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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Mendonck, seine Kollegin, seine Geliebte, die Mutter seines ungeborenen Kindes. Nadia, mit ihren klaren, blauen Augen und ihrem animalischen Charme. Nadia, mit ihrem angeborenen Pragmatismus und ihrer nüchternen Einstellung gegenüber alltäglichen Dingen. Nadia, mit ihrer unbezähmbaren romantischen Ader, mit ihrem großen, leidenschaftlichen Herzen.
    Nadia.
    Dort, auf der anderen Seite, konnte sie nicht gesessen haben. Jedenfalls nicht länger als zehn Sekunden, denn Mendonck mochte zwar himmelblaue Augen und einen klaren Blick haben, aber ihr Sehvermögen war alles andere als perfekt. Eigentlich müsste sie längst eine Brille tragen, doch dafür war sie zu eitel.
    Dirk Deleu strich mit den Fingern über das weiche Kalbsleder. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und ließ sich in den Sessel sinken. Langsam nahm er die Atmosphäre des Raums in sich auf. Er stellte sich vor, wie Nadia vor ihm saß. Mit der Fragenliste im Kopf. Das würde sie nicht aushalten. Nicht länger als zehn Sekunden. Ihre Augen scheuten das Licht.
    Plötzlich überkam Deleu ein mulmiges Gefühl, als würde jemand ungebeten zuschauen.
    Hinter dir – lauernde Augen in deinem Rücken.
    Ruckartig drehte er sich um und betrachtete die Wand. Der schwarze Fleck hatte sich in eine Kirche verwandelt. Gotisch. Monumental. In ein sanftes, melancholisches Licht getaucht.
    Deleu schaute zur Decke, wo ein Spot auf das Gemälde ausgerichtet war. Seine Gedanken überschlugen sich. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Er rollte den Bürosessel zurück, sprang auf, stieß sich das Knie an der Schreibtischkante und hinkte wie ein verwundetes Tier zum Fenster, wo er keuchend die Jalousien hochzog.
    Während weiches Tageslicht in den Raum drang, blieb Deleu ein paar Sekunden reglos stehen, mit geschlossenen Augen. Als er sie wieder öffnete, schien plötzlich alles verändert. Das Gefühl der Bedrohung war verschwunden. Langsam schaute er sich um. Nun sah er den Raum, wie er wirklich war: Leer … ohne eine einzige Patientenakte.
    Deleu blieb stocksteif stehen; der Schweiß brach ihm aus.
    Nadia. Wo bist du, Nadia?
    Und dann sah er ihn. Er lag auf einer Ecke der Schreibtischplatte, am Fuß der Bürolampe. Er war blau und dick. Qualitätspapier … auf dem etwas geschrieben stand.
    Deleu beugte sich vor, und seine Augen fokussierten sich auf den Briefumschlag. Als er endlich begriff, an wen der Brief gerichtet war, blinzelte er heftig.
     
    Für Dirk Deleu
    Persönlich
     
    Deleu vergaß zu atmen. Er zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und fasste den Brief damit an der oberen rechten Ecke an. Ratlos drehte er ihn um, drehte ihn mehrmals hin und her. Kein Absender. Erneut drehte er den Brief um.
    Keine Briefmarke. Natürlich nicht.
    Mit der freien Hand wischte er sich den kalten Schweiß von Stirn und Nacken. Die Adresse war von Hand geschrieben und erinnerte an die Großbuchstaben einer alten Schreibmaschine.
    Wieder und wieder drehte Deleu den Brief. Bis er es schließlich nicht mehr aushielt und hastig den Umschlag aufriss. Sein Taschentuch trudelte zu Boden. Mit zitternden Händen hob Deleu es wieder auf und klappte den sorgfältig zusammengefalteten Bogen Papier auseinander.
     
    Lieber Dirk, mein Freund,
     
    wie schade, dass du diesen Brief nun in Händen hältst. Ich hätte dich lieber persönlich getroffen. Dass sie deine Hure geworden ist, fand ich anfangs sehr schlimm. Ich habe mich ernsthaft dazu zwingen müssen, sie nicht sofort an Ort und Stelle in Stücke zu reißen.
     
    Deleu zitterte. Die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Das dicke, von Hand geschöpfte Papier raschelte und knisterte, und als der Kripobeamte die Finger öffnete, flatterte der Brief zu Boden, gefolgt von Deleus Taschentuch.
    *
    Dirk Deleu hockte zusammengekrümmt auf einem Stuhl. Lediglich sein keuchender Atem verriet, dass er noch lebte.
    Mit einer unbewussten Bewegung schob Bosmans seine Lesebrille hoch. Seine Fingerspitzen fühlten sich klamm an.
     
    Lieber Dirk, mein Freund,
     
    wie schade, dass du diesen Brief nun in Händen hältst. Ich hätte dich lieber persönlich getroffen. Dass sie deine Hure geworden ist, fand ich anfangs sehr schlimm. Ich habe mich ernsthaft dazu zwingen müssen, sie nicht sofort an Ort und Stelle in Stücke zu reißen.
    Aber dann hatte ich eine bessere Idee. Eigentlich eine brillante Idee. Du kennst mich doch. :):):)
    Ich dachte mir, ach Gottchen, die armen Teufel. Die würden noch jahrelang suchen … ich bin einfach viel zu

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