Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
Vom Netzwerk:
hervorragender Abend zu werden. Der Mann trank den Kaffee aus und wippte leicht mit dem Kopf.
    Wie der Vater, so der Sohn. An den Reserveschlüssel hatte der Junge natürlich nicht gedacht. Ein Wirrkopf, genau wie sein Vater.
    Reglos beobachtete er den blonden, jungen Mann – so wie ein Reptil seine Beute beobachtet. Der Junge stand auf der anderen Straßenseite und starrte auf ein altmodisches Damenrad. Eine Hand in der Gesäßtasche seiner ausgebleichten Jeans, fuhr er sich mit der anderen seufzend durch die Haare. Als er sich umdrehte und die vorbeifahrenden Autos betrachtete, kniff Bert Hermans seine Augen halb zusammen.
    Das schmale Gesicht. Die melancholischen Augen. Die große, spitze Nase. Kein Zweifel möglich.
    Als der junge Mann sich umdrehte, in die Hocke ging und das Fahrrad seufzend auf die Schultern hievte, stand Hermans auf und schlenderte nach draußen. Die Regenböen waren heftiger geworden. Die Schöße seines Trenchcoats flatterten, als er seine Schritte beschleunigte und, ohne sich umzuschauen, die Straße überquerte.
    Vor dem Schaufenster eines Tabakgeschäfts blieb er stehen und studierte die Kollektion von Feuerzeugen in der Auslage. Beiläufig schaute er zur Seite. »Probleme?«
    Der junge Mann wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht und sah ihn verwundert an. »Was?«
    »Probleme?«
    Der Junge hielt inne, warf einen Blick auf das verrostete Damenrad und musterte den Mann misstrauisch. »Wieso? Sind Sie bei der Polizei?«
    Der Mann mit den kurzgeschnittenen Haaren lachte. »Ich? Polizei? Seh ich etwa so aus?«
    Der Junge, dessen Pullover inzwischen klatschnass war, stellte das Rad auf dem Gehweg ab. »Irgendjemand hat sich mein Rad ›geborgt‹. Ich hab es zwar wiedergefunden, aber die Idioten haben das Schloss zugedrückt, und ich hab den Schlüssel nicht dabei.«
    In Gedanken versunken, starrte der Mann auf seine Schuhspitzen. »Wohnst du hier in der Nähe?«
    »Äh, eher nicht. Ich wohn in Kessel-Lo, in der Nähe des Bahnhofs. Aber noch auf der anderen Seite der Gleise.«
    Der Mann kratzte sich am Hals und spitzte die Lippen. »Das ist wirklich eine ziemliche Strecke. Ach, was soll’s. Komm mit … ich fahr dich schnell nach Hause.«
    Der Junge schaute ihn verwundert an, sagte aber nichts.
    »Komm. Ich muss sowieso in diese Richtung und hab noch etwas Zeit.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich muss erst um acht bei meinem Physiotherapeuten sein.«
    Der Junge öffnete den Mund, doch der hilfsbereite Passant kam ihm zuvor: »Wenn ich mit meinem Rover unterwegs wäre, könntest du’s jetzt vergessen. In den lade ich keine Rostmöhren. Aber du hast Glück: Ich bin mit dem Toyota meiner Frau hier. Ein Kombi.« Der Mann lachte verschwörerisch. »Na los, sonst werden wir noch klatschnass.« Er lief auf die andere Straßenseite und öffnete den Kofferraum eines grauen Toyota Corolla.
    Der Junge legte das Rad auf die Ladefläche und schloss die Kofferraumklappe, so weit es ging, wobei ein Teil des Hinterrads über die Ladekante hing.
    Der freundliche Passant schloss die Fahrertür auf, stieg ein und machte eine einladende Geste. Hastig lief der Junge zur Beifahrertür und zog am Griff, musste aber warten, bis sich der Mann herüberbeugte und die Tür für ihn öffnete. »Tut mir leid. Keine Zentralverriegelung. Ist schließlich kein Rover … Ich heiße übrigens Albert. Albert Dehaene, nicht verwandt oder verschwägert mit unserem Ex-Premier.« Er grinste und drehte den Schlüssel im Zündschloss. »Mein Vater war ein ganz einfacher Metallarbeiter.« Dann schaute er wieder nach vorn und fuhr ruckartig aus der Parklücke.
    Der Junge lachte verlegen und blickte über seine Schulter, besorgt, dass sein Rad durch das abrupte Fahrmanöver vielleicht nach hinten gerutscht sein könnte.
    »Und wie heißt du?«
    »Rob. Rob Deleu.«
    »Hm …«
    »Und mein Vater ist ein Bulle, ein ziemlich guter sogar.«

[home]
    19
    D ie Mailbox.
    Mit einem Klicken fiel der Hörer auf die Gabel. Jos Bosmans schaute mit grimmiger Miene zu Walter Vereecken, der an seinem Oberhemd herumfummelte.
    »Die verdammte Mailbox«, brummte Bosmans. »Wo steckt der Kerl? Haut mitten in einer Besprechung ab und verschwindet von der Erdoberfläche.« Er seufzte schwer und musterte Vereecken, der mutlos in seinem Rollstuhl hing. »Ich weiß auch nicht mehr weiter, Walter«, sagte er leise.
    Als er bemerkte, wie Vereeckens Adamsapfel krampfhaft auf und ab zuckte, fiel Bosmans plötzlich wieder ein: Auch Walter

Weitere Kostenlose Bücher