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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Stufe, ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Je mehr er sich dem Umschlag näherte, desto mehr beschleunigte er seine Schritte, bis er das Ding endlich in der Hand hielt. Der Umschlag war schwer.
    Deleu schob den Schlüssel ins Schloss, ging ins Schlafzimmer, ließ sich auf den Bettrand sinken und schaute starr auf den Umschlag, der zwischen seinen Oberschenkeln lag. Dann nahm er ihn vorsichtig an einer Ecke. Am unteren Rand des Briefumschlags befand sich eine Verdickung. Weich. Elastisch.
    Dirk Deleu hielt es nicht länger aus: Er riss eine Ecke des Umschlags auf, zwängte den Zeigefinger in die Öffnung und öffnete den Umschlag mit einem Ruck. Atemlos schob er seine Finger zwischen das Papier, als ihm ein übler Geruch entgegenschlug.
    Im Umschlag steckte ein Brief, ein doppelt gefalteter DIN -A 4 -Bogen, genau wie der Umschlag aus handgeschöpftem Papier. Außerdem eine Kassette, eine Audiokassette der Marke Sony in einer transparenten Kunststoffhülle.
    Und noch etwas steckte in dem Umschlag – eingewickelt in ein Küchenpapier, das mit gelblicher und rötlicher Flüssigkeit getränkt war.
    O Gott, ein Finger!
    Von Barbara. Oder Nadia. Nein … nein … das kann doch nicht wahr sein!
    Der Umschlag fiel zu Boden, und das »Ding« rollte heraus. Deleu starrte darauf, stand auf, machte einen Bogen darum und setzte sich wieder. Er würgte und übergab sich.
    An andere Sachen denken. Denk an etwas anderes.
    Doch es gelang ihm nicht. Vor seinem inneren Auge sah er Barbaras angstverzerrtes Gesicht. Und dann Nadia – sie schaute zu, machtlos, angekettet. Oder war es genau umgekehrt? War das Nadias Finger?
    Deleu übergab sich ein zweites Mal. Er schmeckte die bittere Gallenflüssigkeit im Mund, lief ins Bad und kniete sich vor die Toilettenschüssel. Allerdings kam aus seinem Magen nichts mehr heraus. Er stemmte sich hoch, nahm den Duschkopf von der Wand und hielt seinen Kopf unter den eiskalten Wasserstrahl.
    Der Schrei, der tief aus seinem Inneren kam, hallte von den Wänden des kleinen Badezimmers wider und dröhnte in seinem Kopf.
    Verzweifelt schaute Deleu sich um. Dann torkelte er zurück ins Schlafzimmer, und während er mit der Spitze seines Schuhs das Küchenpapier anstieß, schossen ihm die schrecklichsten Szenarien durch den Kopf.
    Plötzlich beugte er sich nach unten, und seine gierigen Finger zerfetzten das Papier.
    *
    »Ich habe einfach nur meine Pflicht getan, meine Herren. Dieser Mann war ein Mitmensch in Not.« Obwohl die Worte empört klangen, verriet das Zittern der Stimme, dass der schmächtige Mann dennoch mit sich selbst zu kämpfen hatte.
    Niemand sagte einen Ton.
    Als ihm sein Anwalt ermutigend auf die Schulter klopfte, schien der Hausarzt sich wieder zu fangen. Mit einer herablassenden Geste wischte er einen Fussel von seinem Jackett.
    Das war für Untersuchungsrichter Bosmans der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er warf Staatsanwalt Bauwens einen Blick zu, der aber nach wie vor keine Regung zeigte.
    »Wollen Sie uns gleich auch noch Ihre ärztliche Schweigepflicht auftischen, Doktor? Oder reicht es für heute an Späßen?«, fragte Bosmans.
    Staatsanwalt Bauwens, der nur mühsam ein Grinsen unterdrücken konnte, schaute kurz auf.
    »Es wäre nicht nur im Interesse der Ermittlungen, sondern auch im Interesse meines Mandanten und seiner Zigtausenden unbescholtenen Kollegen, wenn mit dem medizinischen Berufsethos kein Scherz getrieben würde, die Herren. Ich kann Ihnen versichern, die Presse wird hier …«
    »Stopp. Halt!« Staatsanwalt Diederik Bauwens stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch, zog seine Krawatte gerade und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Langsam reicht mir diese Schmierenkomödie: Sie, Doktor, haben einen Haufen Geld dafür bekommen, Hermans zu behandeln. Mispelters hat das eindeutig zu Protokoll gegeben.« Bauwens kratzte sich am Hals, streckte die Beine aus und musterte den Hausarzt mit unverhohlener Verachtung. »Sie wollen die Presse einschalten? Kein Problem! Mir reicht’s jetzt. Ich werde eine Pressekonferenz abhalten. Jetzt sofort. Hier im Flur. Journalisten sind ja genügend da.«
    Rechtsanwalt Verwilghen schaute zu Bosmans, der ihn breit angrinste, während Bauwens zur Tür ging. »Was?!«
    »Im Interesse der Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft beschlossen, keine Informationen … und so weiter und so fort …«, brummte Bauwens, der mit der Türklinke spielte. »Aber dieses Mal nicht! Dieses Mal hat die Öffentlichkeit

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