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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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der Mimik des Boten. Bindernagel würde diesen Tag noch verfluchen!
    »Sind Sie Stefan Bindernagel?«, fragte ihn Gregor in neutralem Ton.
    Die Bereitschaft des Befragten, Fehler zu begehen, war ungebrochen. Mit größtmöglicher Arroganz schaute er kurz auf das an seinem Revers heftende Namensschild, nahm es zwischen Daumen und Zeigefinger und zog es ein wenig nach vorn.
    »Wenn man diesem Schild hier trauen darf«, antwortete er übertrieben gelangweilt.
    Gregor honorierte dies mit einem Zähnefletschen, das Bindernagel offenbar mit einem breiten Grinsen verwechselte.
    »Sie interessieren sich für unsere Wertpapierfonds? Sie können unten im Servicebereich gerne einen Termin ausmachen. Ich fürchte nur, vor nächster Woche…«
    »Ihre Wertpapiere interessieren mich nicht!«, unterbrach ihn Gregor und trat einen Schritt näher an Bindernagel heran.
    Der junge Mann war überheblich genug, um nicht mal im Traum daran zu denken, eingeschüchtert zu sein. Ungerührt blieb er stehen, wo er war.
    »Ich will mit Ihnen über den Tod eines gewissen Thore Kamp reden«, raunte Gregor ihm zu.
    Seine Worte erzielten mehr Wirkung, als Kamp es für möglich gehalten hätte.
    Erschrocken trat Bindernagel endlich einen Schritt zurück. Seine Blasiertheit verabschiedete sich auf unbestimmte Zeit, und weil sie keine Lust hatte, allein zu verreisen, nahm sie die Gesichtsfarbe gleich mit.
    Gregor reagierte sofort und schloss wieder zu ihm auf. Er hatte ihm einen kritischen Treffer beigebracht und würde ihn jetzt nicht so schnell aus seinen Fängen lassen.
    »Sie kannten ihn also?«, setzte er nach.
    »Ich habe nichts damit zu tun!«, sagte Bindernagel hektisch. Er schrie es fast.
    »Womit haben Sie nichts zu tun?«, fragte Gregor unschuldig.
    »Mit seinem Tod. Ich kann nicht… ich habe nichts damit zu tun!«, sagte er erneut und drehte mit schnellen Bewegungen den Kopf hin und her, als würde er nach Hilfe Ausschau halten.
    Gregor blickte kurz zu seinem Klienten. Der stand mit eingekniffenem Schwanz neben ihm und ließ Bindernagel nicht aus den Augen.
    Das Verhalten des jungen Mannes verdächtig zu nennen, wäre eine Untertreibung gewesen. Gregor hatte es während seiner Zeit als Vergeltungsbote – und das waren immerhin einige hundert Jahre – schon oft erlebt, dass sich gewisse Personen durch ihr auffälliges Verhalten erst selbst einen Stammplatz auf der Liste der Verdächtigen verschafften, aber die Vorstellung, die ihm Bindernagel gerade präsentierte, war bis dato einmalig.
    »Soll ich Ihnen mal was sagen, Herr…« Gregor war plötzlich bester Laune und hatte Lust die Situation voll auszukosten. Demonstrativ neigte er den Kopf ein wenig vor und tat, als würde er das Namensschild inspizieren.
    »… Bindernagel. Ich glaube Ihnen kein Wort!«
    Bindernagel zitterte am ganzen Leib. Seine Augen glänzten, und die Gesichtsfarbe war zurückgekehrt, um in Form von hektischen Flecken wieder Flagge zu zeigen.
    »Ohne einen Anwalt sage ich hier nichts mehr. Ich kenne meine Rechte, und ich bin kein Dummkopf. Damit Sie es nur wissen!«
    Gregor war sich seiner Sache zu sicher und infolgedessen unkonzentriert. Dieser Bindernagel wurde bei der bloßen Erwähnung von Kamps Namen zu einem Häufchen Elend, welches mit dem Abspulen von billigen Floskeln versuchte, seine bereits weggespülten Felle noch zu retten. Er nahm ihn als Gegner nicht mehr ernst und ließ sich jetzt seinerseits zu einem dummen Fehler verleiten.
    »Falsche Baustelle, mein Freund. Ich bin kein Polizist, ich bin nur ein guter Freund von Thore.«
    Für einen Moment machte Bindernagel ein bemerkenswert blödes Gesicht.
    »Was sagen Sie da?«, fragte Bindernagel langsam und leise.
    »Ich habe nie behauptet, von der Polizei zu sein. Das haben Sie mir unterstellt. Übrigens typisch für jemanden, der ein schlechtes Gewissen hat. Wenn Sie aber so versessen darauf sind, mit einem Polizisten zu sprechen, ich wollte Ihnen ohnehin gerade nahelegen, mich auf das nächste Revier zu begleiten. Da können Sie…«
    »Verschwinde!«, zischte Bindernagel ihn an.
    »Wie bitte?«
    »Du sollst verschwinden, du Schwachkopf! Du hast hier nichts verloren. Wenn du über dieses zuckerkranke Arschloch reden möchtest, geh zum Friedhof und quatsch mit seinem Grabstein. Ganz egal, Hauptsache du gehst. Sonst werde ich die Polizei holen und dich rauswerfen lassen, weil du mich hier von meiner Arbeit abhältst, indem du mich belästigst und mir mit haltlosen Beschuldigungen kommst.«
    So langsam

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