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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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verkleinern. Vielleicht ein Viertel aller Bossingfälle gehört wohl dazu, häufig steht dies im Zusammenhang mit Fusionen oder Sanierungsfällen. Da es Auftraggebern wie Führungskräften an Fantasie und Kompetenz fehlt, wie man so etwas auf faire Weise realisieren könnte, greift man zu Mitteln des Bossings.

    Gibt es ein faires Outsourcing?
    Ja, die notwendige Grundlage dafür ist das Bemühen um Transparenz. Die Betroffenen werden über die Lage informiert. Das istoft sehr schwer zu realisieren, weil viele Firmen ihre Mitarbeiter gerade über reale Unternehmensentwicklungen nicht laufend informieren. Transparenz wirkt in schwierigen Fällen wie eine eiskalte Dusche – und da dies bei den Mitarbeitern vor allem Angst auslöst, muss man auch damit umgehen können. Sobald man aber offen über Probleme spricht, geht es in die richtige Richtung: »Wir können Ihnen das und jenes in der Tat nicht versprechen, kaum, wenig oder keine Arbeitsgarantien geben. Aber wir bemühen uns, gemeinsam mit Ihnen, um gangbare Wege.« Ein gutes Beispiel ist hier Loewe. Die TV-Firma stand wirtschaftlich am Abgrund. Als Folge von Transparenz, gemeinsamen Anstrengungen von Geschäftsführung und Mitarbeitern sowie Gehaltsverzicht in Form eines Kredits an die eigene Firma steht das Unternehmen heute glänzend da. Loewe hat den Mitarbeitern das Gehalt, auf das diese in der Not verzichtet haben, mit Zinsen zurückgezahlt. Das ist eine komplett andere Ansprache, eine faire Gangart in kritischen Zeiten! So gibt es in der Regel in jedem Unternehmen genügend Möglichkeiten, um den Menschen, die entlassen werden müssen, zusammen mit dem Betriebsrat zu helfen: Das reicht von einem bezahlten Outplacement bis hin zu aktiver Vermittlung, die ein Unternehmen für seine Beschäftigten übernehmen kann, über Lohnverzicht und Mehrarbeit bis hin zur Umsetzung von Innovationen und dem Erschließen neuer Märkte. Tatsächlich versuchen aber viele, sich aus der Verantwortung zu stehlen: »Ich habe meinen Job gemacht, die Firma verkleinert, die Hälfte der Arbeitsplätze gerettet«, denken viele. »Um den Rest sollen sich andere kümmern, die Gewerkschaften oder der Staat.«

    Wie kann man einen Bossingprozess stoppen?
    Das kommt auf die Position an. Wenn Bossing auf unteren Ebenen auftritt und die Führungsspitze dies nicht dulden möchte, kann sie vieles unternehmen: Man kann das Gespräch mit dem Täter suchen, Wertvorstellungen vermitteln, unterstützende Maßnahmen wie Coaching und Seminare anbieten, Fristen setzenbis zu der bestimmte Verhaltensweisen abgeprüft werden, 360-Grad-Befragungen durchführen oder zum letzten Mittel der Kündigung greifen.
    Für Mitarbeiter sieht die Welt etwas schwieriger aus. In einer fairen Unternehmenskultur kann man sicher Unterstützung finden. Anderenfalls bin ich allein auf weiter Flur. Natürlich kann man immer fachlichen Rat einholen, sich von Beratungseinrichtungen unterstützen lassen. Aber in einer Firma, in der mit gezinkten Karten gespielt wird, wird man nicht umhin können, die Konsequenzen zu ziehen und sich von diesem Spielfeld zu entfernen. Das klingt härter, als es in Wirklichkeit oft ist: Eine neue Position zu finden, dauert etwa neun Monate, selbst in kritischen Zeiten. Wenn man Kompetenzen und Erfahrungen vorweisen kann. Aber bitte: Erst eine neue Stelle suchen und dann kündigen, nicht umgekehrt.

    Für die Opfer bedeutet das eine Doppelstrategie: Das Bossing aushalten – und gleichzeitig nach etwas Neuem umschauen?
    Ja. Was man aber nicht machen sollte: Der Gerechtigkeit willen alleine in diesem Umfeld kämpfen. Je niedriger man positioniert ist, desto aussichtsloser ist der Kampf. Dadurch macht sich das Opfer erst zum Opfer.
    Übrigens: Je mehr Akteure der Firma unfair spielen, desto geringer wird die Marktchance dieses Unternehmens sein. Die Gesamtperformance wird ebenso sinken. Die Besten verlassen ein solches Unternehmen schließlich. Und wer weiß, wie lang die Kundschaft oder Lieferanten mitspielen werden.

    Kann man die Erfahrung verallgemeinern: Firmen, in denen gebosst wird, haben eine negative Ausstrahlung – nach außen wie nach innen?
    Eindeutig: Das spürt man. Man kann die Menschen nur ermuntern, ihren Gefühlen zu trauen. Wenn ich zu einer Firma oder in einen Laden komme und eine »komische Atmosphäre« bemerke– das ist hier aber etwas verdruckst und merkwürdig –, dann kann ich dem Gefühl trauen: Irgendetwas stimmt in der Unternehmenskultur nicht. Eine unfaire

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