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Bossing - wenn der Chef mobbt

Titel: Bossing - wenn der Chef mobbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Fuchs , Andreas Huber
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den Begriff »Bullying«, er steht für einen brutalen Menschen, einen Tyrannen und Despoten. Im Gegensatz zu Mobbing wird als Täter ein Einzelner, meist ein Vorgesetzter identifiziert. Ich plädiere daher dafür, den Ausdruck »Mobbing« für unfaire Attacken von Kollegen zu gebrauchen – eventuell im gemeinsamen Zusammenspiel mit Vorgesetzten. »Bossing« sollte für unfaire Attacken durch Vorgesetzte allein stehen. Den Ausdruck Bullying kann man für alle besonders üblen, brutalen und menschenverachtenden Angriffe verwenden. Das so geläufige Phänomen Mobbing müsste aufgrund seiner Verbreitung eigentlich Bossing heißen. Bisher bleibt damit nämlich der Täter im Unklaren, und der ist nach allen Befunden und Erfahrungen mehrheitlich eine Führungskraft. Eher selten handelt es sich dabei um einen Kollegen oder eine Kollegengruppe.

    Was sind für Sie die wichtigsten Aspekte von Bossing?
    Natürlich gibt es Chefs, die systematisch unfair vorgehen – und gezielt bossen. Häufiger ist es aber eine Mischung aus unfairen und noch fairen Verhaltensweisen. Ähnlich unterschätzt wird oft der Wechselbezug zwischen »Täter« und »Opfer«. Dazu zählt auch die Tatsache, dass ein von unfairen Praktiken Betroffener vorher womöglich selbst an entsprechenden Aktivitäten gegenandere beteiligt war, solange er einen Vorteil davon hatte. Nun aber hat sich das System gegen ihn gedreht. Das Bossing der Bosse untereinander sollte man nicht unterschätzen. Es wird galant als Machtkampf oder Hahnenkämpfe bezeichnet. Wir nennen dieses Phänomen Charing, weil sich die Chairmen gegenseitig versuchen, aus dem Stuhl zu kippen, oder ihn wenigstens ansägen.

    Mobbing- und Bossingopfer gelten meist als offen und leistungsbewusst – gebosst werden sie wegen der neurotischen Disposition ihrer Chefs.
    Sicher haben auch Führungskräfte persönliche Charakterschwächen oder sind neurotisch. Aber solche Veranlagungen sind unter den Chefs, soweit wir Untersuchungen glauben können, nur geringfügig anders als in der Normalbevölkerung. Es gibt natürlich einen narzisstischen Führungstyp, dessen Vertreter vieles können, nur nicht Dienen im positiven Sinn. Solche Charaktere wirken sich immer ungünstig aus; in Führungspositionen mit ihren kommunikativen Aufgaben und Verantwortlichkeiten sind sie aber gravierende Fehlbesetzungen. Obwohl es vorkommt, kann man dies auf keinen Fall verallgemeinern. Normal ist dagegen eine Situation, in der sich Chef und Mitarbeiter in einer unfairen Diffusion befinden.

    Ist Bossing also ein normaler Konflikt auf den frühen Eskalationsstufen der bis neun offenen Krisen-Skala?
    Das kann man so verstehen. Aber zur Feststellung und Klärung einer unfairen Situation und eines Konfliktfalles gehört eine ganze Menge: etwa Zivilcourage oder die Bereitschaft, keine weiteren Beschädigungen hervorzurufen – was nicht so ganz einfach ist. Die Menschen glauben eher, wenn man fair sein möchte, dann klappt das auch. Wir wissen aber, dass Fairness eine Kompetenz benötigt, diese auch in schwierigen Situationen praktizieren zu können. Und kaum jemand ist bereit, hier zu investieren und dazu zu lernen. Von daher kommt es oft zu dieserunfairen Diffusion: Vieles ist unklar, es wird spekuliert – man spürt nur, es geht unfair zu. Aber das Wieso und Weshalb bleiben im Dunkeln. Der Mensch neigt dazu, einen Verursacher zu suchen für seine Probleme. Für den Mitarbeiter ist es am Leichtesten: Er kann sagen, es liegt am Chef, dem Ekel. Umgekehrt gilt für den Chef ähnlich: Das liegt am Mitarbeiter, dem Querulanten. Und wenn ein in Sachen Führungs- und Fairnesskompetenz schwacher Chef schon so weit ist, dann geht es fatal weiter. Abwertung ist die Folge, man hebt dem anderen einen Graben aus. Aber man hat keinen richtigen Vorteil von dieser Situation, weil es sich immer um Wechselverhältnisse handelt. Man müsste die Vorgeschichten berücksichtigen, die das Ganze heraufbeschworen haben.

    Verlangt dies auch einen kritischen Blick auf die Unternehmenskultur?
    Unbedingt. Man muss immer das Ganze und die Organisation betrachten! Innerhalb einer systemischen Perspektive kann man die individuelle Problemlage nur verstehen, wenn man die Organisation mit ihren Strukturen, Prozessen, Werten oder ihrer Tradition in ihren Wechselwirkungen berücksichtigt. Diese Aspekte prägen die einzelnen Personen, Vorgesetzten und Mitarbeiter zutiefst.

    Ist Bossing eine Strategie des Outsourcens?
    Sicher gibt es Führungsziele, eine Firma zu

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