Bote des Todes
Gottes“, fügte Granny Jon hinzu.
Danny lächelte sie an. „Das ist wohl wahr. Jetzt war unser guter Patrick also bei diesem Volk. Er reiste durch ganz Irland, durch den Norden und durch den Süden, weil es damals noch ein Land war, in dem viele Könige über kleine Gebiete herrschten und manchmal regierte ein Ard-Ri – oder Hoher König – in Tara. Die Legende besagt, dass Patrick zu einer Zeit nach Irland kam, als ein Hoher König in Tara herrschte, der sehr mächtig war und der seinem heidnischen Priester vorbehaltlos vertraute. Dieser wollte Patrick in ein Feuer locken, damit er verbrannte und er selbst als einflussreichster heidnischer Priester übrig blieb. Aber der Ard-Ri wollte die Wahrheit erfahren und zwang beide Männer, durch die Flammen zu gehen. Patrick bewies, dass sein Glaube an Gott die stärkste Magie der Welt war, da er unversehrt durch das Feuer ging, während der heidnische Priester, der seinen Tod gewollt hatte, in den Flammen umkam. Das war aber noch nicht das Ende der Prüfungen, denen sich Patrick stellen musste. Er hatte auch Schwierigkeiten mit anderen Kirchenleuten, die auf seinen Erfolg in Irland eifersüchtig waren. Doch am Ende bestand Patrick, der Irland und die Menschen dort liebte und dessen Glaube an seinen Gott unerschütterlich war, alle Prüfungen, und er veränderte Irland für alle Zeiten. Und wisst ihr was?“
„Was?“ wollte Brian wissen.
„Er lebte bis ins hohe Alter in seinem geliebten Irland, und darum feiern wir ihn einmal im Jahr. Auch hier in Amerika.“
„St. Patrick’s Day ist in Irland ein Nationalfeiertag“, sagte Katy.
Moira lächelte. „Ja, Mum. In Irland.“
„Ist er wirklich durch das Feuer gegangen?“ fragte Brian ganz ernst.
„Na ja, ich war nicht dabei. Ist das die Wahrheit oder ist es eine Legende?“ erwiderte Danny. „Es ist alles eine Frage des Glaubens.“
„Hat der heilige Patrick die Kobolde nach Irland gebracht?“ wollte Molly wissen.
„Nein, die kleinen Leute hatte es schon immer gegeben, weil sie in der Fantasie der Menschen existiert haben“, sagte Danny und zwinkerte ihr zu.
Moira stellte den Kindern eine Flasche Sodawasser auf den Tisch und ging zurück zu ihrem Platz.
Michael beugte sich zu ihr und flüsterte: „Er kann gut Geschichten erzählen.“
„O ja, er kennt auch viele Geschichten.“
„Hältst du eigentlich nicht besonders viel von diesem Freund der Familie?“ fragte er neugierig.
Sie zögerte. Sie hatte bislang Michael gegenüber Danny mit keinem Wort erwähnt. Es lag kein Grund vor, da sie sich gegenseitig über ihre früheren Beziehungen nichts erzählt hatten. Jetzt bekam sie ein schlechtes Gewissen.
Aber sie war nach wie vor noch nicht bereit, ihm die Wahrheit zu sagen.
„Er kann sehr charmant sein, allerdings auch sehr aufreizend“, sagte sie nur und sah zu Danny. „So wie ein Bruder“, fügte sie laut genug an, dass Danny sie hören konnte.
Er verzog den Mund zu einem flüchtigen Lächeln, dann erzählte er Molly weiter von einem ganz besonderen weiblichen Kobold namens Taloola. Moira kannte viele irische Märchen, diese Geschichte jedoch noch nicht. Sie war sicher, dass Danny den Kindern erzählte, was ihm gerade in den Sinn kam.
Das war in Ordnung. Hauptsache, er verfiel nicht wieder in seine Reden über die Unterdrückung, die die Iren seit langer Zeit erdulden mussten.
Moira bemerkte, dass ihre Großmutter, die ihr gegenübersaß, sie mit ernster Miene ansah. „Würdest du mir bitte den Colcannon reichen, Moira?“ sagte Granny Jon.
Moira kam ihrer Bitte nach und fragte sich, welchen Grund es für einen so seltsamen Blick geben mochte.
Nach dem Abendessen überredeten sie, Colleen und Siobhan ihre Mutter dazu, sich mit Granny Jon in das kleine gemütliche Wohnzimmer zu setzen. Dort servierten sie ihnen Tee und sorgten dafür, dass sie in den bequemsten Sesseln Platz nahmen, vor die sie eine Fußbank schoben, damit die beiden sich entspannen konnten. Granny Jon wirkte wie in Gedanken verloren, Katy war rastlos, aber es gelang ihnen, die beiden von der Küche und dem Esszimmer fern zu halten, damit sie in aller Ruhe aufräumen konnten.
„Wo sind die Kinder?“ fragte Moira. „Sie haben die Ärmsten doch hoffentlich nicht wieder in den Pub gesetzt?“
„Nein, Patrick bringt sie zu Bett.“
„Gut“, sagte Moira zu ihrer Schwägerin.
„Na ja, meistens ist er ihnen ein guter Vater.“
Moira stellte einen weiteren Teller in die Geschirrspülmaschine und überlegte, ob sie
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