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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Trotz, schlief er nach kurzer Zeit ein.
     
     
    Kamp öffnete die Augen und war wieder in seinem Büro. Ein angenehmes Gefühl, hatte er sich hier doch schon immer uneingeschränkt wohlgefühlt.
    Er drehte sich einmal um sich selbst.
    Keine mysteriösen Türen waren zu sehen, und kein anatomisch abnormes Ebenbild von ihm lag auf dem Boden. Es war angenehm still, und draußen war es noch dunkel. Das konnte nur bedeuten, dass es früher Morgen war und er für ein paar Minuten das ganze Gebäude für sich allein hatte.
    Als er hörte, wie die Tür seines Büros geöffnet wurde, empfand er so etwas wie Enttäuschung. Anscheinend war er doch nicht mehr der Einzige. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Tür, und es erschien Andreas Musiol aus der Controlling-Abteilung! Er stand in der geöffneten Tür und lächelte Kamp an. Erst vor wenigen Tagen hatte Kamp sich mit seinem besten Freund über genau diesen Mann unterhalten und dabei erfahren, dass der Kerl ihn nicht leiden konnte. Dessen Lächeln durfte er daher wohl getrost als falsch einstufen, was seine Enttäuschung über die unterbrochene Ruhe zu einem Gefühl des Zorns wachsen ließ. Er hatte große Lust, seinen Ärger herauszulassen und diesem Blödmann eine Fönfrisur zu verpassen, aber er stellte höhere Ansprüche an sich und wahrte die Contenance.
    »Guten Morgen, Andreas. Schon so früh hier?«, fragte er unverbindlich.
    Musiol erwiderte nichts. Wie eine Maske trug er ein merkwürdig seelenloses Lächeln vor sich her und ging auf Kamps Schreibtisch zu. Eine seiner Hände hatte er hinter dem Rücken versteckt und zauberte sie, als er den Schreibtisch erreicht hatte, wieder hervor. Sie hielt eine Tasse, mit einer dampfenden Flüssigkeit darin. Er stellte sie auf dem Schreibtisch ab, zwinkerte Kamp zu und sagte: »Ich gehe jetzt wieder.« Anschließend nahm er sich Tibbes Drehstuhl, öffnete das Fenster – und sprang.
    Ein hereindringender kalter Windzug ließ Kamp frösteln, und er schloss das Fenster wieder, ohne sich auch nur im Geringsten über Musiols Abgang zu wundern, geschweige denn sich Sorgen zu machen, wie er den Sprung aus der zweiten Etage wohl verkraftet hatte.
    Auf seinem Schreibtisch stand, munter vor sich hin dampfend, eine Tasse, die den Geruch von schwarzem Tee im Raum verbreitete. Das war zu diesem Zeitpunkt wichtiger als alles andere. Er lächelte entspannt und setzte sich hin.
    Gerade als er nach seiner Tasse greifen wollte, änderte sich etwas in seiner Wahrnehmung. Er war immer noch nicht allein. Irgendjemand oder irgendetwas war noch hier. Er warf einen Blick aus dem Fenster, konnte aber nur seinen eigenen Wagen sehen. Nicht mal der Pförtner schien anwesend zu sein. Dabei war doch sonst rund um die Uhr einer da, selbst an den Feiertagen war die Pforte durchgehend besetzt.
    Kamp hörte ein Trippeln und drehte sich erschrocken in die Richtung, aus der das Geräusch zu kommen schien. Er sah nur Tibbes chronisch unaufgeräumten Schreibtisch und den böse dreinblickenden Marsianer von dem Filmplakat. Plötzlich sprang ein Hund auf Tibbes Schreibtisch, klein und braun und irgendwie putzig.
    Er hatte mal in Erwägung gezogen, sich selbst einen kleinen Mitbewohner zuzulegen. Wenn er seine Pläne wahr gemacht hätte, wäre seine Wahl auf genau diese Rasse gefallen. Auf dem Schreibtisch seines besten Freundes stand ein Norwich Terrier und sah ihn schwanzwedelnd an.
    Es ging nichts Bedrohliches von ihm aus, und auch wenn Kamp irgendwo in seinem Hinterstübchen spürte, dass diese Situation nicht ganz normal war, fühlte er sich nicht veranlasst, die Anwesenheit des Tieres in Frage zu stellen. Er hielt ihm die Hand hin.
    »Na, mein Kleiner, was machst du denn hier?«
    Der Hund machte Sitz und hechelte freundlich, ließ sich jedoch nicht von Kamp anlocken. Der zuckte mit den Schultern und richtete seine Aufmerksamkeit auf die vor ihm stehende Tasse. Tee musste man trinken, solange er heiß war.
    Seine Hand befand sich auf halbem Weg zur Tasse, als der Hund anfing zu knurren. Er erhob sich, und da Kamp keine Anstalten machte, seine Hand zurückzuziehen, setzte sich der Hund in Bewegung und kam auf ihn zugelaufen, wobei er auf einem der vielen Zettel von Tibbes Schreibtisch ausrutschte und fast auf die Schnauze fiel. Er fing sich aber gerade noch und kam schließlich neben Kamps immer noch in der Luft verharrender Hand zum Stehen.
    Der Hund sah ihn durchdringend an und wedelte mit dem Schwanz. Kamp zog die Hand nicht zurück, sondern bewegte sie

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