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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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in deinem Magen zu finden waren, musst du sie mit dem Frühstück zu dir genommen haben. Was hattest du gefrühstückt?«
    Kamp dachte eine Zeit lang nach.
    »Vier Scheiben Toast mit Aufschnitt, ein gekochtes Ei und einen Tee. Darin können aber keine Drogen gewesen sein. Ich hatte die Tage davor schon davon gegessen, ohne etwas zu bemerken. Maximal könnten die Wurstscheiben schlecht gewesen sein, aber dann hätte ich doch wohl eher Dünnpfiff bekommen. Außerdem fahre ich eine Viertelstunde zur Arbeit. In der Zeit hätte ich schon etwas bemerken müssen. Ich habe da zwar keine Erfahrungen, aber Drogen wirken doch sehr schnell, oder nicht?«
    Gregor knetete nachdenklich seine Unterlippe.
    »Da hast du, glaube ich, recht. Dein Frühstück kommt also eher nicht in Frage. Es sei denn, jemand hat einen Schlüssel von deiner Wohnung. Deine Schwester zum Beispiel?«
    »Würdest du das bitte lassen? Nein, niemand, auch Heike nicht!«, sagte Kamp beleidigt.
    »War einen Versuch wert.«
    Mehrfach zog der Bote die Unterlippe bis zum Anschlag nach vorn und ließ sie wieder zurückschnellen.
    »Hast du im Büro denn noch etwas gegessen?«
    »Nein, da esse ich nur zu Mittag, und so weit bin ich nicht mehr gekommen. Hab mir nur meinen allmorgendlichen Tee zubereitet…«
    Kamp und Gregor starrten sich mit aufgerissenen Augen an und sagten aus einem Mund: »Der Tee!«
    Gregor schlug sich vor die Stirn. »Das muss es sein! Es gab doch bestimmt jemanden, der von deinem Ritual wusste? Kannst du sagen, wer?«
    Kamp seufzte. »Wo soll ich da anfangen? Das wusste so ziemlich jeder. Wenn man fast fünf Jahre lang, jeden Morgen das gleiche Ritual durchzieht, spricht es sich irgendwann rum. Es wäre einfacher, die aufzuzählen, die es nicht wussten.«
    Kamp setzte sich und kratzte mit seiner rechten Hinterpfote hingebungsvoll sein rechtes Ohr.
    »Ich glaube, ich hab mir Untermieter eingefangen. Jetzt hab ich sogar schon Flöhe! So ein Leben als Hund ist echt das Letzte.«
    »Vergiss die Flöhe. Wir haben eine Spur, der wir nachgehen können, das ist viel wichtiger. Überleg bitte, wer aus deinem Kollegenkreis einen ziemlich starken Groll gegen dich gehegt hat. Hast du jemandem übel mitgespielt? Hast du jemanden vor allen Leuten zur Sau gemacht? Hattest du was mit der Frau eines Kollegen? Warst du jemandem im Weg? So was in der Art?«
    Kamp schüttelte erneut den Kopf und unterdrückte den spontanen Drang, sich an einer gewissen Stelle zu lecken.
    »Du glaubst, einer meiner Kollegen war es? Eigentlich bin ich immer mit allen sehr gut ausgekommen und habe nie auch nur im Traum daran gedacht, jemandem die Frau auszuspannen.«
    Gregor legte die Stirn in Falten. »Nimm es mir nicht übel, aber du hast auch gedacht, zwischen dir und deiner Schwester herrscht eitel Sonnenschein. Was ist, wenn du einem deiner Kollegen auf die Nerven gegangen bist, ohne es bemerkt zu haben, vielleicht weil sich der Betreffende, aus welchem Grund auch immer, nicht traute, dir etwas zu sagen. Denk genau nach, das ist wirklich wichtig!«
    Kamp starrte ins Leere. Spontan fiel ihm niemand ein, der es auf ihn abgesehen haben könnte. Ihm war nicht bewusst, sich Feinde gemacht zu haben, zumal es nie sein Bestreben war, dies zu tun.
    Er musste sich aber schweren Herzens eingestehen, dass Gregor recht hatte. Er hatte bei seiner Schwester doch ein Stück weit daneben gelegen. Wenn er erfahren wollte, warum er gerade als Hund durch die Gegend rannte, war die Zeit gekommen, sich eingehender mit der Möglichkeit zu befassen, nicht bei allen Menschen gleichermaßen beliebt gewesen zu sein. Kein leichtes Unterfangen für einen harmoniesüchtigen Ex-Menschen wie ihn.
    »Ich kann das jetzt nicht aus dem Ärmel schütteln… selbst wenn ich einen hätte. Ich muss das in Ruhe durchdenken. Haben wir so viel Zeit?«
    Gregor schien in sich zu gehen, um nachzudenken.
    »Es ist jetzt ohnehin schon später Nachmittag. Allerspätestens morgen früh möchte ich etwas von dir hören, okay? Wenn dir partout niemand einfallen will, werden wir uns an deinen Freund wenden müssen. Vielleicht weiß er mehr.«
    Gregor machte eine Pause, griff in seine Brusttasche und holte das Bild hervor, welches er Kamps Schwester abgeschwatzt hatte. Er kniete sich hin und legte es vor Kamp auf den Boden.
    »Das ist das Foto von deiner Beerdigung. Kommt dir der hier irgendwie bekannt vor?«, fragte er und zeigte auf die vermummte Person am Rande des Bildes.
    Kamp sah sie sich kurz an und fragte sich, ob der Bote

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