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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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auch.«
    Drei Köpfe drehten sich abrupt in seine Richtung. Ihre Gesichter offenbarten gelindes Entsetzen.
    »Wasser! Ist das dein Ernst?«
    »Das kommt hier nur aus dem Hahn und wird zum Waschen und Spülen verwendet. Wieso willst du das trinken?«
    Kamps kampfwertgesteigerter Geruchssinn verriet ihm schon beim erstmaligen Betreten des Büros, dass die unangenehmen Gerüche, die aus der kleinen Küche strömten und über ihn herfielen, nicht das Produkt eines übertriebenen Sauberkeitsempfindens waren. Wenn es hier eine Wasserabrechnung zu begleichen galt, sollte dies mit dem Kleingeld aus der Hosentasche möglich sein.
    Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass es vielleicht keine so gute Idee war, Nahrungsmittel aus einem Behältnis zu sich zu nehmen, für dessen Sauberkeit diese drei Putzmuffel verantwortlich waren. Diesem Gedanken schloss sich ein weiterer, nicht weniger unangenehmer an. Wer mochte für die Sauberkeit des Bodens verantwortlich sein, auf dem bis vor Kurzem noch eine Kabanossi gelegen hatte, bevor er sie mit großem Appetit verspeist hatte?
    Kamp entschied sich, vorerst satt zu sein und seinen Durst nicht überzubewerten.
    »Ist schon gut. Eigentlich will ich gar nichts trinken.«
    Ein beständiger Summton, der aus dem Raum, den Gregor »die Zelle« nannte, kam, wurde plötzlich unangenehm laut. Außerdem änderte er permanent seine Frequenz und wurde immer höher, so hoch, dass er Kamps Schmerzgrenze gefährlich nahe kam.
    »Was ist da drinnen los? Ist der Lärm normal?«
    Die drei Boten sahen sich fragend an. »Welcher Lärm?«
    »Wie jetzt, welcher Lärm? Hört ihr das etwa nicht? Dieses Summen ist doch fast unerträglich!«
    Zwei Boten widmeten sich wieder ihrer Aufgabe, die im Moment aus dem Verspeisen einer Jumbo-Packung Nachos mit einer großen Schale Käse-Dip bestand.
    »Ich schätze, es liegt an deiner derzeitigen Erscheinungsform. Hunde hören Töne, die das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann.«
    Kamp sah den Boten skeptisch an. »Wie kommunizieren die denn da drin? Summen die sich was vor? Ich hätte gedacht, die reden ganz normal miteinander.«
    Der Bote lächelte, für Kamps Geschmack eine Spur zu überheblich.
    »Vergiss nicht, dass es kein normales Ferngespräch ist. Wir reden hier von Kommunikation zwischen zwei verschiedenen Dimensionen. Da muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um eine stabile Verbindung zu installieren, die diesen Weg zurücklegen und gleichzeitig nicht von irgendwelchen findigen Tüftlern abgehört werden kann. Die Signale kommen aus Gregors Kopf und werden ähnlich dem Fahrstuhlprinzip transportiert, nur viel schneller. Vorher werden sie von einer Art Adapter transzendent aufbereitet, sodass keiner hier auf Erden etwas damit anfangen könnte. Es gibt nur einige wenige begabte Medien, die diese Signale ab und an aufschnappen und sich über ihre tiefere Bedeutung Blasen ans Hirn denken. Schade drum, dass diese armen Schweine von kaum jemandem ernst genommen werden. Wenn es nicht so komisch wäre, könnte man sich direkt darüber ärgern.«
    Der Bote sah in das verwirrte Gesicht eines Hundes auf Zeit. »Du hast nicht verstanden, was ich dir gerade erzählt habe?«
    »Frag mich lieber nicht«, murmelte Kamp.
    Der Bote nickte verständnisvoll und zog eine Tüte Zuckerspeck aus seinem Schreibtisch.
    »Auch einen?«
    »Passe.«
    Mit einem anscheinend nie versiegenden Heißhunger machte sich der Bote über den Inhalt der Tüte her.
    Kamp suchte sich eine Ecke, in der die verschiedenen, meist unangenehmen Gerüche einigermaßen akzeptabel erschienen, und legte sich hin, den Kopf auf die Vorderpfoten gebettet, um ein wenig zu dösen.
    Die letzten Stunden verdienten es, als ereignisreich bezeichnet zu werden. Er hatte erfahren, dass sein Vater noch lebte und sogar wieder in der Stadt war, angeblich ein im Rahmen seiner Möglichkeiten normales Leben führend – dieser Mistkerl!
    Der Ex-Freund von Marita bekam fast einen Nervenzusammenbruch, als er seinen Namen aus dem Mund eines fremden Mannes hörte, den er für einen Polizisten hielt, nur um kurze Zeit später ein Mitwirken an Kamps Tod kategorisch von sich zu weisen.
    Und dann waren da auch noch die durchgeschnittenen Bremsleitungen an seinem Wagen. Ein Sachverhalt, der kaum geeignet war, als dummer Streich abgetan zu werden. Er hatte sich ganz eindeutig einen zu allem entschlossenen Feind aufgebaut.
    Seinen Gedanken nachhängend und den Essgeräuschen der drei Boten sowie dem Summen aus der Zelle zum

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