Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
Vom Netzwerk:
keiner Gerichtsbarkeit unterliegen. Nach Möglichkeit sollen keine irdischen Gesetze gebrochen werden. Wenn es aber doch mal passiert, einfach weil es notwendig erscheint, kräht bei uns kein Hahn danach. Und du kannst mir glauben, ich habe schon weitaus fragwürdigere Dinge getan, als eine harmlose Geschichte zu erzählen. Deine Vorbehalte gegen Suizid in allen Ehren, du solltest darin aber keinen möglichen Makel in deiner ohnehin bedeutungslos gewordenen Vita, sondern vielmehr ein Mittel zum Zweck sehen.«
    »Und in diese Kategorie fällt auch die Geschichte mit dem Kollegen, vor dem ich so furchtbare Angst hatte?«
    »Natürlich!«
    Kamp nickte. Zu echter Begeisterung würde es für ihn zwar nicht reichen, aber immerhin klang es plausibel.
    »Warum hast du Pit nichts von den Drogen erzählt?«
    Gregor schnaubte verächtlich. »Dreimal darfst du raten, warum ich so sauer bin. Ich habe nicht daran gedacht. Ich selbst predige, möglichst keine Zeit zu verschwenden, und dann so ein blöder Fehler. Morgen werde ich das nachholen, verlass dich drauf.«
    Mit einem Manöver, das eines ausgewiesenen Hasardeurs würdig gewesen wäre, schnappte Gregor dem Fahrer eines alten Opel Corsa die einzige freie Parklücke auf dem Parkdeck des Polizeipräsidiums vor der Nase weg. Der Corsa musste voll in die Eisen gehen und hinterließ eine beträchtliche Bremsspur auf dem Asphalt, um nur wenige Zentimeter an einem Blechschaden vorbeizuschrammen. Ein wütendes Hup-Solo, intoniert von einem jungen Mann mit hochrotem Kopf und wutverzerrtem Gesicht, war die Belohnung für Gregor, der schon immer den Standpunkt vertreten hatte, dass man von dem, was man bekam, auch wieder etwas zurückgeben musste.
    Erst als Gregor seine grobschlächtige Erscheinung aus dem BMW schälte, überlegte es sich der Corsa-Fahrer anders und drehte weiter seine Runden.
    »Sind hier eigentlich alle Autofahrer so drauf?«, fragte Gregor Kamp mit aufrichtigem Interesse.
    »Das ergibt sich von ganz allein, wenn man hier nicht unter die Räder kommen will.«
    Gregor hob Kamp auf, verließ das Parkdeck und trottete mit ihm in Richtung Eingang. Kurz bevor er das Präsidium zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen betreten wollte, erschien, in Begleitung von zwei Frauen, ein bekanntes Gesicht in der Tür.
     
     
    »Hallo, Herr Kommissar!«
    Kommissar Fleischer trug das Lächeln eines Mannes, der in eine belanglose Unterhaltung mit zwei gut aussehenden jüngeren Kolleginnen verstrickt war. Der Klang dieser speziellen Stimme scheuerte das Lächeln mit einer Drahtbürste aus seinem Gesicht.
    »Sie?«
    »Ich. Und Rufus!«
    Mit weiblicher Intuition registrierten die beiden Frauen, dass eine Art Wetterumschwung kurz bevorstand, und sie verabschiedeten sich eilig von Kommissar Fleischer, der den fremden Mann feindselig anstarrte und ihr Verschwinden gar nicht bemerkte.
    »Hören Sie, Herr Schulze oder Schmidt, oder wie immer sie heißen mögen…«
    »Schröder, Herr Kommissar«, berichtigte der Mann.
    »Meinetwegen auch Schröder. Ich habe jetzt Dienstschluss, das erste Mal seit wer weiß wie vielen Wochen, dass ich so gut wie pünktlich hier rauskomme. Versauen Sie mir meinen Feierabend jetzt bloß nicht mit Ihrer Gegenwart!«
    »Sie haben jetzt frei?« Der Mann gab sich freudig erregt. »Aber das ist doch perfekt, Herr Kommissar! Wenn Sie nicht mehr im Dienst sind, können Sie mir noch ein paar Tipps zustecken, ohne sich eines Dienstvergehens schuldig zu machen.«
    »Klugscheißer! Das habe ich gestern sch…«
    Fleischer hielt abrupt inne und drehte sich wie ein Verfolgter um. Zornig hastete er dem Mann entgegen, packte ihn unter dem Arm und zog ihn mit. Der ließ es ohne Widerstand geschehen.
    »Sie bringen mich noch in ernste Schwierigkeiten, Sie verdammter Schnüffler. Wie können Sie nur so unverschämt sein?«
    Der Mann schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf. »Also Herr Kommissar, ganz ehrlich, das liegt nun wirklich nicht in meinem Interesse. Sie haben mir gestern schließlich sehr geholfen, das meine ich ernst. Vielleicht wäre es für uns beide von Vorteil, wenn Sie mir wenigstens kurz zuhören würden. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, einem Justizirrtum auf die Schliche gekommen zu sein.«
    Widerwillig starrte Fleischer den Mann mit aufkeimendem Interesse an.
    »Ich wohne hier ganz in der Nähe. Wenn Sie ihr dummes Gerede bis zur Oranienstraße ausgespuckt bekommen, dürfen Sie mich begleiten!«, sagte er schroff.
    Er konnte Privatschnüffler nicht

Weitere Kostenlose Bücher