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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Stöhnen, ebenfalls wieder von seinem Sofa.
    »Morgen schon? Warum denn diese Eile?«
    »Na ja, es ist schon etwas zeitkritisch. So eine Versicherung wartet nicht ewig, bis man entsprechende Beweise vorlegen kann. Wenn meine Mandantin innerhalb der nächsten zehn Tage nichts vorweisen kann, das ihren Bruder vom Verdacht des Suizids reinwäscht, sieht sie in die Röhre. Dann gibt es keinen Cent.«
    »Das dürfen die einfach so?«
    »Leider ja. Morgen also? Gegen zehn Uhr?«
    »Sagen wir ab elf. Ich brauche meinen Schlaf.«

Unter Profis
     

     
     
    Kamp und Gregor saßen wieder in dem alten BMW und fuhren in Richtung Polizeipräsidium. Gregor machte einen ungehaltenen Eindruck und murmelte sich die ganze Zeit ärgerlich etwas in seinen Bart.
    Kamp war versucht, einige der gerade gehörten Gesprächsbeiträge des Boten kritisch zu hinterfragen, traute sich jedoch wegen dessen offensichtlich gereizter Stimmung nicht so recht. Stattdessen entschied er, ihn den Anfang machen zu lassen. Er machte Sitz, legte den Kopf schief und versuchte, ein paar Löcher in den Boten zu glotzen.
    Trotz seines Ärgers funktionierte das Radar des Boten einwandfrei. Ohne den Kopf zu bewegen, verdrehte er die Augen. Sein Empfinden war richtig. Kamp starrte ihn an.
    »Was?!«, blaffte der Bote.
    Keine Reaktion.
    »Was?!!«
    Kamp starrte unbeirrt weiter und hüllte sich in Schweigen.
    »Hör mal, reiz mich nicht. Es kotzt mich schon genug an, dass wir hier so viel Zeit sinnlos vertrödeln müssen. Wenn wir nachher in der Unterkunft sind, muss ich in die Zelle, und bis dahin brauche ich eine gute Ausrede, warum das alles so lange dauert. Da kann ich beim besten Willen keine vorwurfsvollen Blicke gebrauchen. Ich will nicht mal wissen, womit ich mir die überhaupt verdient habe.«
    Kamp war verwirrt. »Zelle?«
    »Zelle. Im Sinne von Telefonzelle, nur etwas metaphysischer. Kommunikation mit dem Jenseits. Du erinnerst dich an das Zentrum der Anmeldung? Der hohe Turm? Die Domestiken? Er? Die haben ein sehr wachsames Auge darauf, wer weswegen wie viel Zeit auf der Erde verbringt, und sie lassen sich es sehr ausführlich begründen, wenn es mal länger dauert. Wenn ihnen die Geschichte nicht gefällt, heißt es zack, sofort zurück. Ohne Wenn und Aber. Willst du, dass es vorbei ist, bevor es richtig angefangen hat?«
    Das wollte Kamp nicht. Allerdings vermutete er eine gewisse künstlerische Freiheit in den Ausführungen des Boten, mit der er sich dumme Fragen vom Leib halten wollte. Wenn man von Menschen verlangte, sich Gedanken zu etwas zu machen, brauchte das nun mal seine Zeit. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht auch den Domestiken oder ihm klar war.
    »Warum so gereizt? Ich hab doch gar nichts gesagt.«
    »Dein Blick sagt alles. Beleidige bitte nicht meine Intelligenz.«
    Kamp starrte ihn weiter an. Gregors Fahrstil wurde zusehends aggressiver und seine leise ausgestoßenen Verwünschungen eines Boten unwürdiger. Er umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen, und seine Fingerknöchel traten weiß hervor.
    »Okay! Na schön! Raus jetzt mit der Sprache. Was passt dem Herrn nicht?«
    Das kleine Hündchen mit der menschlichen Seele inspizierte aufreizend provokativ seine linke Vorderpfote. Es ging ein Gefühl von ihr aus, als könnte sie jeden Moment zu jucken anfangen.
    »Und wage es nicht, mich zu ignorieren und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Falscher Zeitpunkt!«
    Das kleine Hündchen mit der menschlichen Seele entschied, dass es schlimmere Dinge gab, als eine juckende Vorderpfote. Zum Beispiel einen zornigen Vergeltungsboten zu piesacken, bis ihm der Kragen platzte.
    Immerhin, er hatte ihn dazu gebracht, zu fragen. »Warum hast du ihm das mit dem Selbstmord erzählt? Was sollte das?«
    Gregor trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad.
    »Ich musste mir schließlich etwas einfallen lassen, um die Geschichte plausibel zu machen. Hat doch funktioniert, oder? Außerdem habe ich nicht den Eindruck, dass ich ihm da einen Floh ins Ohr gesetzt habe. So überzeugt wie er von der Unfalltheorie war, kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Schwachsinn bei ihm auf fruchtbaren Boden gefallen ist.«
    Gregor warf Kamp einen kurzen Blick zu. »Du musst es von der praktischen Seite sehen. In unserer Situation zählt nur das Ergebnis. Die Seele, in diesem Fall du, hat einen Wunsch. Ich versuche, ihn zu erfüllen. Um ans Ziel zu gelangen, muss man sich eben auch mal was einfallen lassen. Das Großartige daran ist, dass wir

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