Bote ins Jenseits
unerfreulich bekanntes Klicken auf Höhe seines Kopfes und blieb stehen.
»Oh Scheiße, nicht der!«, hörte er Kamp kläffen.
»Hände hoch, Arschloch! Bleib genau da stehen, wo du bist«, befahl ihm eine fremde Stimme.
Mit vorgehaltener Waffe bewegte sich ganz langsam ein hochgewachsener junger Mann in sein Blickfeld und sah ihn böse an. Seine Rastalocken und die Art, wie er gekleidet war, ließen Gregor spontan an einen Hippie denken. Abgesehen von seiner Größe und der Waffe in seiner Hand, wirkte er eigentlich nicht bedrohlich. So wie er jedoch die Waffe auf Gregor richtete, vermutete der, dass dieser junge Mensch es nicht zum ersten Mal machte.
»Ich sagte, Sie sollen Ihre blöden Hände hochnehmen!«
Gregor gehorchte. Der junge Mann sah zu Heike Kamp und nickte ihr aufmunternd zu. Sie näherte sich ihm ein paar Schritte und blieb auf Höhe des Revolverhelden stehen.
»Okay, Herr Aufschneider. Wer sind Sie wirklich, und was wollen Sie von mir?«
Gregor seufzte. Er hatte noch nicht mal richtig mit ihr gesprochen, und trotzdem war es schon zu spät für seine mühsam zurechtgelegte Strategie. Zum absolut falschen Zeitpunkt hatte Kamps Schwester doch noch gemerkt, dass er ihr etwas vorgemacht hatte.
Er fragte sich, wie. Verdammter Kamp, das war allein seine Schuld!
Es gab nur einen Plan B, und der stand in den Startlöchern und scharrte ungeduldig mit den Füßen. Er hatte gar keine andere Wahl.
»Bitte, das ist wirklich nicht nötig. Sei so gut, und sag deinem Freund, er soll die Waffe nicht auf mich richten«, versuchte er in einem letzten, halbherzigen Versuch, die Situation noch auf konventionelle Art zu retten.
»Das können Sie vergessen! Ich weiß, dass Sie nicht Peter Tibbe sind. Den echten habe ich gestern kennengelernt. Er sieht Ihnen nicht mal ansatzweise ähnlich, aber das wissen Sie ja wohl selbst. Also noch mal, wer sind Sie, und was ist das für ein Spiel, das Sie hier treiben?«
Mit einer schnellen Bewegung streckte Gregor seinen linken Arm in Richtung des Mannes aus, richtete den Zeigefinger auf ihn und ließ seine Arme wieder sinken. Der junge Mann bückte sich, legte die Waffe auf den Boden und setzte sich, beobachtet von einer entsetzten Heike Kamp, wie in Zeitlupe im Schneidersitz neben die abgelegte Pistole. Sein ins Leere blickendes Gesicht verriet, dass er sich in einem Zustand tiefsten inneren Friedens befand.
Kamp schob mit seiner Schnauze die Pistole möglichst weit von dem Spinner mit den Rastalocken weg.
»Tut mir leid, aber ich mag es nicht, wenn man mich mit einer Waffe bedroht.«
»Was haben Sie mit ihm gemacht?«, fragte die junge Frau mit bebender Stimme und wich angsterfüllt vor Gregor zurück.
»Oh, dem geht es gut, mach dir keine Sorgen. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich bin nicht hier, um dir etwas zu tun. Ganz im Gegenteil, ich will dir helfen.«
»Ha! Helfen wobei? Meinen Bruder wiederzusehen?«
Für einen Moment war der Bote sprachlos und sah überrascht von der jungen Frau zu seinem Klienten, der schwanzwedelnd hinter ihm stand.
»Äh… tja. Das ist gar nicht so verkehrt. Allerdings auf eine andere Weise, als du es offenbar erwartest.«
Seine Worte hatten keine beruhigende Wirkung. Er sah, dass sie mit den Tränen der Verzweiflung kämpfte, aber sie wollte sich keine Blöße geben und riss sich zusammen.
»Was hältst du davon, wenn wir uns setzen und du dir ganz in Ruhe anhörst, was ich zu sagen habe?«, schlug er vor.
»Ich bleibe stehen. Sagen Sie Ihren Spruch auf und verschwinden Sie. Wenn Sie es wagen, mich anzufassen, werde ich schreien. Dieses Haus ist übrigens sehr hellhörig!«, keifte sie zurück.
»Ganz wie du willst«, sagte der Bote, zog sich seufzend den nächstbesten Stuhl heran und setzte sich, die Rückenlehne zwischen die Beine nehmend, hin. Er bemerkte ihren, dem jungen Mann geltenden, besorgten Blick.
»Ist das dein Freund?«
Sie sah ihn nur trotzig an.
»Er heißt Philipp«, bellte Kamp verächtlich.
Gregor nickte kurz. »Kommen wir also zur Sache.«
Er holte tief Luft. »Heike, dein Bruder hatte keinen Unfall. Er wurde umgebracht.«
»Pah. Da bin ich schon von allein drauf gekommen, Sie elender Mistkerl! Warum erzählen Sie das nicht der Polizei? Wenn ich das hier überleben sollte, werde ich dafür sorgen, dass man Sie zur Rechenschaft zieht! Was hat er Ihnen getan, dass Sie ihn aus dem Weg räumen mussten?«
Gregor war angenehm überrascht, und ein Lächeln schlich sich in seine Züge.
»Dir lag sehr
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