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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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dir reden muss.“
    „Mache ich.“
    Er ging weg. Sie begab sich zum Tresen, nahm Chrissie in den Arm, die wieder zu weinen begann. Dann bot sie ihr an, den Abend freizunehmen, aber das wollte sie nicht.
    Es kam Moira so vor, als hätte sie ein geheimes Zeichen gegeben, denn in dem Moment, als sie Chrissie in die Pause schickte, füllte sich der Pub schlagartig mit einer Gruppe von Angestellten aus den umliegenden Büros, die zum Abendessen herkamen.
    Als Moira fürchtete, nicht mehr Herr der Lage zu sein, da die Gäste am Tresen und an den Tischen gleichermaßen ihre Aufmerksamkeit erforderten und Michael nicht genug wusste, um wirklich eine Hilfe zu sein, kamen Patrick und Colleen nach unten. Gemeinsam übernahmen sie sofort die Tische, und als es richtig voll wurde, kehrte auch endlich Danny zurück. Er hatte ein grünes Band dabei, das er um Seamus’ Hocker wand, auf den er dann noch einen Rosenkranz legte. Liam traf ein, als Danny fertig war. Danny legte ihm einen Arm um die Schultern und begann mit ihm zu reden.
    Der alte Liam konnte nicht an sich halten, Tränen liefen über sein faltiges Gesicht. Er setzte sich auf seinen Platz gleich neben Seamus’ leeren Hocker. Auch viele andere Stammgäste waren da, Sal, der Engländer Roald mit seiner Frau. Danny sprach kurz mit Jeff, dann trat er auf die Bühne, wo die anderen Musiker bereits warteten.
    Jeff gab ihm das Mikrofon und bat um Ruhe, weil er etwas sagen wollte. Danny sprach zu denen, die an diesem Abend nur zufällig hergekommen waren, ebenso wie zu denen, die wussten, dass der Pub für Seamus eine zweite Heimat gewesen war. Er erklärte, dass Seamus nicht mehr unter ihnen weilte, und schilderte in wenigen Worten, was sich zugetragen hatte. Er sprach von Seamus als einem Menschen und Freund, dann sagte er, dass im Gedenken an ihn eine Runde auf das Haus ging. Er hoffte, jeder Anwesende werde ein Gebet sprechen und einen Toast auf Seamus ausbringen, der den Schrei der Todesfee gehört hatte und zu dem Gott gegangen war, an den er so fest geglaubt hatte.
    Er verließ die Bühne, und die Band setzte zu „Amazing Grace“ an, während Moira und die anderen Bier zapften, damit alle in den Trinkspruch auf den Verstorbenen einstimmen konnten.
    Von ihrem Platz hinter dem Tresen aus sah Moira, dass Kyle Browne wieder am Tisch in der Ecke saß. Diesmal trug er einen malvenfarbenen Sweater.
    Sie beschloss, ihm ein Bier vom Fass zu bringen, und rief Chrissie zu, dass sie für ein paar Minuten nicht den Tresen im Auge halten konnte. Chrissie nickte bestätigend.
    „Kannten Sie Seamus?“ fragte Moira, als sie den Tisch erreicht und das Bier abgestellt hatte.
    „Nein, aber ich bedauere trotzdem, dass er tot ist.“
    „Danke. Und was haben Sie so gesehen?“
    „Bislang? Na ja, wie gesagt, ich beobachte nur.“
    „Mir ist zu Ohren gekommen, dass dies hier ein Ort sein soll, an dem man besser nicht redet“, fuhr sie fort.
    „Tatsächlich?“
    „Seamus konnte man manchmal gar nicht bremsen, so viel hat er geredet.“
    „Ach? Und … was hat er so alles geredet?“ fragte Browne und beugte sich vor.
    „Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, selbst zur Polizei zu gehen“, sagte Moira, „und wegen meines Freundes Seamus ein paar Fragen zu stellen.“
    „Gut“, sagte Browne und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Ich werde dort sein.“
    Moira nickte und ging zurück zum Tresen, während sie überlegte, ob sie den Verstand verlor. Hatte sie gerade einem Polizisten gegenüber angedeutet, jemand im Pub ihres Vaters könnte ein Mörder sein? Nein, das war mehr gewesen als nur eine Andeutung.
    Kaum dass sie wieder hinter dem Tresen stand, begann sie zu zittern. Patrick hatte Seamus nach Hause gebracht, also musste er der Letzte sein, der ihn noch lebend gesehen hatte. Abgesehen natürlich von seinem Mörder, wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Und vielleicht auch noch Kowalski. Wahrscheinlich hatte er gehört, wie Seamus gestürzt war. Als er dann den Toten gesehen hatte, war das für sein Herz einfach zu viel gewesen. Wenn sie zur Polizei ging, wäre das dann gleichbedeutend mit dem Gedanken, ihr Bruder könnte das alles irgendwie verursacht haben? Sollte er in der Lage gewesen sein, bei Kowalski einen Herzinfarkt auszulösen und Seamus die Treppe hinunterzustoßen? Nein, den Gedanken würde sie nicht weiterführen.
    Plötzlich legte jemand von hinten seine Arme um ihre Taille. Michael. „Geht es dir gut?“ fragte er liebevoll.
    „Ja. Du schlägst

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