Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
denn sie hatten John Mispelters festgenommen. Die Fingerabdrücke stimmten überein. Dann folgte irgendetwas Gemurmeltes, als ob Bosmans sich entschuldigte, und dann Stille.
»Jos? Jos. Verdammt.« Deleu schaute erst verwirrt und dann enttäuscht auf sein Mobiltelefon. Doch im nächsten Moment kickte er die Pantoffeln von den Füßen, zog seine Jeansjacke an und wählte gleichzeitig Bosmans’ Nummer.
Der Ärmel der Jacke verfing sich in der Rückenlehne des Küchenstuhls, der daraufhin krachend umfiel.
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14
N ein, verdammt noch mal. Meine Frau hat nix davon gewusst. Die dumme Kuh. Die Zukunft anderer Leute vorhersagen … das kann sie. Die alte Schlampe.«
»Ihr habt das Mädchen gemeinsam ermordet, im Schuppen, hinten im Garten. Im Garten deines eigenen Hauses. Wie ist es dann möglich, dass …«
John Mispelters’ Lider flatterten hektisch. Er schnappte nach Luft, und seine Stimme überschlug sich. »Ich hab das junge Ding nicht ermordet! Ich hab sie bloß gevögelt, ihr Idioten. Der andere hat das getan. Dieser Verrückte hat sie abgestochen.«
Die vier Vernehmungsbeamten – Bosmans, Deleu, Vereecken und Verrijt – schwiegen. Dies war ein entscheidender Moment. Wenn der Mann nun dichtmachte, war alles umsonst gewesen, und sämtliche vorangegangenen Bemühungen wären mit einem Schlag zunichtegemacht.
Mispelters rieb sich die stark geröteten Wangen.
Deleu schob das Glas Wasser näher zu ihm. »Vielleicht was Stärkeres, John? Ein Bier?«
Bosmans traute seinen Ohren kaum, schwieg aber. Mispelters schüttelte langsam den Kopf. Deleu bot ihm eine Belga an und gab ihm Feuer.
Gierig sog der Mann an der Zigarette, atmete den Rauch tief ein. Nach etwa einer halben Minute blies er die Luft wieder aus, die nun keinen Qualm mehr enthielt. Dann rieb er die Zigarettenspitze am Rand des Aschenbechers entlang, bis sämtliche Asche abgefallen war und nur noch der glühende Kegel übrig blieb.
Trotz der gewaltigen Spannung und dem Kribbeln in seinem Magen konnte Deleu ein – wenn auch lautloses – Gähnen nicht unterdrücken. Verstohlen schaute er auf die Uhr, aber Mispelters Stimme lenkte ihn derart ab, dass er die Uhrzeit gar nicht bewusst registrierte. Die Stimme des Mannes klang leise und monoton, als stünde er unter Beruhigungsmitteln.
»Dieses Mädchen ist bei meiner Frau aufgetaucht und hat einen Heidenterz veranstaltet. Weil sie dem Liebhaber des Mädchens, dem Jef … Jef Van Cleynenbreughel, Angst eingejagt hatte. Der Jef hatte mit ihr Schluss gemacht. Meine Alte hat mich schließlich gerufen, um die Tussi vor die Tür zu setzen, was ich dann auch getan hab.« Mispelters schwieg einen Moment und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus; dabei presste er den Daumennagel auf den Stummel und drehte ihn so lange hin und her, bis dieser vollständig plattgedrückt war.
Obwohl den Ermittlern eine ganze Reihe drängender Fragen auf der Zunge lag, hielten sie sich zurück.
Inzwischen studierte Mispelters seine schmutzigen Fingernägel, stöhnte leise und seufzte. »Im Hof hat sie sich dann gewehrt. Sie hat mich gekratzt und mir vors Schienbein getreten. Daraufhin hab ich ihr eine gelangt. Und dann … und dann …« Mispelters schlug die Augen auf und fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. »Und dann hab ich sie mir geschnappt.«
Die darauf folgende Stille dauerte eine halbe Ewigkeit.
»Warum, John? Sie hat dich provoziert, nicht wahr, John? Ist es nicht so?« Das war die perfekte Eröffnung.
Mispelters nickte eifrig.
»Und wo, John?«
»In meinem Lastwagen. Den parke ich immer neben dem Haus. Im Aufleger. Hinten im Hof. Sie hat mich gebissen, als ich ihr eine gelangt habe. So fest, dass ihre Zähne sich in meiner Haut abgezeichnet haben. Und dann hat sie mich ausgelacht. Mir direkt ins Gesicht gelacht. Und … und gehöhnt, dass ich ein armes Schwein wär, weil ich mit so einer hässlichen alten Hexe verheiratet wär. Und dass ich viel hässlicher wär als der Jef und dass ich niemals so eine tolle Muschi wie ihre bekommen würde. Diese verdammte Schlampe. Diese dreckige Hure. Was weiß die denn schon …« Mispelters’ Augen traten aus den Höhlen. Nackter Wahnsinn. Seine Hände bebten.
»Ich hab früher viele junge Dinger in meinem Lastwagen geknallt. Viel heißere und hübschere als diese Nutte.« Er seufzte schwer. »Aber dann … meine Heidi …« Mispelters schaute auf und wischte sich mit dem Handrücken die triefende Nase. »Dann hab ich mich
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