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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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nicht haben?«
    »Kamp hat die Drogen nicht freiwillig genommen. Er wusste nicht mal, dass sie in seinem Tee waren.«
    Fleischer spitzte die Lippen und nickte anerkennend. Gregor fragte sich, ob der Kommissar jetzt dauerhaft in die Sarkasmus-Branche einsteigen wollte.
    »Klingt ja nicht schlecht. Und da kommt sie auch schon, die große Preis- und Scherzfrage. Woher wissen Sie das?«
    Gregor hatte natürlich befürchtet – gewusst –, dass diese Frage kommen würde. Genauso wusste er, dass der Kommissar mit seiner Antwort kurzen Prozess machen würde. Selbst ein schlechterer Polizist als Fleischer hätte sie in der Luft zerpflückt. Aber er hatte keine Wahl.
    »Nach intensiver Befragung aller ihm nahestehenden Personen kam ich zu dem Schluss, dass Herr Kamp Drogen regelrecht hasste. Er hat sein ganzes Leben nie welche genommen, hat nicht mal geraucht oder Alkohol getrunken. Der Mann wurde bereits elektrisch, wenn man ihm statt schwarzen Tee einen mit diesen neumodischen Frucht- und Kräuteraromen vorgesetzt hat. Alle würden beim Leben ihrer Mütter einen heiligen Eid schwören, dass er mit Drogen aber auch gar nichts am Hut hatte.«
    Fleischer blieb stehen und schlug sich mit der Faust in die hohle Hand.
    »Da soll mich doch der Teufel holen! Also, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich natürlich auch ganz anders mit diesem Fall umgegangen. Aber ehrlich – ich hatte ja keine Ahnung. Intensive Befragung aller ihm nahestehenden Personen, sagen Sie? Wissen Sie was, Sie müssen unbedingt bei uns anfangen, Leute wie Sie kann die Polizei immer gebrauchen. Sie werden natürlich übertariflich bezahlt, einen Mann mit einem solchen kriminalistischen Gespür kann man schließlich schlecht…«
    »Schon gut, Herr Kommissar, ich habe verstanden«, unterbrach Gregor den Polizisten und fühlte sich sogar ein wenig in seinem Stolz verletzt. Normalerweise scherte es ihn wenig, von den unwissenden Lebenden nicht ernst genommen zu werden, aber zu seiner eigenen Überraschung lagen seine Befindlichkeiten in diesem Fall anders.
    »Jetzt mal ehrlich, Mann, Sie können doch nicht ernsthaft erwartet haben, mich mit diesem Müll zu kriegen. Da habe ich etwas mehr von Ihnen erwartet, nachdem Sie mir gestern durchaus geschickt eine Information abgerungen haben, die ich normalerweise nicht mal unter Folter rausgerückt hätte. Und jetzt kommen Sie mir mit so einem Mist. Selbst unsere Verwaltungsbeamten würden Sie dafür auslachen.«
    Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Gregor hatte sogar den ultimativen Beweis für seine Behauptungen. Aber wenn er Fleischer jetzt auch noch sagen würde, dass dieser Beweis in Form des Norwich Terriers, der gestern dafür verantwortlich zeichnete, in seinem Büro ein Pinkel-Attentat simuliert zu haben, gerade neben ihnen herlief, hätte er ihn wohl ohne zu zögern mit Handschellen am nächsten Laternenpfahl festgekettet und nach Verstärkung gerufen.
    »Ich weiß ja, wie dünn sich das für Sie anhören muss«, gab Gregor zerknirscht zu. »Aber bitte, ich mache meinen Job schon seit etlichen Jahren, weitaus länger, als Sie denken. Ich bin nicht nur gut, ich bin einer der Besten. Das ist jetzt keine hohle Phrase, das ist die reine Wahrheit. Sie müssen doch wissen, wie das ist, so weit liegen wir in dem, was wir tun, doch gar nicht auseinander. Wenn man gut ist und fast tagtäglich mit diesen Dingen zu tun hat, entwickelt man irgendwann eine Nase, ein unfehlbares Gespür. Ich weiß, dass meine Behauptungen stimmen. Nicht, weil ich es unbedingt will, sondern weil es ganz einfach so ist. Mal ehrlich, Herr Kommissar, wenn Sie ganz objektiv in sich reinhören, lüge ich Sie an, oder sage ich die Wahrheit?«
    Fleischer blieb stehen, legte Gregor eine Hand auf die Schulter und rang sich erneut ein müdes, aber von Herzen kommendes Lächeln ab.
    »Zwei Dinge, Kollege. Erstens: Ja, ich glaube Ihnen, dass Sie wirklich von dem, was Sie sagen, überzeugt sind. Ich bin mir zu, sagen wir mal neunundneunzig Prozent sicher, dass Sie gerade nicht versucht haben, mich zu verarschen, und ich weiß das zu schätzen. In meinem Job bekomme ich es nicht oft mit Aufrichtigkeit zu tun. Zweitens: Für den Fall, dass Sie es noch nicht wissen – und davon gehe ich jetzt einfach mal aus –, Herr Kamp hat einen Vater. Da geht es ihm wie den meisten. Dieser Vater kann auf eine durchaus vorzeigbare Karriere als Offizier beim deutschen Heer verweisen, der er – aus Gründen, die keiner kennt – eine nicht minder bemerkenswerte als vom

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