Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bote des Todes

Bote des Todes

Titel: Bote des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
müsse etwas von der Welt sehen und die Welt verstehen lernen.
    Und doch hatte sie Jahr für Jahr gewartet. Sie ging zur Schule, sie liebte es, Dinge zu lernen, und sie war immer auf der Suche, ständig von der Hoffnung angetrieben, dass es irgendwo auf der Welt jemanden gab, durch den Danny in Vergessenheit geraten würde. Danny, der so voller Leidenschaft und ungezügelter Energie war. Sie wusste, dass sie ihm etwas bedeutete, und vielleicht liebte er sie auch auf seine Art. Nur eben nicht so sehr, wie er den Rest der Welt liebte – oder zumindest sein kostbares Irland. Als sie älter war, begann sie, ihn in gewisser Weise zu verstehen. Sie war eine Amerikanerin, und das voller Überzeugung. Außerdem hatte sie ihre eigenen Träume und Ziele. Es war ihnen nicht bestimmt, zusammen zu sein, aber das hatte sie nicht davon abgehalten, ihn weiterhin zu begehren.
    Und jetzt hatte sie jemanden gefunden. Michael. Sie atmete tief durch und zwang sich zu einem beiläufigen Lächeln.
Da bist du also, Danny. Schön für dich. Schön, dich zu sehen. Wenn du mich dann bitte entschuldigen würdest, ich muss mich meinem eigenen wunderbaren Leben widmen …
    Sie wollte sich abwenden, aber Danny lächelte noch breiter, als das Stück zu Ende war. Während die Gäste applaudierten, beugte er sich vor und flüsterte Jeff Dolan und ihrem Bruder etwas zu.
    „O nein“, flüsterte Colleen. „Sie haben uns gesehen.“
    „Ja und?“ gab Moira zurück.
    „Ich habe ihnen gesagt, dass ich erst singen würde, wenn du da bist.“
    „Colleen!“ protestierte Moira.
    „Leute, wir können euch heute Abend einen ganz besonderen Auftritt bieten“, sprach Jeff ins Mikrofon. „Die verlorenen Töchter sind zum St. Patrick’s Day heimgekehrt. Wir begrüßen sie hier oben auf der Bühne für einen ganz besonderen Auftritt zu Ehren aller Iren in Amerika – und nicht vergessen: Am St. Patrick’s Day sind alle Amerikaner ein kleines bisschen irisch.“
    „Meine Töchter, ihr seid dran“, sagte Eamon stolz.
    „Kommt schon, Kelly Girls“, rief Jeff, um ihnen Mut zu machen. „Ladies and Gentlemen, etwas ganz Besonderes: die Kelly Girls. Niemand sonst kann ‚Danny Boy‘ mit so melodisch irischem Wohlklang vortragen.“
    „Und was machen wir jetzt?“ fragte Colleen leise. „Ich kann es nicht glauben, dass sie uns das antun. Ich habe das Lied eine Ewigkeit nicht mehr gehört.“
    „Jedenfalls nicht mehr, seit wir das letzte Mal hier waren“, sagte Moira ironisch. „Wir müssen wohl auf die Bühne, wenn wir Dad nicht wehtun wollen.“
    Danny hatte das in die Wege geleitet, das wusste sie genau. Sie ging auf Jeff zu und versuchte, Danny lässig zu ignorieren, während sie das Mikrofon nahm. „Irisch-amerikanischer melodischer Wohlklang“, sagte sie, lächelte Jeff an und entschuldigte sich bei den Gästen. „Wir können für nichts garantieren, aber wir werden unser Bestes geben.“
    Die ersten Violinklänge entlockten der Menge ein begeistertes Seufzen. Moira dachte einen Moment lang daran, dass sie vor diesem Publikum auch wie zwei Kühe hätten singen können, und trotzdem wäre ihnen tosender Applaus sicher gewesen. Aber sie liebte das Stück, und sie hatte es mit Colleen schon in der Kirche gesungen, als sie noch zur Grundschule gegangen war. Die Stimme ihrer Schwester passte perfekt zu ihrer eigenen. Es war vielleicht nicht der melodischste irische Wohlklang, aber sie hatten Respekt vor dem Lied. Moira liebte die Musik. Es hatte etwas Magisches, wieder zu Hause zu sein und mit Colleen zu singen … und zu wissen, dass Daniel O’Hara hinter ihr gefühlvoll Schlagzeug spielte.
    Die Zuschauer waren wie erwartet völlig begeistert, nachdem der letzte Ton verklungen war. Hier in Kelly’s Pub war es, als würden sie vor stolzen Verwandten singen. Moira und Colleen lächelten sich an und bedankten sich für den Applaus und die Jubelrufe. Als sie fühlte, wie ein Arm um sie gelegt wurde, versteifte Moira sich einen Moment lang, merkte dann aber, dass ihr Bruder hinter ihr stand.
    „Hey, Patrick.“ Sie umarmte ihn.
    „Und was ist mit mir?“ warf Jeff ein.
    Jeff Dolan sah aus wie ein Späthippie. Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. Jeff hatte einiges durchgemacht. Mal drogensüchtig, dann wieder clean, politisch ein ungestümer Kerl, der gegen alles Mögliche protestierte – von Industriegiften bis hin zur Verschwendung von Steuergeldern. Er hatte überlebt, und er hatte sich in den Griff bekommen. Er war noch immer ein Aktivist,

Weitere Kostenlose Bücher