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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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leiden, alle wie sie da waren. Es gab durchaus seriöser daherkommende Exemplare als diesen Schröder. Seriös in dem Sinne, dass sie sich an ein paar Spielregeln hielten und Seife benutzten. Aber auch die waren ihm ein Dorn im Auge.
    Was machten sie denn? Liefen für vergleichsweise gutes Geld – zumindest mehr als ein durchschnittlicher Beamter verdiente – durch die Gegend und verrichteten Arbeit, die eigentlich allein der Polizei vorbehalten sein sollte. Oft wagten sie es sogar, diese Arbeit besser als die »Konkurrenz« von der Polizei zu verrichten, nicht etwa weil sie besser waren, sondern weil ihnen mehr Zeit zur Verfügung stand. Sie konnten sich auf wenige, ausgewählte Fälle konzentrieren, während man es als Polizist mit ganzen Aktenschränken voller Verbrechen auf einen Schlag zu tun hatte, ganz egal, ob es sich um eine an der Tankstelle geklaute Flasche Schnaps oder um einen auf der Straße zusammengetretenen Jugendlichen handelte, dessen Turnschuhe zu cool waren, um bei ihm zu bleiben.
    Er selbst hatte es mit den ganz harten Kerlen zu tun, den Mördern und Totschlägern. Aber auch von denen gab es einfach zu viele, gerade in einer Stadt wie Köln. Und keiner von ihnen war wenigstens so anständig, mit seinem Verbrechen so lange zu warten, bis man das Verbrechen seines Vorgängers aufgeklärt hatte. Auf den Punkt gebracht, fehlte es an Personal und Befugnissen, so sah es aus.
    Privatschnüffler tangierten derlei Probleme nicht. Die pickten sich die gut bezahlten Rosinen raus, griffen, wann immer sich die Möglichkeit ergab, auch noch Ermittlungsergebnisse der harten, unterbezahlten Polizeiarbeit ab, wurden bisweilen selbst kriminell, wenn sie mit legalen Mitteln an ihre Grenzen stießen, und standen dann irgendwann wie die Könige da, wenn ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt wurden und sie wieder einmal behaupten konnten, den staatlichen Ermittlungsbehörden eine Nasenlänge voraus gewesen zu sein.
    Nichts wurmte einen Polizeiermittler mehr, als den Faden eines Privatschnüfflers aufnehmen zu müssen. Als würden sie es selber nicht mindestens ebenso gut hinkriegen. Mehr Personal, weniger juristische Grenzen, und die ganze Schnüfflerzunft wäre dem Untergang geweiht. Maximal mit irgendwelchen Ehebrechern würden sie sich dann noch rumärgern dürfen.
    Aber was half all das Hadern mit dem eigenen Schicksal. Es gab einen Markt für derlei Dienste. Niemand hatte ihm je verboten, selbst einer von ihnen zu werden. Unzählige seiner Kollegen hatten diesen Schritt getan, einfach weil sie es leid waren, ständig von dieser staatlich reglementierten Zwangsjacke behindert zu werden. Die meisten hatten diesen Schritt nie bereut.
    Er selbst war wohl zu unflexibel oder zu stolz. Wahrscheinlich sogar beides. Aber ihn sollte der Blitz treffen, wenn er das jemals gegenüber irgendjemandem zugeben würde.
    Jetzt stand dieser Schröder vor ihm – schon wieder – und behauptete, etwas besser zu wissen als er, nachdem er ihm gestern überhaupt erst aufs Pferd helfen musste.
     
     
    Sie gingen den Walter-Pauli-Ring bis zum Ende und bogen nach links in die Kalker Hauptstraße ab.
    »Ein Justizirrtum also? Geht es immer noch um diesen Diabetiker?«
    Kamp kläffte den Kommissar an.
    »Die undichte Töle mit dem Prostataleiden meldet sich also auch zu Wort. Haben Sie ihm den Trick mit dem Beinchenheben selbst beigebracht, oder ist das Schätzchen wirklich krank?«, wollte Fleischer von Gregor wissen.
    Der lächelte unverbindlich und begann, Kommissar Fleischer so langsam aber sicher zu mögen.
    »Das dürfen Sie sich aussuchen, Herr Kommissar.«
    »Verzichte. Also raus mit der Sprache, Sherlock Holmes. Meine Laune ist jetzt eh zum Teufel. Wo haben meine Kollegen und ich Ihrer unschätzbaren Meinung nach einen Fehler begangen?«
    Gregor tastete sich behutsam vor. »Ehrlich gesagt, kann man der Polizeiarbeit da gar nichts vorwerfen. Mit den Informationen, die Sie haben, konnten Sie eigentlich nur zu dem Schluss gelangen, dass Herr Kamp sich mit einer Insulin-Haschtee-Mischung selbst auf die Tischkante befördert hat.«
    »Na schau an. Das mit dem Haschtee haben Sie also schon herausgefunden. Ich gratuliere«, sagte der Kommissar mit leicht ironischem Unterton und rang sich sogar ein Lächeln ab. »Aber davon mal ab, Sie haben mich verwirrt. Kein Vorwurf, Marke ›Ihr stumpfsinnigen Pfuscher‹? Zumindest so lange nicht, bis ich Ihre Fragen beantwortet habe, nehme ich an? Was sollen das für Informationen sein, die wir

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