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Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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erwartet in den Pub gekommen, um seiner zu gedenken.
    Moira legte ihre Handtasche und ihren Mantel weg und begab sich sofort hinter den Tresen. Seamus’ Freunde aus seiner Zeit bei der Werft hatten die traurige Nachricht gehört und waren von ihrem üblichen Pub zu Kelly’s gekommen. Sie sprachen über die Probleme bei ihrer Arbeit, von den Zeiten, wenn Seamus etwas Witziges gemacht hatte, und von den Zeiten, als Seamus für die anderen eingetreten war, weil die Arbeitsbedingungen unerträglich waren.
    Sie servierte ein Guinness, als sie einen Mann sagen hörte: „Der Nachruf war wirklich schön. Eamon sagt, du hast ihn geschrieben. Das war sehr fein von dir, Dan. Ein echter Tribut an einen guten Mann.“
    Sie drehte sich um und sah Danny hinter der Bar, der eben einen Chablis einschenkte.
    „Danke, Richie.“
    „Du kannst gut mit Worten umgehen.“
    „Oh, es ist nicht so schwer, über einen Mann wie Seamus zu schreiben“, sagte Danny.
    „Ja, die Feder ist stärker als das Schwert. Eine ganz besondere Waffe, wie man so sagt“, fuhr der Mann fort, den er Richie genannt hatte.
    „Das Wort kann wie ein Messer schneiden“, stimmte Danny ihm zu. Er nahm das Tablett und ging los. Moira wurde erst bewusst, dass sie ihm im Weg stand, als er hinter dem Tresen hervorkommen wollte, und sagte: „Entschuldigung, lässt du mich vorbei?“ Wortlos trat sie zur Seite.
    Augenblicke später stand ihr Vater hinter ihr. „Du musst auf die Bühne“, sagte er leise. Sie wandte sich um und sah ihn überrascht an.
    „Die Dockarbeiter haben darum gebeten, dass du für Seamus mit Colleen ‚Amazing Grace‘ singst. Und ‚Danny Boy‘.“
    Sie nickte, fragte sich aber, ob sie es schaffen würde, beide Lieder lang durchzuhalten. Sie ging zu ihrer Schwester, und gemeinsam begaben sie sich zur Band. Jeff erklärte, die beiden nächsten Songs seien für Seamus, und jeder dürfe mit einstimmen.
    Von klein auf hatten sie „Amazing Grace“ gesungen. Eamon Kelly war immer stolz darauf gewesen, wie mühelos die beiden Geschwister harmonierten. Sie stimmten das Lied an, das durch die klagenden Laute des Dudelsacks eine traurige Note bekam. Von „Amazing Grace“ wechselten sie direkt zu „Danny Boy“. Moira ballte ihre Hände so fest zusammen, um die beiden Stücke durchzuhalten, dass sie das Gefühl hatte, ihre Fingernägel würden sich in ihre Handflächen bohren.
    Die Gäste applaudierten, und Liam erklärte unter Tränen: „Der alte Seamus sieht jetzt aus dem Himmel auf uns hinab, und er ist glücklich, dass er von zwei so wunderbaren Frauen wie euch beiden geliebt wurde.“
    Moira lächelte steif, Colleen liefen Tränen über die Wangen. Sie nahm ihre Schwester in den Arm und drückte sie fest an sich, dann kehrte sie hinter den Tresen zurück.
    Danny war wieder da und mixte einen Drink.
    „Was gibt das?“ fragte sie energisch.
    „Einen Blackbird. Für den Mann in der Ecke.“
    Sie sah auf und entdeckte Kyle Browne. Sie sollte ihm den Drink bringen und die Gelegenheit nutzen, ihm zu sagen, was sich an diesem Tag zugetragen hatte.
    „Ich bringe ihn rüber.“
    „Nein, Moira, das mache ich.“
    Sie sah Danny nach, wie er mit dem Drink zum Tisch ging. Die Musik war zu laut, um zu hören, was die beiden sagten. Aber sie konnte sehen, dass sie sich unterhielten. Beide Männer machten einen angespannten Eindruck.
    „Moira, gib mir doch noch ein Guinness, bitte“, rief Liam ihr zu.
    Sie stellte ihm das Bierglas auf die Theke und drückte seine Hand, um ihr Mitgefühl auszudrücken. Dann warf sie einen Blick auf die anderen Gäste, um sicher zu sein, dass sie alle etwas zu trinken hatten. Nebenbei versuchte sie, Kyle Browne und Danny im Auge zu behalten.
    „Miss … hallo? Sie sind Moira Kelly, richtig? Wow, das ist ja nicht zu glauben. Sie sind … Kelly … Kelly’s Pub.“
    Moira sah die junge Frau an, die sie angesprochen hatte. Sie schien in etwa so alt zu sein wie sie selbst, aber ihr Körper hatte etwas Ausgemergeltes, fast schon Verbrauchtes.
    „Ja, ich bin Moira Kelly. Und willkommen in Kelly’s Pub. Kann ich Ihnen etwas bringen? Möchten Sie die Karte haben?“
    „Nein, ich nehme nur ein Bier. Ich muss nach Hause. Aber ich wollte immer schon mal hierher kommen. Ich bin selbst in einem Pub aufgewachsen. Na ja, eigentlich nicht in einem Pub. Mehr in einer Bar. Nicht so was Schönes wie das hier.“ Sie lächelte Moira auf eine Weise an, die sie jünger erscheinen ließ. „Ich wollte immer mal herkommen. Heute habe

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