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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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mehr aus den Augen gelassen. Selbst sein Haus hab ich überwachen lassen. Dieser andere … ich will wissen, wer dieser andere ist. Meines Erachtens gibt es keinen anderen. Glaubst du, dass er sich die ganze Geschichte ausgedacht hat?«
    »Wo ist Nadia, Jos?«
    »Das hab ich dir doch schon gesagt«, erwiderte Bosmans gereizt. »Nadia fühlt diesem Psychotherapeuten auf den Zahn. Sie ist alt genug …«
    »Schau dir das mal an.«
    »Was?«
    »Schau dir mal die Frisur dieser Puppe an, Jos. Und die Augen. Siehst du das denn nicht?«
    »Was denn?«
    »Das vierte Foto, Jos!«
    Bosmans kniff die Augen zusammen und biss sich nachdenklich auf den Daumennagel. »O Gott. Ja, jetzt, wo du es sagst. Und Mendonck ist …«
    »Schwanger«, ergänzte Deleu.
    Die beiden Männer warfen sich einen langen Blick zu.
    »Was ist eigentlich los, Jos? Seit über einer Woche bekomme ich irgendwelche kranken Telefonanrufe. Und jetzt das hier.«
    »Hast du den Anrufer zurückverfolgen lassen?«
    »Wie denn?«
    »Mit einem Scanner.«
    »Nein, ich hielt das nicht für wichtig. Ich dachte, es wäre mein Schwiegervater. Erst nach dem dritten Anruf hab ich versucht, die Nummer rauszukriegen. Aber der Anrufer hatte so ein Einweghandy benutzt. Da kann man keinen Namen herausbekommen.«
    »Merde.
Spätestens da hätte dir doch ein Licht aufgehen müssen?!«
    »Ein Licht … ein Licht … Jetzt mach aber mal einen Punkt, Jos. Dieser Fall … Manchmal hab ich das Gefühl, dass mein ganzer Kopf lichterloh brennt.«
    »Okay. Gib die Daten deines Mobiltelefons an Dirk Maegherman durch, unserem Ass bei der Spurensicherung. Wenn der Kerl dann noch mal anruft, kann Maegherman ihn online zurückverfolgen.«
    Die technische Erläuterung seines Chefs ließ Deleu erstaunt die Augenbrauen hochziehen.
    »Nein, ich hab keinen Technikkurs belegt.«
    Deleu musste grinsen. Es war gut, zu wissen, dass er und Jos noch immer intuitiv die Gedanken des anderen erahnen konnten. Auch Bosmans lächelte. Er wusste genau, was Deleu dachte.
    Doch dann wurde Deleus Gesicht wieder ernst. Seine Pupillen verengten sich, und er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, dann über die Wange hinab bis zum Hals.
    »Und was jetzt?«
    Deleu gab Mendoncks Nummer ein. Bosmans schaute ihm über die Schulter, auf das Display des Telefons.
    Am anderen Ende der Leitung klingelte es vier Mal – eine halbe Ewigkeit.
    »Kriminalkommissarin Mendonck. Föderale Polizei. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.«
    Bosmans brummte etwas Unverständliches, aber Deleu wusste, dass es dabei um die Einhaltung der Standardvorschriften ging: Nicht das Mobiltelefon ausschalten, jedenfalls nicht bei Ermittlungen dieses Kalibers.
    Was im Grunde bedeutete: Niemals das Handy ausschalten. Wo steckst du, Nadia?
    *
    Nadia Mendonck schlug die Augen auf, als spürte sie intuitiv, dass Deleu intensiv an sie dachte.
    Zunächst nahm sie nichts anderes als rasende Kopfschmerzen wahr. Rote und gelbe Blitze, die die schwarze Dunkelheit um sie herum durchschnitten.
    Sie roch ihren eigenen Körpergeruch. Ihre Schulter brannte, und sie lag mit angezogenen Knien auf der linken Seite.
    Meine Beine. Ein Seil.
    Ruckartig riss sie die Handgelenke hoch, doch dieses Manöver verursachte einen heftigen Stich in der Leiste.
    Festgebunden. An Händen und Füßen gefesselt. Fest. Ich kann nicht weg.
    Der stickige Raum, die muffig-feuchte Luft. Panik erfasste sie in großen, gierigen Wogen. Mendoncks Bauch verkrampfte sich, und sie schmeckte säuerliche Magensäure im Mund.
    Luft. Ich bekomm keine Luft.
    Ihre Brust fühlte sich an wie zugeschnürt.
    Ich ersticke.
    Sie riss den Mund auf und rief um Hilfe. Der Schrei hallte in ihren Ohren, laut und sinnlos. Sie versuchte, die Beine zu strecken, was ihr aber nicht gelang. Sie schluckte.
    Wo, zum Teufel, bin ich? Was ist passiert?
    Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, aber die schossen in alle Richtungen, wie ein Schwarm Goldfische, die im spiegelglatten Wasser beim leichtesten Wellengang und bei der geringsten Lichtschattierung auf der Wasseroberfläche in alle Richtungen davonstoben.
    In einem Koffer … ich lieg in einem Sarg. Unter der Erde. Begraben.
    Mendonck schnappte hektisch nach Luft, was ihre Atemnot nur noch verstärkte. Sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Dann trat sie mit beiden Füßen fest um sich, konzentrierte ihren gesamten Lebenswillen in diesen einen harten Tritt. Aber obwohl sie einen metallischen Hall hörte, begriff sie nicht, wo sie

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