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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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können?«
    Schlagartig hatte der Mann keinen Blick mehr für seine ratlosen Gäste, die nach ihrem Coitus interruptus wie vor den Kopf geschlagen schienen. »Ja, ja, natürlich. Ich werde Ihnen jede erdenkliche Unterstützung gewähren. Solange Sie mir nur die Presse vom Hals halten. Draußen an der Tür hängt ein Schild ›Geschlossen‹, und diese Herren hier sind alle bereit, auf diskrete Weise bei Ihren Ermittlungen mitzuarbeiten.« Den Nachsatz »Nicht wahr, meine Herren?« brachte er allerdings nicht mehr über die Lippen.
     
    Pierre Vindevogel zog den Stöpsel aus der Badewanne, und das blutrote Schaumbad verschwand mit einem gurgelnden Geräusch im Abfluss. Als zuerst die Haare und dann Stirn und Nase von Hilde Plaetinck zum Vorschein kamen, stieß er einen heiseren Fluch aus. Aus der klaffenden Wunde am Hals strömte noch ein dünnes Blutrinnsal.
    Pierre rief zunächst Bosmans an und dann erst die Spurensicherung.
    »Hilde Plaetinck. Verdammt!«
    *
    Dirk Deleu hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund und rasende Kopfschmerzen. Er versuchte zu blinzeln, doch selbst das gelang ihm nicht, weil ein straff angelegter Verband sein rechtes Augenlid zudrückte.
    Als Nächstes registrierte er, dass da jemand war. Ein Mensch. Jos Bosmans. Der Untersuchungsrichter saß auf einem Stuhl neben dem Krankenhausbett. Sein Kinn ruhte auf der Brust.
    Dirk Deleu atmete schwer und klammerte sich an das Metallgestell des Betts. Ein niedergeschlagener Bosmans, der widerwärtige Krankenhausgeruch, das nichtssagende weiße Zimmer … plötzlich kehrte seine Erinnerung zurück.
    Erschrocken sprang Bosmans auf, als der gellende Schrei durch das kalte Krankenhauszimmer hallte: »Charlotte …!«
    Beruhigend legte der Untersuchungsrichter eine Hand auf Deleus Brust. »Ganz ruhig, Dirk. Ich bin ja da.«
    Mit beiden Händen umklammerte Deleu das Handgelenk seines Chefs und schaute ihn ratlos an. »Charlotte.«
    »Dirk, beruhig dich«, sagte Bosmans heiser. »Charlotte geht es gut.«
    Deleus Finger krallten sich in Bosmans’ Haut. »Wo …?«
    »Bei deinen Schwiegereltern.«
    »Die Fotos … hast du die Fotos gesehen?«
    Bosmans schloss die Augen und schluckte. »Welche Fotos?«
    »Und Barbara?«
    Bosmans kratzte sich am Hals und biss die Zähne aufeinander. Er hatte sich noch nie mit dem Gefühl der Hilflosigkeit anfreunden können.
    »Ist sie …?«
    »Sie ist verschwunden, Dirk. Genau wie Nadia. Es ist uns nicht gelungen, den Ablauf ihres letzten Tages zu rekonstruieren. Noch nicht. Tut mir leid, Dirk.«
    Dirk Deleu zog sich am Handgelenk seines Chefs hoch und schwang trotz der rasenden Kopfschmerzen die Beine über die Bettkante. Er stützte die Hände auf die Oberschenkel und stemmte sich hoch. Bosmans wollte Deleu zwar am Aufstehen hindern, gab seinen Versuch aber schon bald auf.
    »Meine Sachen … Wo sind meine Sachen, verdammt noch mal?! Jetzt hilf mir doch endlich, Jos! Wir müssen los.«
    Während Deleu wie eine beschwipste Ente zum Waschbecken watschelte, den Wasserhahn aufdrehte und sich eine Handvoll Wasser ins Gesicht spritzte, öffnete Bosmans, der begriff, dass er Deleu ohnehin nicht von seinem Vorhaben abbringen konnte, den klapprigen Kleiderschrank und warf eine Jeans, einen säuerlich riechenden Pullover und ein Sakko aufs Bett.
    Deleu drehte sich um. Mehr tot als lebendig. »Die Fotos … Jos, die Fotos.«
    »Welche Fotos?«
    Deleu nahm sein Sakko vom Bett und holte ein Foto aus der Tasche.
    »Das ist doch …«, setzte Bosmans an, kam aber nicht weiter.
    »Hermans. Polaroidfotos von Bert Hermans, der Frau Poulders mit einem Messer den Bauch aufschlitzt.«
    Die Worte hallten einen Moment durch Bosmans’ Schädel. Dann fluchte er wütend, als er sich an das schreckliche Blutbad im Haus der Familie Poulders erinnerte – angerichtet von Bert Hermans, diesem entgleisten Psychopathen, der Gott bei der Bekämpfung des allgemeinen Verfalls der Sitten gern zur Hand gehen wollte.
    *
    Roger Wittewrongel, Barbaras Vater, stieß einen unterdrückten Fluch aus, als er durch den Spion schaute und zwei Männer vor der Haustür stehen sah. Polizei. Ein uniformierter Beamter und ein Zivilbeamter. Sein Gesicht wurde kreidebleich, während er die Tür öffnete. »Ja?«
    »Meneer Wittewrongel?«
    »Ja.«
    »Polizei. Mein Name ist Vindevogel, und dies ist mein Kollege Vanderkuylen. Dürfen wir einen Moment hineinkommen?«
    »Haben Sie … Gibt es … Haben Sie irgendwelche Neuigkeiten?« Die Stimme des Sechzigjährigen

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