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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Gift.«

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    17
    U m halb elf Uhr war es so weit. In Schiplaken, einem Ortsteil von Hever, bog der erste Polizeiwagen um eine scharfe Kurve in den Blokweg.
    Der alte Mann, dessen Grundstück an den Wald angrenzte und der mit hochgekrempelten Ärmeln den Garten umgrub, sah den drei Polizeifahrzeugen mit den abgedunkelten Scheiben nach, die beinahe geräuschlos durch die Nebelschwaden in das Waldgebiet glitten. Wie Schatten. Ohne Sirene. Ohne Blaulicht.
    »Bullen … Was ist denn jetzt schon wieder passiert?« Er warf einen Blick über die Schulter in Richtung Veranda, zögerte, spuckte dann aber entschlossen in die Hände.
    Ich werd’s ihr nachher erzählen, wenn die Eier mit Speck auf dem Tisch stehen.
    Dann drückte er den Spaten in die Erde, stellte seinen Fuß auf den Rand und rammte das Spatenblatt kräftig in den Boden.
    Als der erste Wagen in den unbefestigten Waldweg einbog, begann die rote Lampe des Scanners in rasendem Tempo zu blinken. Marc Vanderkelen drehte an ein paar Knöpfen, während er Bosmans’ bohrenden Blick im Nacken fühlte. »Ganz in der Nähe. Wir müssen gleich da sein …«
    Der Untersuchungsrichter starrte ihn weiterhin an. Es schien, als würden seine Augen schreien: Nein! Nein, das kann einfach nicht wahr sein! Bosmans schaute durch das Seitenfenster. Der Wald wurde immer dichter, mit bizarr gewachsenen Sträuchern und niedrigen Nadelbäumen, deren untere Zweige von dornigen Brombeersträuchern so stark überwuchert waren, dass man im Grunde auf Händen und Füßen darunter hindurchkriechen musste, um überhaupt noch vorwärtszukommen. Ein Eichhörnchen mit einer Nuss zwischen den Vorderpfoten hob ruckartig den Kopf und sprang hastig davon.
    Bosmans legte eine Hand auf die Brust, aber der dumpfe Schmerz wollte nicht verschwinden. Innerlich wappnete er sich gegen das Schlimmste und malte sich aus, wie und wo sie Nadia finden würden. Ihr bleiches, blutloses Gesicht, im menschenunwürdigen Todeskampf zu einer Grimasse verzerrt. Mit angezogenen Knien, die Hände auf dem Rücken gefesselt. Verkrampfte Finger, Leichenflecken. Ihr vitaler, junger Körper erschlafft, halb bedeckt von Erde und verrottetem Laub und in einer unnatürlich krummen Haltung.
    »Stopp.«
    Ruckelnd kam der Wagen zum Stehen. Rechts von ihnen verlief ein Pfad, von Gebüsch überwuchert. Er war noch schmaler als der Waldweg und mit vertrockneten Gräsern und flach wachsenden Zweigen übersät.
    »Links.«
    Die Stimme klang entschlossen, duldete keinen Widerspruch. Bosmans warf einen Blick auf das kompakte Gerät auf Vanderkelens Schoß. Die Lampe blinkte nicht länger; ihr rotes Licht tauchte Vanderkelens Doppelkinn in rote Glut. Fragend schaute Bosmans seinen Kollegen an.
    Doch Vanderkelen zuckte fast entschuldigend die Achseln. »Der Scanner lügt nie.« Bedächtig legte er einen Zeigefinger an die Lippen. »Man könnte es mit einem GPS -System vergleichen. Bis auf einen Quadratmeter genau. Das Signal wird aufgefangen und via Satellit zurückgestrahlt.«
    »Technischer Fachjargon interessiert mich nicht«, erwiderte Bosmans schroff und fügte dann hinzu: »Entschuldigung, Marc.« Gebannt starrte Bosmans durch die Frontscheibe, wo die Konturen eines verfallenen Hofs auftauchten. Der Schornstein war eingestürzt, die Fensterrahmen waren verzogen und ein Teil des hinteren Anbaus war in sich zusammengebrochen. Die drei Polizeiwagen hielten an.
    Vanderkelen hantierte noch immer mit dem Scanner. Fragend schaute er zu Bosmans. »Ich kann noch genauer suchen lassen«, stieß er angespannt hervor. »Wenn Sie wollen, kann ich Sie mit diesem Ding bis ganz dicht heran …«
    »Nein.« Auch diese Antwort duldete keinen Widerspruch. Bosmans hob die Hand und winkte mit zwei Fingern, woraufhin der Polizeimeister auf dem Vordersitz ihm das Sprechfunkgerät gab. Der Untersuchungsrichter drückte auf den Knopf und zischte einen kurzen Befehl.
    Schiebetüren öffneten sich geräuschlos. Schemenhafte Gestalten im Nebel. Auf den ersten Blick eine Gruppe von Menschen, die ungeordnet und unkoordiniert durcheinanderliefen. Doch bei näherem Hinsehen zeigte sich die systematische Vorgehensweise der Truppe: Die neun Beamten des Sondereinsatzkommandos teilten sich in Gruppen zu je drei Mann auf. Eine Gruppe lief nach links, die andere nach rechts, während die dritte zielstrebig geradeaus hastete. In Richtung der Haustür. Wenige Sekunden später waren die Männer mit den Waffen, deren matte Oberflächen nicht glänzten, verschwunden. Wie

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