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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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und einen mitfühlenden Eindruck zu erwecken versuchte, riss Mispelters die Augen auf, als ob die bittere Wahrheit erst jetzt zu ihm durchdringen würde.
    »Aber sie war nicht tot!« Er keuchte. »Weil ich sie nämlich nicht ermordet habe. Sie hat noch geatmet. Da bin ich ganz sicher, weil ich ihr die Zunge in den Mund gesteckt habe. Da kam noch Luft raus. Sie hat nur ein bisschen geblutet. Und sie war ohnmächtig und hatte einen blauen Fleck am Kopf. Aber sie hat noch gelebt. Sie hat noch gelebt …« Seine gestikulierenden Hände sanken wieder auf seinen Schoß. »Sie müssen mir glauben. Ich war das nicht.«
    »Wir glauben dir ja, John. Aber du musst uns schon mehr erzählen. Wir wollen die wahre Geschichte hören. Die ganze Geschichte. Was ist dann passiert? Dein Freund Van Cleynenbreughel … Hat er sie …«
    »Der Jef war im Ausland. Mit seiner Alten. Der Blödmann wusste von nix.« Mispelters schaute sich in dem kleinen Vernehmungsraum um. Dann sah er die vier Ermittler der Reihe nach an, bis sein Blick bei Jos Bosmans hängenblieb, dessen natürliche Führungsqualitäten er unbewusst wahrgenommen hatte. »Vier gegen einen. Ich will einen Anwalt. Oder lieber gleich drei. Und bis dahin sag ich kein Wort mehr.«
    Auch Jos Bosmans sagte kein Wort. Er schüttelte missbilligend den Kopf, schnalzte mit der Zunge, packte Deleu an der Schulter und zog ihn aus dem Raum.
    Verwirrt und unsicher schaute John Mispelters zuerst zu Vereecken, und als der nicht reagierte, ging sein fragender Blick zu Verrijt. Doch Kurt Verrijt blieb reglos wie eine Sphinx, und Vereecken fixierte seine Oberschenkel.
    Mispelters hob die Hände und zuckte gleichzeitig lakonisch die Achseln. Als noch immer keine Reaktion kam, rutschte er nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Was denn?«, stieß er arrogant hervor. »Was wollt ihr von mir, ihr Bullen?!«
    Vereecken schüttelte den Kopf und zuckte gelangweilt, beinahe verlegen die Achseln.
    »Was ist?«
    »John, John, John. Das war nicht sehr clever.«
    Mispelters schwieg. Dann schaute er von links nach rechts und wieder zur Tür. Einen Moment lang dachte er daran, die beiden Männer erneut zu beschimpfen, hielt dann aber doch den Mund.
    »Weißt du, wer das war?«
    Mispelters zuckte die Achseln. Die Geste sollte lässig erscheinen, wirkte aber ängstlich.
    »Das war Jos Bosmans. Untersuchungsrichter Bosmans. Von dem hast du bestimmt schon gehört. Oder nicht?«
    Obwohl Mispelters stoisch vor sich hin starrte, verriet die pulsierende Ader an seiner Schläfe seine innere Unruhe.
    »Und Bosmans war auf deiner Seite.« Vereecken schaute lächelnd zu seinem Kollegen. »Bis jetzt … Und er ist derjenige, der entscheidenden Einfluss auf das Strafmaß ausüben kann. Verstehst du das, John? Er und nur er allein. Wenn er will. Und wenn du mitarbeitest. Konstruktiv mitarbeitest.
Ma bon.
Es ist dein Leben. Also einen Anwalt?«
    Mispelters starrte auf seine Schuhspitzen.
    »Konstruktiv. Das heißt, sachdienlich.« Verrijt grinste. »Positiv. Vergleichbar mit
Ein Mensch guten Willens
. Hast du die Sendung schon mal gesehen, John? Nein, wahrscheinlich nicht. Du bist mehr der Typ, der sich einen harten Porno reinzieht. Hast du
Canal Plus
zu Hause? Natürlich nur wegen der Fußballübertragungen?«
    »Kurt, lass den Mann in Ruhe«, bellte Vereecken so unvermittelt, dass Mispelters zusammenzuckte.
    Er wirkte nun wie das Musterbeispiel eines zweifelnden Menschen.
     
    Im Flur, nicht weit von Bosmans’ Büro entfernt, packte Deleu seinen Chef am Arm. »Jos, diese Puppe.«
    »Ja, was ist damit?«
    »Wir müssen ihn damit konfrontieren.«
    Bosmans kehrte in sein Büro zurück, dicht gefolgt von Deleu, der wie ein Magnet an ihm haftete.
    »Vielleicht sind da ja auch seine Fingerabdrücke drauf.«
    »Wann hast du diese Puppe gefunden?«
    »Eben. Als ich nach Hause gekommen bin.«
    »Und wie lange warst du dann zu Hause?« Die Worte hatten einen unangenehmen Unterton, doch Deleu bemerkte die Anspielung überhaupt nicht – er war viel zu sehr mit dem Fall beschäftigt. Bosmans betrachtete seinen alten Freund. »Tut mir leid, Dirk. Ich hab’s nicht so gemeint.«
    Deleu winkte ab, als wollte er sich nicht aus seinen Gedanken reißen lassen.
    Bosmans verstand und schwieg.
    Nach einem Moment schaute Deleu auf. »Schieß los.«
    »Mispelters kann diese Puppe nicht an deine Türklinke gehängt haben. Das ist zeitlich unmöglich. Seit dem Moment, als du mit seinen Fingerabdrücken aufgetaucht bist, haben wir ihn nicht

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