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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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ganz langsam in Richtung des Tieres. Der Hund ließ sich mit offensichtlichem Wohlgefallen von Kamp streicheln und hinter den Ohren kraulen. Kamp musste lachen, und der Hund fing an, seine Hand abzulecken.
    »Bah, du altes Ferkel«, sagte Kamp mit gespielter Empörung.
    Er wischte sich die Hand an seiner Hose ab und unternahm einen erneuten Versuch, sich den nur noch schwach dampfenden Tee einzuverleiben. Der Hund begann erneut zu knurren.
    Kamp entschied, es drauf ankommen zu lassen.
    Als sich seine Hand um den Henkel schloss, intonierte der Hund ein energisches Bellen. Jedoch schien es nicht Kamp zu gelten. Wie ein Jagdhund, der seine Beute gestellt hatte, fixierte der Terrier die Tasse und bellte sie an, als würde sie versuchen, ihm sein Revier streitig zu machen. Der Hund unterbrach sich, sah ihm wieder in die Augen und sagte: »Wach auf, du Schlafmütze!«
    Kamp war nicht sonderlich erstaunt angesichts der Tatsache, dass der Hund sprechen konnte. Das plötzlich einsetzende Erdbeben, von dem er kräftig durchgeschüttelt wurde, bereitete ihm viel mehr Sorgen.
    »Hey, aufwachen!«
    Kamp öffnete die Augen.
    Nachdem die erste Verwirrung aus seinem Kopf gewichen war, erblickte er Gregor, der über ihm stand und ihn offensichtlich amüsiert beobachtete.
    »Ich… verdammt!«
    »Alles klar bei dir?«
    »Ja… nein… weiß nicht. Ich hatte einen ziemlich abgefahrenen Traum und bin jetzt ein wenig verwirrt.« Er gähnte herzhaft. »Ich habe gerade in Rekordzeit eine ganze Kabanossi vertilgt. Hab schon immer schlecht geträumt, wenn ich zu viel gegessen habe.«
    Gregor machte einen besorgten Eindruck. Kamp verdrehte die Augen und schüttelte sich, als wäre er gerade aus einem Tümpel gestiegen.
    »Wie war es in der Zelle? Konntest du die Wogen glätten?«
    Es geschah nicht zum ersten Mal, dass der Bote ihn mit einem durchdringenden Blick maß. Aus irgendeinem Grund trat aber kein Gewöhnungseffekt ein. Kamp fühlte sich jedes Mal unbehaglich und nackt, denn er hatte das Gefühl, dass diesem prüfenden Blick rein gar nichts verborgen blieb. Dieses Mal kam erschwerend hinzu, dass Gregor dabei auch noch ein ausgesprochen ernstes Gesicht machte. Es war ihm nicht mal möglich, dem Blick auszuweichen. Irgendwie brachte Gregor es fertig, die Aufmerksamkeit seines Gegenübers einzufangen und erst wieder freizugeben, wenn er es für richtig hielt.
    »Tja, wie war es in der Zelle? Auch sehr verwirrend. Entgegen meinen Befürchtungen drückt man in diesem Fall nicht aufs Tempo. Ganz im Gegenteil, wir sollen uns die Zeit nehmen, die wir brauchen.«
    »Ist das denn so ungewöhnlich?«
    Gregor nickte nachdenklich. »Ja, das ist es tatsächlich.«
    »Hast du gefragt, warum sie diesmal eine Ausnahme machen?«
    Gregor schien bei dieser Frage für einen kurzen Moment zu zögern, als hätte Kamp ihn bei etwas ertappt, was verboten war, etwas, worüber er nicht reden durfte… oder wollte.
    »Was war das mit dir? Du hast wirklich geträumt?«, lenkte Gregor ab.
    »Ja. Wie gesagt, passiert mir öfter.«
    »Tut mir leid, aber das muss ich jetzt genauer wissen.«
    Gregor machte einen aufgeregten Eindruck. Auch die anderen drei Boten wirkten sehr interessiert an seiner Antwort und starrten ihn gebannt an.
    »Was genau ist passiert? Kam noch jemand anders in dem Traum vor?«
    Kamp blickte in vier von Neugierde entstellte Gesichter. »Warum macht ihr so einen Aufriss um einen blöden Traum? Ist doch ganz normal, dass einem im Schlaf zwischendurch mal irgendwelcher Quatsch durch den Kopf spukt.«
    Als hätten sie sich abgesprochen, schnaubten alle vier Boten gleichzeitig und schüttelten die Köpfe.
    »Ja, wenn man ein Mensch oder ein Tier ist… ich meine, wenn man etatmäßig ein Mensch oder ein Tier ist. Du bist kein Mensch mehr. Die tierische Gestalt hast du nur vorübergehend, als eine Art Verkleidung. Unterm Strich bist du die Seele eines Verstorbenen. Seelen träumen aber nicht, absolut ausgeschlossen. Kein Bewohner des Jenseits träumt, auch wir Boten nicht.«
    Kamp war verwirrt. »Und was bitte schön willst du mir damit sagen? Was hat das zu bedeuten?«
    Gregor sah zu den anderen Boten, die auf seinen Blick mit einem Kopfnicken antworteten.
    »Du hast das nicht geträumt. Du hast einen Hinweis bekommen, der nur wie ein Traum aussah.«
    »Von wem denn? Und warum?«
    »Das wüsste ich auch gerne. Der Personenkreis, der dafür in Frage kommt, ist ziemlich klein. Wahrscheinlich einer der Domestiken. Die einzige Alternative wäre er. Über

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