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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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echtem Leder; die anderen Gangmitglieder mussten sich mit einem Exemplar aus Kunstleder begnügen. Aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch: Sie waren die »Rockabilly Shitbags«, die berüchtigtste Motorradgang von Mechelen und Umgebung.
    »Hast du was von den Rigaux’ gehört, Dirk? Das waren echte Kumpels, die zwei. Die besten.« Marcel Colpins Augen glänzten feucht, fast schon erregt, während er Deleu geradewegs ins Gesicht starrte.
    Er hatte ihn noch immer, diesen intensiven Blick – ein warmes Strahlen, das einem das Gefühl gab, man sei der einzige Mensch auf der Welt. Dieser Blick hatte zahllose Mädchenherzen höher schlagen lassen. Und die Grübchen in seinen Wangen, die immer dann auftauchten, wenn er lachte, waren auch noch da.
    Auf Deleus Stirn erschien eine tiefe Falte. »Das hab ich, Celle. Im Herbst letzten Jahres bin ich Bert noch einmal begegnet, zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter. Er hat sich kein bisschen verändert.«
    »Und Sander?«
    Keine Antwort.
    Deleu erinnerte sich an ihre Begegnung in einem Restaurant am Fischmarkt und daran, wie Bert plötzlich die Tränen in die Augen geschossen waren, als Deleu sich nach seinem Bruder erkundigt hatte. Sander war ein Jahr zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen – er, der sich nie dem bürgerlichen Leben anpassen wollte, hatte den Kampf ein für alle Mal verloren. Der vierte Crash war einer zu viel gewesen. Die zuvor so angeregte Unterhaltung war nach dieser Nachricht sofort ins Stocken geraten, und Deleu erinnerte sich daran, wie überhastet und fast schon entschuldigend er sich verabschiedet hatte.
    »Keine Ahnung. Von Sander hab ich nichts mehr gehört. Aber der ist wahrscheinlich immer noch nicht erwachsen geworden. Davon gehe ich zumindest aus.«
    »Das glaube ich auch – jeder andere, aber nicht Sander. Der ist und bleibt sein Leben lang ein Rebell. Ich bin sicher, dass der nach wie vor jedes Wochenende auf die Piste geht.«
    Deleu wurde es langsam mulmig. Er versuchte, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, geriet dabei aber vom Regen in die Traufe. Als er sich nach Celles Kindern erkundigte, zog sein Freund prompt das Portemonnaie aus der Gesäßtasche, und während er stolz die Fotos seiner Familie präsentierte, fragte er: »Du hattest doch auch ein Kind, oder? Rob, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Zwei. Rob und Charlotte.«
    »Ah.«
    »Rob ist neunzehn und Charlotte wird bald zwei Jahre alt.«
    Diese Information musste selbst Marcel Colpin erst einmal sacken lassen. »Alle Achtung. Meinen Glückwunsch! Auch zwei Kids also. Neunzehn und zwei. Der alte Dirk! Und beide hoffentlich von derselben Frau?«
    Das herzliche Lachen ließ Deleu innerlich zusammenzucken. Er konnte sich gerade noch zurückhalten, in einem Anfall von Verzweiflung »drei« hinzuzufügen, doch es gelang ihm, seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen.
    »Und wie geht’s unserer Barbara? Noch genauso hübsch wie früher, nehme ich an.« Celle betonte das »unserer«, so wie sie es früher häufiger getan hatten, wenn es um ihre Chancen beim anderen Geschlecht ging. Und obwohl Deleu mit der Frage gerechnet hatte, spürte er einen Kloß im Hals.
    Barbara … Sie war eine Weile mit Celle gegangen, bevor er sie seinem Freund ausgespannt hatte.
    Er dachte wieder an die alten Zeiten zurück. Celle mit seinem offenen Lächeln, ein echter
Ladies Man
mit einer Braut an jedem Finger, und Barbara, die schöne, zarte Barbara, auf die Deleu schon seit Wochen ein Auge geworfen hatte, ohne bis dahin auch nur ein Wort mit ihr zu wechseln. Ganz bewusst übrigens: Schüchtern, wie er war, hatte er sich diese »Taktik« ausgedacht, um Mädchen herumzukriegen. Einfach so tun, als ob sie Luft wären und auf den ersten Schritt der Gegenseite warten.
    Dirk Deleu schloss die Augen und sah sich selbst. Ein Donnerschlag holte ihn in die Gegenwart zurück, und während die ersten Tropfen auf das Pflaster klatschten, zog er Celle mit sich in die nächste Kneipe.
     
    Nachdem sie es sich an der Theke gemütlich gemacht hatten, zog Celle sein Portemonnaie aus der Tasche, klappte es auf und fischte ein Foto aus der angelaufenen Klarsichthülle hervor.
    »Und das ist Lieve, meine Frau.«
    Deleu warf einen Blick auf das fröhliche, pummelige Wesen auf dem Foto und musste lächeln. »Wirklich nett. Leider hab ich keine Fotos dabei«, fuhr er fort, um möglichen Nachfragen zuvorzukommen. Aber als Celle sich zum zweiten Mal erkundigte, wie es Barbara so ging, beschloss Deleu,

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