber immer zum Lachen aufgelegt, und Sanderke, sein jüngerer Bruder, das glatte Gegenteil, hager, mit glühenden Augen in einem Mausgesicht. Sanderke Rigaux hatte schon mit sechzehn Jahren Haare auf der Brust gehabt.
    Deleu schaute seinen Jugendfreund an, tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Brust und fuhr dann mit der Hand über dessen kahl werdenden Schädel. »Was ist mit deinen Haaren passiert? Celle. Celle Colpin. Ich glaub’s ja nicht.«
    Die beiden ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Sie schlugen einander abwechselnd auf die Schultern und zauberten mit so viel Begeisterung und Detailbesessenheit eine tolle Geschichte nach der anderen aus dem Hut, dass es schien, als wäre das alles erst gestern passiert.
    Motorradgang »Rockabilly Shitbags« – der Schrecken der Abeelstraat und Umgebung. Ihr Abzeichen, ein kunststoffbeschichtetes A 4 -Blatt mit einem dampfenden Hundehaufen und darüber dem Schriftzug »Rockabilly Shitbags Mechelen« in Copperplate Gothic, prangte stolz auf dem Rücken ihrer schwarzen Jacken.
    Celle Colpin – sein Vater war ein wohlhabender Unternehmer – trug eine Jacke aus

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