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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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dämmerte es Gregor, dass er an irgendeiner Stelle Mist gebaut hatte. Sein Verdächtiger hatte wieder Oberwasser bekommen, und er hatte keine Ahnung, wie er dazu beigetragen hatte. Auch wenn ihm das sauer aufstieß, so schnell würde er nicht aufgeben.
    »Mach dich nicht lächerlich, Bürschchen. Du bist so schuldig wie ein geplatztes Kondom, und dass du dir grad nicht in die Hosen gemacht hast vor lauter Schiss, aufgeflogen zu sein, ist auch schon alles. Du hast ihn auf dem Gewissen, und ich werde das beweisen!«
    Bindernagels Versuch zu grinsen war nicht der schlechteste, aber er tat es eine Spur zu überheblich.
    »Du liegst voll daneben, mein Großer! Aber erzähl doch mal, was hab ich deiner werten Meinung nach angestellt?«
    Gregor starrte ihn mit neu aufkeimendem Zorn an, der weniger Bindernagels Überheblichkeit als vielmehr seinem eigenem Unvermögen geschuldet war. Er entschied sich – nach zu langem Zögern – für die naheliegendste Antwort.
    »Du hast ihm Drogen verabreicht.«
    Bindernagel brach in schallendes Gelächter aus. Sowohl Gregor als auch Kamp, der den Wortwechsel zwischen den beiden gebannt verfolgte, kamen zu der Erkenntnis, dass dieses Lachen nicht aufgesetzt war.
    »Ich muss mich bei Ihnen für mein Verhalten entschuldigen. Sie sind von hohem Unterhaltungswert. Leider…«, Bindernagel sah in aller Seelenruhe auf seine Armbanduhr, »…ja, leider muss ich jetzt wieder an die Arbeit. Sie finden bestimmt allein nach draußen. Und wie gesagt, wenn Sie es sich doch noch anders überlegen sollten mit unseren großartigen Fondsangeboten, zögern Sie nicht, einen Termin zu machen. Da ist auch etwas für den kleinen Geldbeutel dabei. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
    Er ging an Gregor vorbei und hielt auf die Treppen zu.
    »Wir sehen uns wieder«, rief ihm Gregor mit ruhiger Stimme hinterher.
    Bindernagel ging, ohne sich umzudrehen, unbeirrt weiter und steuerte auf direktem Weg die Toilette an, wo er die Tür sorgfältig schloss, den Wasserhahn aufdrehte und sich mit zitternden Händen mehrere Ladungen kaltes Wasser ins Gesicht spritzte.
    »Was war das gerade?«, kläffte Kamp erneut.
    Gregor saß – schon seit einigen Minuten stur die Karte des Cafe Stadyum studierend – mit übereinandergeschlagenen Beinen auf seinem Stuhl und versuchte, einen Eindruck der Gelassenheit zu vermitteln.
    »Was soll das? Warum sagst du nichts?«, hakte Kamp nach und zog immer mehr missbilligende Blicke der anderen Cafegäste auf sich. Dass er zurzeit als kläffender Vierbeiner unterwegs war, hatte er kurzzeitig vergessen.
    »Wenn du bitte mit dem Gebelle aufhören würdest. Sonst schmeißen die uns hier noch raus, bevor ich überhaupt was bestellen kann«, sagte Gregor schließlich leise.
    Kamp gab nichts darauf. »Dann rede gefälligst mit mir!«
    Der Bote atmete tief durch und beugte sich ein wenig herunter.
    »Was willst du denn hören? Er hat Dreck am Stecken, das war doch wohl offensichtlich. Gut möglich, dass wir gerade mit deinem Mörder gesprochen haben.«
    »Gut möglich?«, hob Kamp an und provozierte erste Unmutsäußerungen von den benachbarten Tischen.
    »Er war es, das ist amtlich! Ich verstehe nicht, warum du ihn nicht in dem Glauben gelassen hast, Polizist zu sein. Er war so kurz davor, zusammenzubrechen.«
    Der Bote sah Kamp für ein paar Sekunden schweigend an und ließ sich wie einen nassen Sack in seinem Stuhl zurückfallen.
    »Verdammter Mist! Das war es also«, sagte er zu sich selbst und starrte nachdenklich ein großes Loch in die Luft.
    Kamp beobachtete ihn und war bestenfalls verwirrt. »Kann es sein, dass gerade nicht alles so lief, wie du es geplant hattest?«
    Gregor reagierte nicht und starrte, begleitet von nachdenklichem Kopfschütteln, weiter in das große Luftloch.
    Kamp ließ ihn gewähren und belauschte, in Ermangelung von Alternativen, das Gespräch zweier Männer am Nachbartisch, die sich mit großem Ernst und beachtlichem Sachverstand über die vielen Vorteile, die Kölsch gegenüber Altbier hatte, austauschten.
    Nach einer Weile brach Gregor sein Schweigen.
    »Ist dir etwas an Bindernagels Reaktion aufgefallen, als ich ihm das mit den Drogen untergeschoben habe?«
    Kamp legte den Kopf schief. »Was meinst du?«
    Der Bote wog leicht die Schultern hin und her, als wäre er unschlüssig. »Der Schuss ging ins Leere. Er blieb völlig unbeeindruckt. Kurz davor ist er uns fast durchgedreht, nur weil ich deinen Namen erwähnt habe, aber die Drogengeschichte ging ihm warm

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