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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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finden können. Und wenn er auch nicht gestorben wäre, einen Unfall hätte er auf jeden Fall gehabt.«
    Gregor sah nachdenklich zu seinem Klienten, der mit hängendem Kopf neben ihnen hertrottete und nicht den leisesten Mucks von sich gab.
    »Warum ermitteln Sie nicht trotzdem? Das ist doch so etwas wie versuchter Mord, oder etwa nicht? Haben Sie nicht die Pflicht, etwas zu unternehmen – zumal Sie selbst gerade gesagt haben, dass es am Tag seines Todes passiert sein muss? Ist denn niemandem der Gedanke gekommen, dass da vielleicht ein Zusammenhang besteht?«
    Fleischer schlenderte neben ihnen her und beobachtete den vorbeifließenden Verkehr auf der Kalker Hauptstraße, während er sprach.
    »Natürlich ist uns dieser Gedanke auch gekommen. Kurzzeitig haben wir sogar ermittelt, nur leider ohne Erfolg. Dieser Parkplatz ist schwer einsehbar, ringsherum fast nur Verwaltungsgebäude der AWB. Lediglich von der Straße hätte man was sehen können, aber Herr Kamp hatte direkt vor einer Halle geparkt, die ein ganzes Stück von der Straße entfernt steht. Außerdem hatte er anscheinend die Eigenart, jeden Morgen der Erste am Arbeitsplatz zu sein, und zwar deutlich vor allen anderen. Er war jeden Morgen, neben dem Pförtner, für mindestens eine halbe Stunde der Einzige vor Ort, und der Pförtner, den wir natürlich auch überprüft haben, hat nichts bemerkt. Es gibt einfach keine Zeugen. Das Gleiche gilt für Spuren am Fahrzeug. Keine verdächtigen Fingerabdrücke, kein zurückgelassenes Werkzeug oder kleine Blutstropfen, weil der Mistkerl sich versehentlich geschnitten hat, keine Manipulationsspuren an den Schlössern – absolut gar nichts. Da es ja neuerdings auch keinen Schnee mehr im Winter gibt, haben wir nicht mal ‘nen lausigen Fußabdruck. Nachdem der Staatsanwalt Kamps Obduktion angeordnet hatte und es keinerlei Hinweise auf Gewalteinwirkung gab – tja. Und dann auch noch die Drogen in seinem Körper. Es sah nach Ironie des Schicksals aus. Er sollte an diesem Tag einfach sterben.«
    Wenn du wüsstest, dachte Gregor und blickte erneut zu Kamp, der mit den Dingen, die er gerade zu hören bekam, unmöglich glücklich sein konnte.
    Fleischer blieb unvermittelt stehen und sah Gregor herausfordernd an.
    »Wenn ich das gerade alles richtig verstanden habe, glauben Sie nicht an die Dummer-Zufall-Theorie?«
    Gregor schüttelte den Kopf.
    »Können Sie mit den Informationen – die Ihnen auf mysteriöse Weise der Nordwind zugeweht hat – denn etwas anfangen?«
    »Ich glaube, das kann ich, Herr Kommissar. Ist ein guter Hebel – und ich weiß auch schon, wo ich ihn ansetzen kann.«
    Fleischer nickte. »Lassen Sie sich bloß nicht bei etwas Illegalem erwischen. Und wenn sich Ihre Theorie tatsächlich als wahr herausstellen sollte – Sie wissen hoffentlich, wen Sie dann holen müssen.«
    Gregor lächelte ihn dankbar an und sagte nichts.

Der Traum
     

     
     
    Kamp saß in dem Büro der anderen Boten und ließ sich von ihnen mit Leckerbissen verwöhnen. Die vorhandene Auswahl an Naschkram und Snacks war bemerkenswert. Nach eigener Aussage sahen es die Boten als eine Art Unterlassungssünde an, wenn man auf Erden eingesetzt wurde und nicht Hüftgold in rauen Mengen verschlang. Irgendwann würde es wieder heißen »Zurück ins Jenseits«, und dann wäre die Völlerei wieder vorbei. Da man als Bote über keinerlei Bezüge verfügte, war es schlicht unmöglich, dieses Essverhalten auch im Jenseits zu praktizieren, und daher galt es, die zur Verfügung stehende Zeit so gut wie möglich zu nutzen.
    Kamp verspeiste eine ihm zugeworfene Kabanossi. Als Mensch hatte er sich von diesen Cholesterin-Fett-Kohlenhydrate-Bomben ferngehalten. Er wusste um das lebensverkürzende Potenzial seiner Krankheit und wollte es durch eine ungesunde Ernährung nicht noch schlimmer machen.
    Zumindest dieses Problem hatte er jetzt nicht mehr, und die Wurst schmeckte ihm besser, als er es für möglich gehalten hätte. Sie machte allerdings durstig.
    »Ihr habt nicht zufällig Tee in eurem Getränkesortiment?«
    Der eine Bote sah von seinem Monitor zu seinen Kollegen. »Haben wir?«
    Synchrones Kopfschütteln.
    »Höchstens ein paar Packungen Eistee im Kühlschrank.«
    »Ja, richtig. Dieses Zeug, das wir nicht mochten, weil es nicht süß genug war. Da haben wir mindestens noch zwei Liter von. Bin mir aber nicht sicher, ob der noch gut ist. Steht schon ‘ne Weile.«
    Der Bote sah Kamp fragend an. »Ich glaube, ein Schälchen Wasser tut es

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