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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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lange.«
    »Hallo? Hörst du mir nicht zu? Ich habe nicht die Macht dazu, das ist mein Ernst. Ich kann dich nicht zu einem Menschen machen. Dazu müsste ich schon Domestik sein, und bis das so weit ist, hat deine Schwester schon ein paar Jahrhunderte Jenseits hinter sich.«
    Kamp schwieg wieder und beobachtete, wie ihnen das Ende eines Staus näher kam.
    »Dann rede du mit ihr.«
    Gregor konnte es nicht fassen. Er hatte mit seinen Gedanken schon längst wieder die Erde verlassen, und jetzt fing sein letzter Klient an, schwierig zu werden – nicht, dass er das nicht mochte, er stand auf diesen Mist. Er hatte nur einfach nicht damit gerechnet.
    »Ich soll mit ihr reden? Fein! Gerne! Und worüber?«
    »Sie muss wissen, dass unser Vater noch lebt. Sie muss wissen, dass ich wirklich umgebracht wurde und niemals etwas mit Drogen am Hut hatte. Sie muss wissen, dass es da noch jemanden gibt, der ebenfalls versucht hat, mich zu töten… und sie muss wissen, wie sehr sie mir fehlt.«
    Not und Elend! Jetzt kam Kamp ihm auch noch auf diese Tour. Das war nicht fair. Aber er konnte auch unfair sein.
    »So, so. Was sag ich ihr denn, wenn sie fragt, wer dich umgebracht hat? Und wie bitte schön erklär ich ihr, woher ich das alles weiß?«
    »Du bist ein Vergeltungsbote. Wenn dir nichts einfällt, dann niemandem.«
    Gregor schnaubte verächtlich und schlug mit dem Handballen gegen das Lenkrad.
    Kamp blieb unbeeindruckt und setzte zum Todesstoß an.
    »Außerdem bist du mein Freund, und deswegen bitte ich dich darum.«
    Das war berechnend und gemein. Da es aber ganz nebenbei, zumindest soweit es Gregor betraf, absolut der Wahrheit entsprach, und er eine gewisse Freude über diese Worte aus dem Mund seines Klienten nicht verhehlen konnte, hatte er dem nichts entgegenzusetzen.
    »Daskanndochallesnichtwahrsein!«, zischte Gregor und wusste genau, dass der Mistkerl ihn gerade drangekriegt hatte.
     
     
    Weil sie von Heikes kurzfristig gewährtem Urlaub nichts wussten, fuhren Gregor und Kamp zu der Villa der Reitmeiers.
    Seit Kamp ihn mit ihrer Freundschaft erpresst hatte, hatte Gregor kein Wort mehr mit seinem Klienten – und Freund – gesprochen. Zum einen weil er wirklich beleidigt war, zum anderen weil er sich eine geeignete Strategie überlegen musste. Das war kein leichter Gefallen, um den er da gebeten wurde. Pausenlos musste er daran denken, dass er sich bei einem Fehler nach seiner Rückkehr ins Jenseits für einiges würde rechtfertigen müssen.
    Nachdem er ohne Erfolg etwa zehn Minuten lang geklingelt sowie an Türen und Fenster der Villa geklopft hatte, setzten sie sich wieder ins Auto und fuhren auf direktem Weg zu Heikes Wohnung. Heike wohnte in Leverkusen, im Stadtteil Hitdorf. Fast hoffte Gregor, dass die junge Frau nicht zu Hause war, am besten sogar für einige Wochen das Land verlassen hatte.
    Sie fanden einen Parkplatz direkt vor ihrem Haus – und direkt hinter ihrem Seat Ibiza –, in dem sie eine Erdgeschosswohnung bewohnte. Gregor drückte die Klingel und hörte einige Sekunden später ein Knacken aus der Gegensprechanlage.
    »Wer ist da?«, fragte eine verzerrte Frauenstimme.
    »Äh… Peter Tibbe hier, Thores Freund. Seit ich neulich bei dir war, habe ich ein paar Dinge herausgefunden, die dich auch interessieren dürften. Ich finde, du solltest darüber Bescheid wissen… wenn du also nichts dagegen hast?«
    Es kam keine Antwort, nur ein weiteres Knacken. Nachdem etwa eine Minute lang keine Reaktion erfolgt war, drückte er ein zweites Mal den Klingelknopf. Diesmal kam das Knacken sofort.
    »Kommen Sie rein. Erdgeschoss, linke Tür«, sagte die Stimme, und er hörte das Summen des Entriegelungsmechanismus der Eingangstür. Gregor betrat zusammen mit seinem Hundeklienten das Haus.
    Die beschriebene Tür war bereits zur Hälfte geöffnet. Er konnte jedoch niemanden sehen, der auf ihn wartete. Vorsichtshalber klopfte er zweimal dagegen, bevor er die Wohnung betrat und die Tür hinter sich schloss.
    »Hallo? Heike?«
    »Ich bin hier. Geradeaus durch.«
    Gregor folgte der Aufforderung und gelangte ins Wohnzimmer. Am entgegengesetzten Ende stand Heike Kamp und schien dort auf ihn zu warten. Irgendetwas schien sie zu verunsichern oder nervös zu machen. Zumindest wirkte sie ziemlich blass und machte einen gehetzten Eindruck.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er und ging ein paar Schritte auf sie zu. Im gleichen Moment visierte sie ein Ziel links neben ihm an. Bevor er ihrem Blick folgen konnte, hörte er ein

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