Bote ins Jenseits
am Gesäß vorbei.«
»Weil er da inzwischen wusste, dass du gar kein Polizist bist?«, spekulierte Kamp.
Gregor dachte darüber nach. »Nein, glaube ich nicht. Das mag eine Rolle gespielt haben, aber nur eine untergeordnete. Er hat was ausgefressen, und das steht mit dir im Zusammenhang, daran kann kein Zweifel bestehen. Aber ob er wirklich dein Mörder ist – ich könnte das nicht mit ruhigem Gewissen unterschreiben.«
Das waren ganz neue Töne für Kamp, und sie gefielen ihm nicht.
»Machst du jetzt etwa einen Rückzieher? Er ist unser einziger Verdächtiger, hast du das schon vergessen? Außerdem hat er praktisch sofort nach einem Anwalt verlangt. Wenn der es nicht war, lecke ich dir die…«
»Bevor du uns beide in Teufels Küche bringst, schalte mal ‘nen Gang zurück. Er ist dein einziger Verdächtiger. Ich habe schon mindestens zwei. Und wo die herkommen, ist vielleicht auch noch ein dritter zu finden. Ehrlich gesagt, erscheint mir ein Täter aus deinem ehemaligen Arbeitsumfeld immer noch am wahrscheinlichsten.«
Kamp ließ ein wenig erschöpft den Kopf hängen und starrte ratlos auf seine Vorderpfoten.
»Ich mache folgenden Vorschlag. Wir werden deinem alten Freund Tibbe gleich einen Besuch abstatten. Vielleicht ist ihm ja etwas aufgefallen, wofür du aus irgendeinem Grund blind warst, zum Beispiel, weil du es sein wolltest. Sag jetzt nichts, lass mich ausreden! Und wenn wir es schaffen, fahren wir auch noch mal zu unserem Lieblingspolizisten Herrn Fleischer. Ich will wissen, was es mit dieser Bemerkung ›was andere nicht schafften‹ auf sich hat. Möglicherweise lässt sich noch etwas mehr aus ihm rauskitzeln.«
»Und wenn nicht?«
»Dann gäbe es noch einen anderen Weg. Einen anstrengenden und zeitaufwendigen, wenn ich Pech habe.«
Ein alter Freund
Vom Pförtner der Firma erfuhren sie, dass Peter Tibbe sich an diesem Tag nicht in der Firma aufhielt, da er sich krankgemeldet hatte.
So mussten die beiden ihn zu Hause aufsuchen, und Kamp navigierte Gregor zu Tibbes Wohnung in der Weyerstraße.
Kamp war überrascht von der Erleichterung, die er empfand, als der Pförtner sie unverrichteter Dinge ziehen ließ. Die Aussicht, den Ort des Verbrechens – seines Todes – wiederzusehen, bereitete ihm offenbar mehr Unbehagen, als ihm bewusst war.
Gregor hingegen war schon wieder einigermaßen gereizt. Die Stadt Köln war drauf und dran, ihm seine Freude am Autofahren nachhaltig zu vergällen, und es ärgerte ihn, dass sie auf dem Weg zu Kamps alter Firma die Innenstadt verlassen hatten, um kurz darauf doch wieder dorthin zurückzukehren. Es waren zwar nur knappe fünf Kilometer Distanz, aber die konnten es in sich haben!
Tibbe wohnte im zweiten Stock eines Altbaus in der Innenstadt, ein Ort von dem aus man es nicht weit hatte, wenn man etwas um die Ohren haben wollte. Das ideale Domizil für eine Pistensau wie ihn.
Er aktivierte auf Gregors Klingeln direkt den Türöffner, ohne sich vorher über die Gegensprechanlage zu vergewissern, wer etwas von ihm wollte. Gregor klemmte sich Kamp unter den Arm und erklomm die Treppen in den zweiten Stock. Sie hätten auch den Fahrstuhl nehmen können, aber als Bewohner des Jenseits und noch dazu aktiver Vergeltungsbote, kam man oft genug in den Genuss einer Fahrstuhlfahrt. Wenn es die Möglichkeit gab, eine Treppe zu nutzen, nahm Gregor diese Gelegenheit wahr.
Sie fanden eine bereits geöffnete Tür vor, in der ein halb bekleideter Mann stand und auf sie wartete. Tibbe war der erste Mensch, der, wenn man seinem Gesichtsausdruck trauen konnte, keine offensichtliche Abneigung gegen Gregors Schmuddelmaske empfand. Er bot seinen Besuchern ein neutrales, etwas gequält wirkendes Lächeln an.
»Er sieht wirklich krank aus. So blass ist er sonst nicht. Und diese Ringe unter den Augen. Armer Kerl«, sagte Kamp zu Gregor.
Das Bellen des Hundes irritierte Tibbe.
»Sagen Sie bloß, der mag mich jetzt schon nicht?«
Der Mann lächelte unverbindlich. »Machen Sie sich keine Sorgen. Das Bellen gilt mir. Er mag es nicht, getragen zu werden, und will runter. Schröder ist mein Name. Ich bin Privatermittler und würde Ihnen im Namen meines Auftraggebers gerne ein paar Fragen stellen, wenn es Ihre Zeit zulässt.«
Tibbe wirkte aufrichtig überrascht.
»Ein richtiger Privatdetektiv? Und Sie wollen mir Fragen stellen?! Dass ich das noch erleben darf. Ist ja wie im Kino! Wer ist denn Ihr Auftraggeber, und worum geht es?«
»Mein Auftraggeber ist Frau
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